Der Kampf der Halblinge: Roman (German Edition)
Welt freigesetzt. Diese Kräfte waren es, die das rasche Erstarken der Erinyen begünstigt haben. Das Bündnis der Fackelfrauen mit den Ghulen hätte euch Halblinge auslöschen, hätte den Niedergang vieler Völker bewirken können. Doch durch euer Handeln und eure beherzten Taten sind Ereignisse eingetreten, die dies verhindert haben.«
»Aha«, sagte Jorim, doch sein Gesichtsausdruck blieb skeptisch. Er trat wieder zurück zu Enna.
»Es waren Halblinge«, fuhr nun der Drache fort, »die Barrikaden errichtet haben, um ihr Land zu schützen. Es waren Halblinge, die ausgezogen sind, um ihren alten Helden, Bronn Sternenfaust, zu finden. Er war es, der sich der alten Mächte erinnerte und den Geist der Berge herbeirief, um die Erinyen aufzuhalten.«
Enna runzelte die Stirn, fragte sich, was es mit dem Berggeist auf sich hatte. Bronn soll sich mit ihm verbündet haben?
»Das erkläre ich dir später«, flüsterte ihr Elvor ins Ohr.
»Es waren Halblinge«, sprach der Drache weiter, »die den Pfad der Elfen gekreuzt und ihre Herzen bewegt haben. Es waren Elfen, die sich daraufhin ebenfalls der alten Mächte erinnert haben und die Valandil riefen. Und es war ein tapferes Halblingsmädchen, das die Schrecken hinter den Suravan-Bergen nicht scheute, und dessen Bruder im Herzen des Drachenkraters das eine, das besondere Ei an sich nahm. Eine Tat, die Menschen oder Elfen als töricht erachtet hätten, die ihren Zweifeln und Ängsten erlegen wären und niemals das gewagt hätten, was dieser kleine Halbling aus seiner Intuition heraus tat.« Der Drache richtete seine Augen nun auf Jorim. Fast hatte Enna den Eindruck, der Silberdrache würde schmunzeln, sofern dies bei einem solchen Wesen überhaupt möglich war. »Oft sind es gerade die närrischen Entscheidungen, die dem Schicksal einen neuen Verlauf geben«, schloss er.
Genau das waren seine Worte im Kraterberg gewesen, dachte Enna. Also hatte er gewusst, dass Jorim das Ei genommen hatte, und ihn absichtlich ziehen lassen.
»Mit dem Kommen der beiden«, der Silberdrache neigte das gewaltige Haupt zu dem kleinen roten Drachen und dem Gulvaren herab, »beginnt eine ganz besondere Zeit. Alte Mächte werden erstarken, werden sich den Völkern der Welt offenbaren und sie neue Dinge lehren: den Weg von gegenseitigem Verständnis und das Wissen um die tieferen Geheimnisse, die uns umgeben. Doch es werden auch dunkle Mächte erstarken; Mächte, die stärker sein werden als die Flammen der Erinya, stärker als der kraftvolle Arm des Ghuls.«
Enna betrachtete Zervana. Die Erinya hatte noch kein Wort gesprochen. Sie stand einfach nur da, ihre Fackel glomm in gedämpftem, fast schon friedlichem Licht vor sich hin. Seltsamerweise empfand Enna keinen Groll mehr ihr gegenüber.
»Was wird aus den Erinyen?«, fragte Elvor plötzlich. »Was geschieht mit ihr?« Er deutete auf Zervana.
Es war der Gulvar, der antwortete. »So wie das blonde Halblingsmädchen einen Bund mit dem roten Drachenweibchen eingegangen ist, so ist die Erinya einen Bund mit dem Gulvaren eingegangen.«
»Bedeutet dies, dass der Gulvar Zervana gehorchen und ihr folgen wird?« Ennas Blick wanderte zwischen den beiden großen Wesen hin und her.
»Weder Drache noch Gulvar würden jemandem dienen«, erklärten beide gleichzeitig.
»Dies sind nur Legenden und Wunschträume oder Lügengeschichten, die sich jemand ausdenkt, um andere zu beeinflussen«, fuhr der Silberdrache fort.
Enna fühlte sich ertappt, denn es war schließlich ihre Idee gewesen, Zervana vorzugaukeln, ein Drache würde ihr folgen, während ein Gulvar sie töten würde.
»Die Wesen, die dem Zwillingsei entstiegen sind, mögen heute klein sein, doch ihre Kräfte sind bereits präsent. Du, Halblingsmädchen«, der mächtige Drache schaute auf Enna herab, »hast es schon gespürt. Ihre Stimme – denn im Gegensatz zu uns sprechen sie nur mit einer – hast du in deinem Kopf vernommen. Sie sind höhere Wesen, als wir es je waren. Und du hast erblickt, was ihre Augen schon vorher gesehen haben.«
Enna erinnerte sich daran, dass sie Alvendorah auf den Valandil vor ihrem geistigen Auge hatte kommen sehen, ehe es wirklich geschah. Doch schon sprach der große Drache weiter.
»Und so haben die zukünftigen Bewahrer des Gleichgewichts in ihrer Weisheit einen Halbling und eine Erinya in die einzigartige Verbindung, die sie miteinander haben, mit eingeschlossen. Der Friede, den du in deinem Herzen fühlst, Mädchen, ist der gleiche, den nun auch die Erinya
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