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Der Kampf der Halblinge: Roman (German Edition)

Der Kampf der Halblinge: Roman (German Edition)

Titel: Der Kampf der Halblinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.S. West
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»Für ihn waren sie Todesboten, weil er meinte, dass eine Sternschnuppe der letzte Lebensfunke eines Lebewesens sei. Verlosch ihr Licht am Himmel, hauchte irgendwo jemand in diesem Augenblick sein Leben aus.«
    »Kein schöner Gedanke«, sagte Toram leise.
    »Und sehr unromantisch«, stimmte Tipplin zu.
    »Meine Urgroßmutter war da ganz anderer Meinung als dein Urgroßvater.« Toram musste schmunzeln, als er an die schrullige alte Romba dachte, die die meiste Zeit des Tages mit ihren Hühnern verbracht hatte. »Als ich noch klein war – ich erinnere mich genau, denn es war der Tag, an dem sie starb –, sagte sie zu mir: ›Toram, selbst wenn dunkle Wolken aufziehen und alle Sterne und sogar der Mond nicht mehr zu sehen sind, gibt es etwas, das niemals verlöschen darf.‹« Toram hielt inne und schwelgte in Erinnerungen.
    »Und was wäre das?«, fragte Tipplin.
    »Der letzte …« Toram brach ab, denn ein Geräusch erreichte ihre Ohren. Es hörte sich an wie ein lautes Atmen – oder wie ein Schnüffeln.
    Gleichzeitig fuhren sie hoch und starrten in die Klamm. Als sie eine Bewegung ausmachten, duckten sie sich rasch hinter ihren Holzstapel. Was auch immer da war, es kam direkt auf sie zu. Genau in dem Moment, als es aus der Klamm heraustrat, gab ein vorüberziehender Wolkenfetzen die Sichel des Mondes frei, die das Wesen gerade hell genug beleuchtete, damit man es erkennen konnte.
    »Ein Dachs«, flüsterte Tipplin erleichtert. »Es ist nur ein blöder Dachs!«
    Lachend richteten sie sich auf. Dabei ergriff der Dachs die Flucht, und die beiden Halblinge waren wieder alleine. Auf den Schrecken hin genehmigten sie sich erst einmal etwas zu essen, doch die Anspannung kehrte bald zurück. Beinahe wünschten sie sich, die Signalfeuer würden endlich aufleuchten, damit alles bald vorüber wäre.
    »Was war es nun, was deine Urgroßmutter zu dir gesagt hat«, nahm Tipplin das Gespräch wieder auf.
    »Der letzte Funke. Der Funke der Hoffnung«, entgegnete Toram. Er spürte Tipplins nachdenklichen Blick, doch sein Gefährte schwieg. So saßen sie still nebeneinander, schauten abwartend hinüber zur Wolfsklamm und lauschten dem Heulen des Windes.

32. DER WEG ZURÜCK
    »Es gibt da ein Problem«, sagte Bronn plötzlich zu Enna und Jorim. Die drei marschierten nach Norden, und das flache Grasland wurde zunehmend hügeliger. Zu ihrer Rechten lag der Grenzsee, der sich so weit nach Osten erstreckte, dass das andere Ufer nicht zu sehen war.
    »Was meinst du?«, fragte Enna.
    »Wenn wir geradewegs nach Westendtal wandern, werden wir der Erinyen-Armee früher oder später in die Arme laufen.«
    Gedankenverloren strich Enna über das große Ei in der Innentasche ihres Mantels. »Das ist allerdings ein Problem. Dann müssen wir wohl über abgelegene Pässe in den Schroffen Bergen ziehen.«
    »Lasst uns doch einfach wieder durch das Labyrinth gehen!«, schlug Jorim unbekümmert vor. »Sicher zeigen uns die Irrlichter noch einmal den Weg.«
    »Irrlichter?« Bronn blickte Jorim an, als sei dieser völlig verrückt geworden.
    Doch Jorim erzählte unbeirrt von ihrer Begegnung mit den Irrlichtern und der Wanderung durch das Labyrinth.
    »Abgesehen davon, dass das eines meiner schönsten Erlebnisse war, haben wir am Ende sogar ein paar Tage eingespart«, schloss er.
    »Ein Irrlicht als Führer – wie sonderbar.« Bronn hatte aufmerksam zugehört, doch nun wirkte er in sich gekehrt. »Womöglich hat das Ungleichgewicht in der Welt doch etwas Gutes.«
    »Wie meinst du das?«, wollte Enna wissen.
    »Na ja, vielleicht regen sich die alten Mächte und tun, was sie sonst nie getan haben: eingreifen!«, erklärte der alte Halbling. »Ein Irrlicht würde sonst doch nie jemanden woanders hinführen als in die Irre.«
    »Von welchen alten Mächten sprichst du da?« Jorim kam ein wenig näher zu Bronn und blickte ihn neugierig an.
    »Von diesen Irrlichter zum Beispiel. Niemand würde sie je finden, wenn sie nicht gefunden werden wollen. Oder die Drachen und Gulvaren. Auch sie sind alte Mächte. Und es gibt noch viele andere. Wir haben sie nur vergessen, weil wir zu sehr mit uns selbst beschäftigt sind. Und es gibt bestimmt noch weitere Völker, welche die alten Mächte vergessen haben.« Bronn hob die Schultern. »Bestenfalls leben diese Mächte nur noch in Legenden weiter. Ihr mögt mich für verrückt halten, aber wisst ihr, was ich glaube?« Er streckte einen Finger in die Luft. »Ich glaube, dass all die Ereignisse dieser Tage aus einem

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