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Der Kampf der Halblinge: Roman (German Edition)

Der Kampf der Halblinge: Roman (German Edition)

Titel: Der Kampf der Halblinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.S. West
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nur, aber deutlich. Es waren Schritte – sie kamen näher.
    Enna schrak hoch und sog hektisch die Luft ein.
    Konzentriere dich.
    Ihre Augenlider senkten sich fast von alleine wieder.
    Öffne deine Sinne, schaue mit deinem Geist.
    Vor Ennas innerem Auge entstand ein Wald. Erneut vernahm sie die Schritte, dann sah sie einen Schemen: Valandil . Dieser Name tauchte plötzlich in ihrem Kopf auf, auch wenn sie nicht wusste, was er bedeutete. Dann bewegte sich etwas zwischen den dicken Stämmen umher wie grauer Dunst. Dieser jedoch konnte niemals derart schnell sein, geschweige denn sich verdichten. Aber genau das tat er nun und wurde zu zwei Tieren, wie Enna sie noch nie gesehen hatte. Pferde, so voller Stolz und Anmut, dass sie selbst sich klein und unbedeutend vorkam.
    Die Valandil – Elfenpferde. Alles beginnt und endet jetzt, Enna , hörte sie die Stimme in ihren Gedanken.
    Sie konnte nicht mehr nachfragen, was damit gemeint war, denn als sie die nicht minder anmutigen Gestalten auf dem Rücken der Pferde erkannte, lächelte sie. »Alvendorah!«, rief sie und öffnete unwillkürlich die Augen. Doch außer Jorim, der sie anstarrte und den Kopf schüttelte, war niemand zu sehen.
    »Es ist keiner hier, außer uns.«
    Enna holte tief Luft und fuhr sich mit beiden Händen übers Gesicht. »Es war so real, Jorim. Ich sah Alvendorah. Die Bilder in meinem Kopf wirkten so echt!« Enna legte beide Hände auf das Ei unter ihrem Umhang. »Ich wünschte nur, ich könnte das alles verstehen.«
    »Ich hätte es nicht stehlen dürfen«, meinte Jorim plötzlich. »Wenn es dich verrückt macht, ist es meine Schuld.«
    »Aber nein«, entgegnete Enna schnell. »Ich werde nicht verrückt! Also untersteh dich, solchen Unfug zu reden, und lass uns jetzt weitergehen.« Sie kniff Jorim freundschaftlich in eine seiner geröteten Wangen und schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln – jedenfalls versuchte sie es.
    »Warte, Enna Borkenfeuer!« Sie war nicht mehr als drei Schritte gegangen, als sie erneut diese Worte vernahm. Doch dieses Mal hatte wirklich jemand gerufen, denn auch Jorim hatte sich umgewandt und spähte in den Wald hinein. Enna kannte nur eine, deren Stimme so sanft war wie das leise Wispern der sommerlichen Abendbrise in Westendtal. Sie trat vor, ein Stück weiter unter die Bäume, und blickte sich um. Und dann geschah genau das, was sich soeben vor ihrem geistigen Auge abgespielt hatte. Hätte Jorim sie nicht im letzten Moment gestützt, wäre sie wohl vor Schreck umgefallen.
    »Holt Wassereimer!«, schrie Elvor den Zwillingen zu. »Vielleicht können wir so die zweite Palisade länger halten!«
    Und während sich Boglin und Bremlin unschlüssig umsahen, kam Tipplin bereits angestürmt.
    »Hier entlang!«, rief er, griff die Arme der beiden Brüder und eilte, gefolgt von Toram und anderen, davon. Der findige Tipplin Zündfuß hatte seinen ganzen Hausrat mitgebracht, so zumindest erschien es Elvor, und er hoffte, dass er auch einige Eimer bei sich hatte. Vielleicht würden sie länger durchhalten, wenn es ihnen gelang, die Feuer an den Palisaden zu löschen. Allerdings drängte sich ihm sogleich die Frage auf, wozu. Wozu sollten sie durchhalten? Auf wen sollten sie denn noch warten? Würde es überhaupt einen Unterschied machen, wie lange die Barrikade hielt?
    Er blickte hinauf zum azurblauen Himmel. Noch waren keine Sterne zu sehen. In diesem Augenblick erinnerte er sich an Bronns Worte: Haltet sie auf! Er sah seinen Großvater vor sich, erstarrt zu Stein, stolz vor einer knienden Erinya stehend. Nein, er würde nicht aufgeben! Dieses Mal würde er nicht »Ich will nicht sterben« wimmern wie bei seinem Sturz in den Bergen.
    Elvor eilte die Stufen hinauf auf den Wehrgang der zweiten und letzten Barrikade. Erleichtert sah er, wie die letzten Halblinge durch die kleine Öffnung in dem Palisadenzaun schlüpften und diese dann hinter sich verrammelten. Für den Augenblick waren alle in Sicherheit. Ein berstendes Geräusch kündete jedoch davon, dass der Wehrgang der ersten Palisade nachgab und zusammenbrach. Funken stoben in alle Richtungen davon, Flammen verzehrten knisternd das Holz.
    »Wir müssen so viele Erinyen wie möglich an die Barrikade heranlassen, bevor wir die Fässer einsetzen.« Talegrin war an Elvors Seite und zeigte mit einem Finger hinauf in die Berghänge, wo sich Halblinge verschanzt hatten, um die Fässer mit verdorbenem Kartoffelschnaps im richtigen Moment loszulassen.
    »Ich hoffe, die da oben werden nicht

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