Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Kampf des Geisterjaegers

Titel: Der Kampf des Geisterjaegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Delaney
Vom Netzwerk:
Pirsch war. Es machte mich nervös und unsicher.
    Ich öffnete das Fenster und sah an der Mauer hinunter, die mit Efeu überrankt war. Vielleicht konnte ich auf diesem Wege fliehen? Würde der Efeu mein Gewicht tragen? Ich lehnte mich hinaus und griff in die Pflanze unter meinem Fenster, aber als ich daran zog, hatte ich lauter Blätter und Zweige in den Händen. Der Efeu wurde wahrscheinlich mindestens einmal jährlich vom Fenster zurückgeschnitten und dies hier waren erst einjährige Pflanzen. Vielleicht waren die Stämme etwas weiter unten dicker und holziger und der Efeu stärker in der Wand verankert?
    Aber das war riskant. Wurmalde würde meinen Fluchtversuch nicht riechen können, doch sobald ich den Abstieg begann, würde Tibb es bemerken. Ich müsste vorsichtig klettern und das brauchte Zeit. Bevor ich unten war, würde die Kreatur dort schon auf mich warten. Wenn ich stürzte, wäre es noch schlimmer ... Nein, das war zu riskant. Ich ließ meinen Gedanken freien Lauf und andere Bilder ersetzten die Vorstellung von meiner Flucht. Die grausamen. Bilder, die Wurmalde mir ausgemalt hatte, wurden lebendig und ließen sich kaum verscheuchen: Jack in Qualen, Mary, die aus Furcht vor der Dunkelheit schrie, und die arme Ellie, die um das ungeborene Kind trauerte, das sie verloren hatte. Die Mörderhexe Grimalkin, die losgelassen wurde, um ihnen noch mehr Schmerzen zuzufügen. Das Schnipp-Schnipp ihrer Schere ...
    Doch im Laufe der Nacht wichen meine Sorgen langsam der Müdigkeit. Meine Glieder wurden mir schwer, und ich spürte den Drang, mich aufs Bett zu legen. Wie Pater Stocks hielt ich es nicht für notwendig, mich auszuziehen, sondern ließ mich einfach mit meinen Kleidern rückwärts aufs Bett fallen. Zuerst wollte ich nicht einschlafen, aber bald wurden mir die Lider schwer, während alle Sorgen und Ängste langsam von mir abfielen.
    Ich sagte mir, dass mir Wurmalde einen Tag und eine Nacht gewährt hatte, eine Entscheidung zu treffen. Solange ich in diesem Haus blieb, würde mir nichts geschehen. Am Morgen würde ich frisch und ausgeruht sein und einen Weg finden, meine Probleme zu lösen. Ich musste mich nur entspannen ...
    Ich weiß nicht, wie lange ich geschlafen hatte, aber plötzlich wachte ich auf, weil jemand schrie:
    »Nein! Nein! Lass mich! Lass mich! Geh weg von mir!«
    Es hörte sich an wie eine Stimme aus einem Traum. Ein paar Augenblicke lang lag ich da, wusste nicht, wo ich war, und starrte verwirrt an die Decke. Es war sehr dunkel im Zimmer, nicht einmal der Mond schien mehr. Nur langsam erkannte ich die Stimme als die von Pater Stocks.
    »Oh Gott! Oh Gott, behüte mich!«, rief er erneut. In seiner Stimme lag schieres Entsetzen.
    Was war los mit ihm? Was geschah dort? Dann wurde mir klar, dass irgendetwas den Priester angriff. War es die Hexe oder Tibb? Ich hatte keine Waffen und wusste nicht, was ich tun konnte, aber ich musste versuchen, ihm zu helfen. Doch als ich versuchte, mich aufzurichten, fehlte mir die Kraft dazu. Mein Körper fühlte sich schwer an, meine Glieder gehorchten mir nicht. Was war los mit mir? Ich fühlte mich schwach und krank.
    Ich hatte das Fleisch nicht angerührt, daher konnte es kein Gift sein. War es eine Art Zauber? Ich war Wurmalde sehr nahe gewesen. Zu nahe. Wahrscheinlich hatte sie irgendeine schwarze Magie gegen mich angewendet.
    Dann hörte ich Pater Stocks beten: »Aus der Tiefe rufe ich zu dir, oh Herr. Herr, erhöre meine Worte ...«
    Zuerst war die Stimme des Priesters deutlich zwischen Stöhnen und Schmerzensrufen zu hören, doch sie wurde immer schwächer, bis sie schließlich ganz erstarb.
    Etwa eine Minute lang war es still, doch dann hörte ich vor meiner Zimmertür ein leises Kratzen. Wieder versuchte ich, mich aufzusetzen. Es war zwecklos, doch mit großer Anstrengung schaffte ich es, den Kopf ein wenig zu bewegen und etwas nach rechts zu drehen, sodass ich zur Tür sehen konnte.
    Schnell gewöhnten sich meine Augen an die Dunkelheit, und ich konnte genug sehen, um zu erkennen, dass die Tür offen stand, wenn auch nur einen kleinen Spalt. Doch während ich hinsah, begann sich der Spalt zu verbreitern, was mein Herz wild schlagen ließ. Immer weiter und weiter öffnete sich die Tür und quietschte leise in den Angeln, als sie schließlich ganz aufschwang. Ich blickte in die tiefe Dunkelheit dahinter, entsetzt und doch erwartungsvoll. Jeden Moment würde Tibb ins Zimmer kommen.
    Zuerst konnte ich nichts sehen, aber ich konnte ihn hören - hören,

Weitere Kostenlose Bücher