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Der Kampf der Halblinge: Roman (German Edition)

Der Kampf der Halblinge: Roman (German Edition)

Titel: Der Kampf der Halblinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.S. West
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würde ihrer Forderung nachkommen. Stattdessen ließ er sich in die Hocke nieder und blickte ihr ruhig in die Augen.
    »Ich werde nicht mit Euch kämpfen. Ich lasse Euch Euer Leben und Eure Fackel, die ureigenste Waffe einer Erinya. Wenn ihre Glut auf Euren nackten Körper fällt, werdet Ihr eine Fackelstreiterin in ihrer ursprünglichsten Form sein, so wie am Tage, als Ihr den Bund des Blutes geschlossen habt. Diese Gnade erweise ich Euch als Mensch, so wie die Grausamkeit des Erinya in mir Euren Umhang und Eure Geißel verbrannt hat.«
    Yorak erhob sich und ging – ohne sich umzudrehen – zum Höhlenausgang.
    Sprachlos sah sie ihm nach und musste mit ansehen, wie sein Schatten verschwand. »Seht her!«, hörte sie ihn rufen. »Dies ist der Kopf eures Anführers. Er hat die Usurpatorin verraten, und sie ließ ihn töten!«
    Das Gekreische der Ghule brandete draußen durch die Dunkelheit und drang selbst bis in den hintersten Winkel der Höhle. Nur zu gut konnte sich Zervana vorstellen, wie sich nun Ghul gegen Erinya wandte, und wenn sie auch hoffte, sie würden Yorak in Stücke reißen, so wusste sie doch, dass dies nicht geschehen würde, denn er würde all das Chaos, das nun entstand, nutzen und verschwinden. Der Kampflärm kam näher, hallte laut in der Höhle wider, und für einen Moment schloss sie die Augen. Sie musste Kräfte für ihre Befreiung sammeln – und für ihre Rache.
    Das Leuchtfeuer, welches Ombur Felsenschlag und Edegart Steinacker am oberen Ende der Wolfsklamm entzündet hatten, brannte noch immer, als Elvor und die Halblinge es erreichten. So war es ihnen möglich, dessen Wärme während ihrer kurzen Rast zu genießen. Ombur und Edegart selbst waren bereits zurückgegangen, so wie es vereinbart gewesen war.
    Wenigstens konnte sich Elvor nun sicher sein, dass ganz Westendtal über das Nahen der feindlichen Armee Bescheid wusste.
    Allerdings wollte er sich keinen Illusionen hingeben. Er nahm an, dass sich die Erinyen von der Lawine nicht würden aufhalten lassen. Vermutlich hatten sie sich schon längst neu formiert und ihren Vormarsch fortgesetzt.
    Gleich würde sich die Sonne über den Horizont schieben, und Elvor drängte die anderen zum Aufbruch. Ohne zu murren erhoben sich die Halblinge und eilten schweigend weiter. Wie Elvor auch, hingen die meisten wohl ihren eigenen Gedanken nach. Dem jungen Sternenfaust fiel es schwer, nicht zu verzweifeln. Bronn war tot, Enna und Jorim wahrscheinlich auch. Nicht nur, dass damit ihre Hoffnung auf Rettung dahinschwand, er hatte auch das Mädchen verloren, in das er sich verliebt hatte.
    Somit stand nur noch eine Barrikade aus Palisadenzäunen und Kartoffelschnapsfässern zwischen den Erinyen und Westendtal. Wäre die Lage nicht so traurig gewesen, Elvor hätte vermutlich lachen müssen.
    »Was glaubst du, wie lange wir sie an der Barrikade aufhalten können?«, fragte er Talegrin. Gerade stiegen sie durch die Wolfsklamm abwärts, und der Wind heulte immer lauter durch die Felsenschlucht.
    Talegrin seufzte. »Ich weiß es nicht. Tipplins Idee, ein Gebiet abzustecken, dieses dann mit Kartoffelschnaps zu fluten und in Brand zu stecken, ist gut. Aber der Schnaps wird schnell verbrennen, und dann gibt es nur noch einen einzigen Palisadenzaun. Wenn der fällt …« Talegrin brach ab, presste die Lippen aufeinander und schüttelte den Kopf.
    »Dann ist der Weg nach Westendtal frei«, beendete Elvor den Satz. Nun war er froh um den heulenden Wind, der seine Unterhaltung mit dem alten Sternenfaustrecken übertönte, denn er wollte den anderen nicht die Hoffnung nehmen. Jetzt konnten er und seine Gruppe sich nur noch zu der Barrikade begeben, wo bereits Ambrin und viele andere warten würden.
    Elvor sah zu Talegrin und ließ dann seinen Blick über Brandolin, die rothaarigen Zwillinge Boglin und Bremlin sowie all die anderen schweifen. Dabei musste er an Bronn Sternenfaust und seine Truppe alter Helden denken. Und genau dieser Gedanke gab ihm Kraft, als würde seine Hoffnung, das drohende Schicksal doch noch irgendwie abwehren zu können, mit aller Macht aufbegehren.
    Zervana schrie auf vor Wut. So schnell sie konnte, schabte sie mit ihren Fesseln über einen scharfen Stein, bis der Stoff nachgab. Dann erhob sie sich und ergriff die Fackel, die neben ihr lag und in einem fahlen Licht pulsierte. Kaum hatten sich ihre Finger um den Griff geschlossen, loderten die Flammen auf, brannten beinahe so heiß wie Zervanas Zorn. Wenn sie sich jetzt verkroch, wäre die

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