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Der Kampf der Halblinge: Roman (German Edition)

Der Kampf der Halblinge: Roman (German Edition)

Titel: Der Kampf der Halblinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.S. West
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riss sich die Kapuze vom Kopf. Kurz glaubte ich, Schönheit zu erblicken – dann kam das Grauen über mich. Ihre Bosheit, ihre Hässlichkeit kann ich nicht in Worte fassen. ›Kostet!‹, schrie sie den Ghulen zu, denn auch diese wanden sich unter dem Blick der grauenhaften Gestalt. Doch am Ende gehorchten sie. Sie stürzten sich auf meine Kinder, Bronn und ich stellten uns dazwischen. Die Ghule jedoch schleuderten uns mühelos zur Seite. Lia, meine Frau …« Mit tränenerstickter Stimme wandte Yrm sich ab. Es war ihm unmöglich weiterzureden.
    »Lia warf sich vor der Erinya auf die Knie«, fuhr Bronn an seiner Stelle fort. »Sie flehte sie an, ihre Kinder zu verschonen. ›Gnade sei dir gewährt‹, erwiderte die Erinya und lachte dabei.« Bronn zögerte einen Moment. »Das Schlimmste war der Hoffnungsschimmer in Lias Augen.« Bronn fuhr sich mit beiden Händen übers Gesicht. »Hoffnung«, flüsterte er. »Wie trügerisch sie doch sein kann.«
    Unbehaglich richtete Enna sich auf. »Was geschah dann?«
    Bronn sah sie an, und auch in seinen Augen glitzerten nun Tränen. »Gleißend hell leuchtete die Fackel der Erinya auf, als sie sie durch Lias Brust trieb. ›Dies ist die Gnade einer Erinya‹, zischelte sie wie eine Schlange.«
    Schweigen senkte sich über die Gruppe, und auch Enna betrauerte Yrms Verlust. Selbst Gwendalons Aufmerksamkeit galt in diesem Augenblick nicht mehr der in Dunkelheit versinkenden Landschaft. Sein Blick ruhte kurz auf Yrm, doch Enna hätte nicht sagen können, was genau in dem großen Elfenkrieger vorging.
    »Und die Kinder?«, fragte Jorim leise.
    Bronn aber legte nur einen Finger an die Lippen und schüttelte leicht den Kopf. Alle wussten, was er damit sagen – oder eben nicht sagen – wollte.
    »Ich habe es gesehen«, unterbrach Yrm nach einer Weile die Stille. »Ich habe alles gesehen. Und es gab nichts, was ich tun konnte. Also rannte ich. Ich rannte so lange, bis ich irgendwann in einen Wald kam. Ich wollte den frischen Duft des Waldes riechen, versteht ihr?« Keiner sprach ein Wort. »Ich wollte den Anblick zerfetzter Leiber aus meinem Kopf und den Geruch verbrannten Fleisches aus meiner Nase bekommen. Doch es gelang mir nicht. Ich ging in die Suravan-Berge, um zu sterben, aber auch das konnte ich nicht!«
    Enna glaubte, Yrm nun ein wenig besser verstehen zu können. Anfangs hatte sie sich gefragt, weshalb er sie trotz aller Gefahr einfach so begleitet hatte. Jetzt jedoch kannte sie den Grund: Es war ihm egal, was mit ihm geschah. Vielleicht hatte er, als er sich dazu entschieden hatte, sie zu führen, sogar gehofft, endlich den Tod zu finden.
    »Schreckliche Dinge gehen vor sich in den Südlanden«, sagte Alvendorah leise. Ihre Stimme war wie der Wind, der sachte über die Ähren der Gräser streicht. Sie blickte zu Gwendalon auf, und ihr Blick war fordernd, wie Enna fand. Doch auch Zuneigung konnte sie darin erkennen. »Und wir müssen ihnen ein Ende bereiten.«
    Gwendalons eben noch harte Gesichtszüge wurden ein wenig weicher. »Ihr kennt meine Meinung dazu. Selbst der Halbling«, er deutete auf Bronn, »hat eben angemerkt, dass wir besser daran täten, heimzukehren und eine Armee aufzustellen, um uns auf den Feind vorzubereiten.«
    »Warum habt ihr das nicht längst getan?«, wollte Jorim wissen.
    »Weil ich es vorgezogen habe, euch beizustehen«, erklärte Alvendorah. Der Blick, den sie nun Gwendalon zuwarf, hatte etwas Trotziges an sich.
    »Aber ihr hättet mit eurem Heer in die Südlande übersetzen können, um zu verhindern, dass Erinyen und Ghule überhaupt erst einen Fuß in euer Land setzen.« Bronns Überlegung hatte etwas Wahres an sich, aber Alvendorah schüttelte den Kopf. »Läge es an mir, zu entscheiden und die Nordelfen zu führen, wäre es vielleicht so geschehen. Doch mein Vater würde niemals so handeln. Er würde ein Heer nie so weit nach Süden entsenden und Eren-Umdil schutzlos zurücklassen.«
    »Dein Vater?«, fragte Enna.
    »Mein Vater, ja. Talahil Enduriel, der Herrscher der Nordelfen.«
    Jorim sog hörbar die Luft ein, schwieg aber.
    »Ganz gleich, wie Talahil entscheiden würde, es ist zu spät dafür, ein solch großes Heer in den Süden zu entsenden«, gab Gwendalon zu bedenken. Er ließ sich neben Alvendorah nieder und nahm ihre Hand in seine. »Alvendorah«, sagte er, und seine Stimme nahm nun einen weicheren Klang an. »Ich werde Euch begleiten, solange, bis wir diese Suravan-Berge wieder überquert haben. Dann jedoch muss mich mein Weg nach

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