Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Kampf des Geisterjaegers

Titel: Der Kampf des Geisterjaegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Delaney
Vom Netzwerk:
alle beschriftet waren. War das Medizin? Vielleicht war ja etwas darunter, was Jack helfen konnte? Daneben gab es viele Bücher in unterschiedlichen Größen, die alle in Leder gebunden waren. Manche von ihnen sahen aus wie Tagebücher, und ich fragte mich, ob meine Mutter sie geschrieben hatte. Ein besonders großer Band zog meine Blicke auf sich und erweckte in mir den Wunsch, ihn an mich zu nehmen. Vielleicht waren es ja Aufzeichnungen über ihr Leben mit meinem Vater auf dem Hof? Oder sogar Aufzeichnungen über ihr Leben, bevor sie sich getroffen hatten?
    Außerdem lagen drei große, oben mit einem Strick zugebundene Leinenbeutel in der Truhe. Mab nahm einen von ihnen heraus, und als sie ihn auf dem Boden abstellte, hörte ich das unmissverständliche Klingeln von Münzen. Mab riss die Augen auf, knotete hastig den Strick auf und griff mit der Hand in den Beutel. Als sie sie wieder herauszog, glitzerte es golden auf: Ihre Hand war voller Guineen.
    »Das muss ein Vermögen sein!«, sagte Mab, der vor Gier fast die Augen aus dem Kopf fielen.
    Schnell überprüfte sie die restlichen beiden Beutel. Auch sie waren voller Goldmünzen - genug, um Jacks Hof mehr als einmal zu bezahlen. Ich hätte nie vermutet, dass Mama so viel Geld besaß.
    »Das ist ein Beutel für jede von uns!«, rief Beth.
    Diesmal widersprach Mab ihrer Schwester nicht. Sie richtete ihr Augenmerk wieder auf die Truhe. »Geld ist ja gut und schön«, meinte sie. »Aber ich würde mein Leben darauf verwetten, dass da drin noch etwas Besseres ist. Ich frage mich, was wohl in den Büchern steht? Vielleicht ihr ganzes Wissen - Zaubersprüche und so. Wurmalde wollte diese Truhen unbedingt haben. Sie wollte die Macht deiner Mutter. Also muss etwas hier drin sein, was die Mühe lohnt.«
    Sie nahm das größte der Bücher, das, das auch mich schon gereizt hatte, und zog es aus der Truhe. Doch als sie aufs Geratewohl eine Seite aufschlug, begann sie die Stirn zu runzeln. Dieses Stirnrunzeln vertiefte sich immer mehr, als sie die Seiten umblätterte.
    »Das ist ja alles in einer fremden Sprache!«, schrie sie. »Ich verstehe überhaupt nichts davon! Kannst du das lesen, Tom?«, fragte sie und warf mir das Buch zu.
    Noch bevor ich es ansah, wusste ich, dass es kein Latein war, denn das war eine Sprache, die viele Hexen kannten. Es war das Buch meiner Mutter und natürlich in ihrer eigenen Sprache geschrieben - Griechisch. Die Sprache, die sie mich von klein auf gelehrt hatte.
    »Nein«, behauptete ich und versuchte, überzeugend zu klingen. »Das verstehe ich leider auch überhaupt nicht ...«
    Doch in diesem Augenblick fiel ein kleiner Umschlag zwischen den Seiten hervor und flatterte zu Boden. Mab bückte sich und hielt ihn hoch, damit ich ihn sehen konnte, bevor sie ihn aufriss.
    An meinen jüngsten Sohn, Thomas J. Ward
    Sie knüllte den Umschlag zusammen und warf ihn weg, bevor sie den Brief auseinanderfaltete. Wieder runzelte sie die Stirn und gab ihn mir.
    »Das ist ganz und gar nicht in Ordnung, Tom«, meinte sie mit einem spöttischen Lächeln. »Du nimmst schlimme Gewohnheiten an, wirklich. Erst willst du dich nicht an deine Abmachung halten und jetzt erzählst du Lügen. Das hätte ich nicht von dir erwartet. Der Brief ist in derselben Sprache geschrieben wie das Buch. Warum sollte eine Mutter ihrem Sohn einen Brief in einer Sprache schreiben, die er nicht versteht? Also sag mir, was da steht. Sonst gehen die anderen nirgendwohin - außer in ihr Grab!«
    Ich nahm den Brief und begann zu lesen. Für mich waren die Worte so klar verständlich, als wären sie in meiner eigenen Sprache geschrieben.
    Lieber Tom,
    diese Truhe sollte als erste mit dem Schlüsseln geöffnet werden.
    Die anderen Truhen lassen sich nur bei Mondlicht öffnen und nur von dir. Darin schlafen meine Schwestern und allein der Kuss des Mondes kann sie erwecken. Fürchte dich nicht vor ihnen. Sie werden erkennen, dass du von meinem Blut bist, und werden dich beschützen und notfalls ihr Leben geben, um deines zu retten.
    Bald wird die Dunkelheit Gestalt annehmen und wieder auf der Erde wandeln. Aber du bist meine personifizierte Hoffnung, und was es kurzfristig auch immer kosten mag, du hast den Willen und die Kraft, am Ende zu siegen.
    Bleibe nur deinem Gewissen treu und vertraue deinen Instinkten. Ich hoffe, dass wir uns eines Tages Wiedersehen, aber was auch geschieht, denk immer daran, dass ich stolz auf dich bin.
    Deine Mutter

Kapitel 17
Mondlicht
    Nun? Was steht da?«, verlangte

Weitere Kostenlose Bücher