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Der Kampf des Geisterjaegers

Titel: Der Kampf des Geisterjaegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Delaney
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Tränen in die Augen treten lassen.
    Dennoch blieb eine Tatsache bestehen, die die Grundlage all dessen bildete, was mein Meister mich gelehrt hatte: Ich diente dem Land, und meine oberste Pflicht war es, an das Wohl aller zu denken, die hier lebten. An alle Menschen, nicht nur an die, die mir lieb und teuer waren.
    »Ich brauche trotzdem einen Tag und eine Nacht, um sorgfältig darüber nachzudenken. Geben Sie mir so lange Zeit, sonst lautet die Antwort Nein«, beharrte ich und versuchte, möglichst sicher zu klingen.
    Mistress Wurmalde fauchte durch die Zähne wie eine Katze. »Du glaubst also, dass du Zeit schinden kannst, und hoffst, dass sie morgen gerettet werden können? Das kannst du vergessen, Junge! Mach dir keine Illusionen. Die Mauern des Malkin-Turm sind wirklich stark. Es wäre mehr als dumm, seine Hoffnung auf ein paar Soldaten zu setzen. Ihr Blut wird sich in Wasser verwandeln und ihre Knie werden vor Angst schlottern. Pendle wird sie verschlingen. Es wird sein, als hätten sie nie existiert.«
    So stand sie dort, groß und arrogant, strahlte Bösartigkeit aus und die Gewissheit ihrer Macht. Mir standen hier keine Waffen zur Verfügung, aber in Downham gab es welche, nur ein paar Meilen weiter im Norden. Wie würde sich Mistress Wurmalde mit einer Silberkette gefesselt fühlen, die sich fest gegen ihre Zähne presste? Wenn es nach mir ginge, würde sie das sehr bald zu spüren bekommen. Doch noch war ich wehrlos. Hexen sind körperlich sehr stark. Ich hatte mich schon mehrmals im Griff einer Hexe befunden, und Mistress Wurmalde sah aus, als sei sie kräftig genug, mich zu ergreifen und mir die Schlüssel mit Gewalt wegzunehmen. Wieder fragte ich mich, warum sie es nicht tat oder warum sie nicht Tibb die Drecksarbeit überließ.
    Wie Pater Stocks gesagt hatte, musste sie den Anschein wahren. Das könnte eine Erklärung sein. Sie hoffte, ihr Ansehen bewahren zu können, egal was in den nächsten paar Wochen oder Tagen geschah. Aber könnte es auch mehr sein? Vielleicht konnte sie mir die Schlüssel ja tatsächlich nicht mit Gewalt wegnehmen. Vielleicht musste ich sie freiwillig herausrücken oder sie ihr im Tausch gegen etwas anderes geben. Vielleicht hatte meine Mutter selbst aus der Ferne ein Verbot aufgestellt und eine Machtbarriere errichtet. Es war eine schwache Hoffnung, aber ich klammerte mich verzweifelt daran.
    »Einen Tag und eine Nacht«, sagte ich zu Mistress Wurmalde. »Ich brauche so viel Zeit. Meine Antwort ist die gleiche.«
    »Dann nimm sie dir!«, fauchte sie. »Und während du versuchst, dich zu entscheiden, denk daran, wie deine Familie leidet. Aber du darfst dieses Haus nicht verlassen. Das kann ich nicht erlauben. Geh zurück in dein Zimmer. Dort wirst du bleiben, bis du uns die Schlüssel gibst.«
    »Wenn ich nicht zum Malkin-Turm gehe, wird sich Master Nowell fragen, was passiert ist ...«
    Sie lächelte düster. »Ich werde ihm ausrichten lassen, dass du und Pater Stocks an einem Fieber leiden. Master Nowell wird morgen viel zu beschäftigt sein, um sich mit deiner Abwesenheit zu befassen. Du wirst die geringste seiner Sorgen sein. Nein, du musst hierbleiben. Es wäre sehr gefährlich, ohne meine Erlaubnis fortzugehen. Dieses Haus wird von etwas bewacht, dem du mit Sicherheit nicht begegnen möchtest. Du würdest nicht lebend hinauskommen.«
    In diesem Moment erklang ein Geräusch aus der Ferne. Die tiefen Schläge einer Glocke hallten durch das Haus. Es war Mitternacht. Die Uhr schlug zwölf.
    »Morgen Nacht um diese Zeit musst du dich entscheiden«, warnte mich Wurmalde. »Wenn du dich falsch entscheidest oder uns keine Antwort gibst, wird deine Familie sterben. Du hast die Wahl.«

Kapitel 10
Tibb
    Ich kehrte in mein Zimmer zurück und schloss die Tür hinter mir. Ich musste unbedingt fliehen, aber ich wagte es nicht. All mein Mut schien mich verlassen zu haben. Irgendwo im Maus lauerte Tibb auf jede meiner Bewegungen. Ich hatte nichts, mit dem ich mich verteidigen konnte, und vermutete, dass ich wahrscheinlich nicht einmal die nächste Tür erreichen würde, bevor er mich überfiel.
    Mir schwirrte der Kopf so von Sorgen und Ängsten, dass ich kein Auge zutun konnte, daher zog ich einen Stuhl zum Fenster.
    Im Mondlicht sahen der Park und die Landschaft dahinter sehr friedlich aus. Gelegentlich konnte ich über das leise Schnarchen von Pater Stocks ein schwaches Kratzen auf dem Gang hören. Es hätten Mäuse sein können. Aber es hätte auch Tibb sein können, der auf der

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