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Der Kampf der Halblinge: Roman (German Edition)

Der Kampf der Halblinge: Roman (German Edition)

Titel: Der Kampf der Halblinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.S. West
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und eilte voran.
    Durch Alvendorahs Frage angestachelt, diskutierten die Halblinge nun weiter über die Herkunft zahlreicher Ausdrücke der Bewohner von Westendtal. Allerdings verstummten sie schon nach wenigen Schritten. Die Landschaft hatte sich verändert, war düsterer geworden. Die Ebene, die sie überquerten, war zwar mit Gras bewachsen, dennoch durchzogen breite Risse die Erde, als hätte es lange nicht mehr geregnet. Das Gras war extrem hart, und für die Halblinge war es äußerst unangenehm, mit ihren nackten Füßen darüber hinwegzulaufen. Auch die Suravan-Berge wirkten von hier aus höher und unüberwindlicher als von der Ebene in Arbor aus. Enna schien es, als hätte jemand gigantische Steinsäulen in die Erde gerammt und oben zugespitzt.
    »Unheimlich, nicht wahr?«, flüsterte ihr Jorim zu. Ihr Bruder deutete nach vorne auf den Drachenkrater. Enna hatte den Berg bereits vom Pass aus betrachtet. Wie gewaltig er jedoch war, wurde ihr erst jetzt, da sie unmittelbar darauf zumarschierten, bewusst. Wären Wolken am Himmel gewesen, so wäre seine Spitze sicher von ihnen verdeckt worden.
    »Seht euch nur die Hänge an«, rief Bronn verblüfft. »Dort müssen heftige Kämpfe getobt haben.«
    Tatsächlich war der Kraterberg übersät mit Gerölllawinen, aus denen die Stämme abgestorbener Bäume herausragten. Viele Stellen waren aufgerissen, und riesige Löcher und Höhlen klafften in den Seiten des Berges, die an im Schrei verstummte Mäuler erinnerten. Geborstene und teils verkohlte Gesteinsbrocken türmten sich übereinander oder steckten einfach im Berg, als hätte sie jemand mit ungeheurer Kraft dagegengeschleudert.
    »Wie ein riesiger, verwitterter Grabstein«, flüsterte Enna, ohne den Blick vom Drachenkrater zu nehmen. »Ich bin froh, wenn wir hier wieder weg sind.«
    »Es war deine Idee, nach den Drachen zu suchen«, erinnerte sie Jorim.
    »Ich weiß, doch jetzt«, sie schlang die Arme um den Körper, »jetzt friere ich und kriege eine Gänsehaut.«
    Bronn drängte sich zwischen die beiden und legte jedem eine Hand auf die Schulter. »Habt keine Angst! Stellt euch einfach vor, wie ihr alles, was ihr erlebt, irgendwann euren Kindern und Enkelkindern erzählen werdet.«
    »Sofern wir hier lebend rauskommen«, murrte Jorim.
    Bronn entgegnete nichts, tätschelte Enna und Jorim nur noch einmal aufmunternd die Schulter, bevor sie schweigend weiterwanderten.
    Auf der Ebene kamen sie deutlich schneller voran als zuvor im Wald- und Sumpfland, dennoch trieb Gwendalon sie immer wieder zur Eile an. Enna hörte, wie er sich leise mit Yrm unterhielt. Die beiden führten nun die Gruppe an. Alvendorah folgte ihnen. Enna hörte sie zwar nicht, doch wann immer sie sich umdrehte, war die Elfenfrau hinter ihr, den Blick oft gen Himmel gerichtet. Den Bogen hielt sie griffbereit und würde ihnen falls nötig Deckung geben können.
    »Hast du das Oberhaupt der Drachen schon einmal gesehen?«, wollte der Elf von dem Menschen wissen.
    »Nein, aber ich hörte von der Legende. Bei den Menschen wurde sie so häufig erzählt, dass niemand es mehr für eine Legende hält.«
    Nachdenklich fuhr sich der Elf durch sein Silberhaar. »Eine Legende – Legenden sind fragwürdig. Gulvaren und Drachen wahren das Gleichgewicht. Es würde mich wundern, wenn eine der Rassen einen Anführer hat.«
    »Als ich damals Schutz am Drachenkrater gesucht habe, sah ich einen großen silbernen Drachen über dem Berg kreisen – den größten und mächtigsten, der mir jemals unter die Augen gekommen ist. Vielleicht war er ja der Anführer.«
    »Vielleicht«, murmelte Gwendalon. »Wir werden sehen.«
    Beinahe ohne Pause hasteten sie über die Ebene, da hielt Alvendorah plötzlich an.
    »Wartet!«, sagte sie leise und deutete nach oben. »Gulvaren. Viele Gulvaren!«
    Abrupt blieben alle stehen und spähten angstvoll in den Himmel. Auch Enna erkannte nun – weit oben im endlosen Blau – die Unheil verkündenden Schatten von Gulvaren. Schwarze Körper wanden sich schlangengleich durch die Luft, ihre Schwingen leuchteten blutrot in der untergehenden Sonne. Es mussten Hunderte ihrer Art sein, die dort kreisten.
    »Wo sind denn nur die Drachen?«, flüsterte Jorim Enna zu, während er den Himmel absuchte.
    »Vielleicht verstecken sie sich vor den Gulvaren.«
    »Gut möglich«, überlegte Bronn und legte den Kopf in den Nacken. »Die Gulvaren fliegen sehr hoch. Fast könnte man meinen, sie hielten nach den letzten Drachen Ausschau.«
    »Hauptsache, sie sehen

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