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Der Kampf der Halblinge: Roman (German Edition)

Der Kampf der Halblinge: Roman (German Edition)

Titel: Der Kampf der Halblinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.S. West
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tappen.«
    Immer wieder warf Hanafehl Enna und Jorim amüsierte Blicke zu, die die beiden nicht zu deuten wussten. Enna legte dann jedes Mal eine Hand auf das Ei, um sich zu vergewissern, dass es noch da war. Sie sprach ganz leise oder einfach nur in Gedanken mit ihm. Ab und zu glaubte sie sogar, eine Bewegung unter der dicken Schale zu spüren, und wurde dann von Gefühlen der Zuneigung überrascht, die sie plötzlich für dieses Wesen zu empfinden begann.
    Das Tal wurde noch ein wenig breiter. Der Erenin teilte es in der Mitte und strömte friedlich zwischen den grasbewachsenen Ufern dahin. Nebelschwaden trieben umher, dämpften das stete Plätschern des Wassers. Auch die Natur war gänzlich verstummt – Vögel und anderes Getier hatten vor der nahenden Armee schon längst Reißaus genommen.
    Ein etwas hellerer Fleck am dunstigen Himmel zeigte Enna, dass irgendwo dort oben die Sonne fast im Zenit stand. Doch noch durchdrangen ihre Strahlen nicht den feuchten Dampf, den der vergangene Regen in den Tälern zurückgelassen hatte. Zudem lag eine eigenartige Spannung in der Luft, die jedoch nicht von den Erinyen oder den Ghulen ausging. Vielmehr war es etwas Unsichtbares, ein Schrecken, der nicht zwischen Freund und Feind unterschied. So zumindest empfand es Enna. Sie wusste ja auch, woran das lag; ihre Feinde hingegen konnten es nur ahnen.
    Ennas Schritte wurden nun immer schwerer, schließlich brachten sie sie ihrem Verderben immer näher: Entweder würde sie bald von Steinen erschlagen werden, oder die Erinyen würden in Westendtal einfallen. Wahrscheinlicher jedoch war, dass beides geschah.
    »Nur gut, dass wir die Holzstapel überdacht haben«, sagte Elvor und überprüfte die Holzkonstruktion, die das Dach trug.
    »Allerdings«, pflichtete ihm Talegrin bei. »So wie es noch bis vor Kurzem geregnet hat, hätten wir das Holz mit unserem Hochprozentigen allein nicht entzünden können. Aber du willst es doch nicht jetzt entfachen?«
    Elvor schüttelte den Kopf. »Noch nicht. Aber ich habe so ein Gefühl, dass es nicht mehr lange dauern wird. Deshalb sollten wir vorbereitet sein und den Schnaps über die Scheite gießen, damit es später schneller geht.«
    Talegrin stützte sich auf sein Bein, das er auf einen Felsblock gestellt hatte, und sah über das Tal hinweg. »Vielleicht hast du recht. Auch ich habe so ein merkwürdiges Kribbeln in meinem alten Gedärm.« Er nickte den Zwillingen Boglin und Bremlin zu, und sofort schnappten sich die beiden einige Flaschen des missglückten Kartoffeltrunks und gossen diesen über das Holz – nicht jedoch, ohne vorher davon zu kosten.
    Seufzend fuhr sich Talegrin mit einer Hand über das Gesicht. »Der Schnaps ist sicher nicht besser geworden!«, tadelte er die beiden rothaarigen, sommersprossigen Halblinge, doch die grinsten nur.
    Schließlich winkte er ab und ging zu Elvor, der nun ebenfalls das Tal beobachtete.
    »Kannst du da unten irgendetwas erkennen?«
    Elvor schüttelte grimmig den Kopf und starrte weiter hinab in die Vergessenen Täler.
    »Wenn nur endlich dieser träge Nebel verschwinden würde«, murmelte Talegrin. »Hier oben brennt mittlerweile die Sonne und dort unten dampft es, als würde jemand einen Rieseneintopf kochen.«
    »Einen Erinyen- und Ghul-Eintopf«, rief Boglin und leckte sich die Lippen. »Lecker!«
    Elvor verdrehte die Augen. Er bereute es schon jetzt, Fridon und Marvin anstelle der nervigen Zwillinge zurückgeschickt zu haben.
    »Das ist gespenstisch«, flüsterte Bremlin, der neben Elvor und Talegrin in die Hocke gegangen war, während die anderen zwanzig Halblinge sich etwas abseits niedergelassen hatten. Alle spähten angestrengt in die Täler hinab und warteten auf den Feind. Die Stille war unerträglich, doch niemand wagte mehr, sich durch ein Gespräch abzulenken. Zu sehr fürchteten sie, das feindliche Heer könnte unbemerkt unter ihnen hinwegziehen.
    Dann, die Sonne stand schon tief im Westen, und in den Tälern begann es zu dämmern, richtete sich Brandolin plötzlich auf. Schnell sank der blonde Halbling jedoch wieder in die Hocke, so als müsste er in Deckung gehen und sich verstecken. Mit zitternder Hand zeigte er nach unten. »Seht ihr das?«
    Ganz langsam nickte Elvor. Auch er erblickte den fahlen Lichtschimmer der Erinyen-Fackeln, die den Nebel erhellten.
    »Sie kommen!«
    Der Anblick erinnerte ihn an eine brennende Schlange, die sich durch die Schlucht wand. Wenig später jedoch kam das Leuchten im Nebel zum Stehen. Das Heer hatte

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