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Der Kampf der Halblinge: Roman (German Edition)

Der Kampf der Halblinge: Roman (German Edition)

Titel: Der Kampf der Halblinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.S. West
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und Blute ruht!« Die Stimmen wurden immer lauter.
    »Und sagt mir, habt ihr euch jemals lebendiger gefühlt als an jenem Tage? Habt ihr nicht die Hitze des Feuers in diesem Moment in ihrer reinsten Form verspürt?« Zervana schrie die Fragen nun mit aller Macht hinaus. »Ich habe mich entkleidet, um euch an diesen besonderen Tag zu erinnern, also erinnert euch, Erinyen!«
    Euphorie erfasste die Menge. Fackeln wurden emporgereckt, glommen auf und begannen zu knistern. Die letzten Ghule, die noch nicht geflohen waren, zuckten im sich ausbreitenden Lichtschein zusammen, dann duckten sie sich und schlichen hastig davon.
    Zervana sah immer mehr Erinyen herbeiströmen. Offenbar sprach sich das, was hier geschah, herum und erreichte auch die Ohren jener, die sie nicht sehen konnten.
    Insgeheim lobte sie sich für den Einfall, ihre Streiterinnen an diesen Tag zu erinnern und die damit verbundene Begeisterung hervorzurufen. Alle weiblichen Erinyen gierten schließlich danach, den Bund des Blutes einzugehen und ihre Fackel entgegenzunehmen. Doch Zervana von Myrador, Usurpatorin der Südlande, wusste die Raserei noch einmal zu steigern. Langsam sank sie auf die Knie. »So knie ich nieder auf heißem Stein, ertrage still die Qual und Pein«, rief die Entkleidete laut. »Heute jedoch, wo die Erinyen sich auf ihrem Eroberungszug in die Nordlande befinden, sollen es nicht meine Knie sein, die das Feuer ertragen.« Sie nahm ihre Fackel in die rechte Hand und führte sie langsam an ihren Oberkörper. Stille breitete sich aus. Noch einmal holte Zervana Luft – dann drückte sie sich die Fackel der Länge nach zwischen die Brüste. Ein sengender Schmerz, heiß und stechend, jagte durch ihren Körper, doch sie biss die Zähne zusammen und hieß ihn willkommen. Sie ignorierte die Qual, den Geruch ihres eigenen verbrannten Fleisches. Stattdessen genoss sie, was sie in den Gesichtern ihrer Untergebenen sah: Verblüffung und Entsetzen, aber auch Bewunderung und Anerkennung.
    Zervana erhob sich wieder. Die Erinyen starrten auf ihre Brust, dorthin, wo eben noch die Fackel gelegen hatte und jetzt verbrannte Haut schwelte.
    »Seht es euch an!« Zervanas Stimme schnitt durch die Luft. »Seht es euch gut an, das Mal der Herrscherin. Alle zukünftigen Usurpatorinnen sollen es tragen, sollen im Schmerz des Feuers beweisen, dass sie würdig sind, Erinyen anzuführen!«
    Einen Moment noch lag Schweigen in der Luft, dann brach Jubel aus. Das Gebrüll aus Tausenden von Kehlen toste durch das Tal und hallte von den Felswänden wider. Stolz und voller Anmut schritt Zervana durch die Reihen. Nicht nur die Fackelträgerinnen, auch die männlichen Erinyen, die sich im Kampf mit einer Geißel begnügen mussten, warfen ihr respektvolle Blicke zu. Zervana war es gelungen, die Niederlage, die ihr der Verräter zugefügt hatte, in einen Sieg umzuwandeln. Zwar war das Bündnis mit den Ghulen zerbrochen und Tausende Erinyen lagen entweder unter Geröll begraben oder waren in dem kurzen, aber heftigen Gefecht gegen die Ghule gefallen, doch der Kampfgeist ihres Volkes war in diesem Augenblick stärker als je zuvor.
    Als sie den Hang hinuntergelaufen war und die Talsohle erreicht hatte, blieb sie stehen.
    »Wie lauten Eure Befehle, Usurpatorin?«, wollte Randora, eine der Heerführerinnen, wissen.
    »Ordne die Reihen und berichte mir, wie viele wir sind. Dann ziehen wir weiter.«
    Die Erinya nickte und wollte sich schon abwenden.
    »Doch zuerst bring mir einen neuen Umhang«, rief Zervana ihr zu. »Wie du sicher bemerkt hast, ist der heutige Tag ein besonderer. Von nun an werden alle zukünftigen Anführerinnen das Herrschermal tragen.« Sie deutete auf ihre Brust, in der noch immer der Schmerz pochte. »Heute ist für mich ein Neubeginn! Daher will ich einen neuen Umhang, um ihn mit den Zeichen meiner Siege zu verzieren.«
    Randora verneigte sich rasch, dann eilte sie davon. Zervana musste nicht lange warten, bis zwei Erinyen auftauchten – eine extrem hochgewachsen, die andere etwas kleiner und jünger –, die einen zusammengelegten Lederumhang zwischen sich trugen.
    »Euer neuer Umhang, Herrin, wie Ihr es befohlen habt«, sagte die Hochgewachsene.
    Zervana nahm den Mantel entgegen und legte ihn sich um ihre knochigen Schultern.
    »Ein unversehrter Umhang ist Eurer nicht würdig«, sagte die jüngere Erinya, trat zurück und zog ihre Geißel. »Lasst mich Euch die Ehre erweisen!«
    Nun war Zervana überrascht. Die Erinya wusste schließlich, was der Preis

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