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Der Kartograph

Der Kartograph

Titel: Der Kartograph Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Gabriel
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dachte an eine Holzschnitt-Arbeit. Und wann könntet Ihr mit dieser Aufgabe fertig sein? Denkt daran, ich spreche nicht von der üblichen Größe, sondern von einem wahrhaft monumentalen Werk.»
Nicolas Lud hatte den Atem angehalten, während sein Onkel redete. Nun atmete er langsam, aber hörbar aus und schaute Gauthier Lud voller Bewunderung an. Genau das war es, was ihn auszeichnete. Er mochte ein Gelehrter sein, den Kopf oft in den Wolken wie sie alle. Aber er war auch ein Realist und ein Geschäftsmann, allerdings kein bloßer Buchhalter, sondern ein Mann mit Visionen. Der künftige Druckereibesitzer Gauthier Lud war nicht gewillt, anderen das große Geschäft zu überlassen. Er war entschlossen, dass es die Druckerei in Saint-Dié sein würde, die der Welt die große Sensation bescherte. Martin Waldseemüller konnte es jedoch zunächst kaum glauben. «Seid Ihr sicher, dass Ihr das wollt? Und wenn meine These von diesem vierten Erdteil sich nun als die Ausgeburt eines verwirrten Geistes herausstellt?»
«Natürlich bin ich sicher. Also, ich warte auf Eure Antwort, Magister. Glaubt Ihr an Euch selbst, an Eure Berechnungen, oder nicht?»
Martin Waldseemüller blickte ihn kurz an. Die Begeisterung dieses Mannes riss ihn mit. Dann war die Entscheidung also gefallen, vor der er sich so lange gedrückt hatte. Er atmete tief durch und nickte. «Ja, ich glaube an mich. Und ich kann eine solche Karte schaffen.»
Gauthier Lud wirkte sehr zufrieden. «Uns allen ist klar, dass sich unter den Neidern ein Sturm der Kritik erheben wird. Doch zusammen stehen wir das durch. Also, wie lange braucht Ihr? Ich meine, für eine große, eine wirklich große Karte.» «Ich denke, etwa acht Monate. Doch dann ist da noch die Introductio. Wenn Ringmann sie schreiben soll, muss er schnellstens nach Saint-Dié. Ich verstehe sowieso nicht, warum er nicht schon hier aufgetaucht ist. Oder habt Ihr ihm mitgeteilt, dass wir den Ptolemäus noch nicht erhalten haben?»
«Nein, wir erwarten seine Ankunft eigentlich auch jeden Tag», erklärte Nicolas Lud.
«Ich werde ihm einen Brief schreiben», erwiderte Martin Waldseemüller.
Nicolas Lud musterte ihn versonnen. Die Begeisterung des Onkels hatte auch ihn angesteckt. «Das reicht nicht.»
«Was reicht nicht?», erkundigte sich Gauthier Lud.
«Nun, die monumentale Karte.»
«Was, noch mehr? Wir müssen jetzt schnell sein», erwiderte sein Onkel. «Ich werde jedenfalls alles daran setzen, diesen Ringmann hierher zu bekommen, und dafür sorgen, dass die Druckerpresse von Saint-Dié in acht Monaten arbeitet.»
«Wir müssen uns aber zusätzlich noch etwas ausdenken, eine weitere Überraschung, mit der unsere Gegner nicht rechnen. Eine, die ein für alle Mal klar macht, dass wir keine Spinner und Träumer sind, sondern genau wissen, was wir tun. Ich jedenfalls bin überzeugt von dem, was Ilacomylus vorhat.»
«Danke. Danke, dass Ihr an mich glaubt. Und auch Dank dafür, dass ich bleiben kann.»
Gauthier Lud schlug ihm so kräftig auf die Schulter, dass Martin Waldseemüller zusammenzuckte. «Dafür ist kein Dank notwendig. Ihr seid einer der besten Köpfe, die mir je untergekommen sind. Euer Wissen und Können zusammen mit den Möglichkeiten und dem Schutz, den wir, das Gymnasium, Saint-Dié und der Herzog von Lothringen Euch bieten – es müsste doch mit dem Teufel zugehen, wenn wir es nicht schaffen würden. Wir alle hier glauben an Euch. Aber Nicolas hat Recht. Wir müssen noch eine weitere Überraschung bereit halten. Habt Ihr denn gar keine Idee, Ilacomylus?»
«Doch. Ich hätte schon eine. Aber so etwas wurde noch niemals gemacht. Ich weiß nicht, ob es möglich ist.»
«Redet schon, heraus mit der Sprache!»
«Nun, Ihr erinnert Euch sicher an die unzähligen Male, als wir darüber diskutiert haben, wie die Perspektive einer Karte verbessert werden könnte? Wie man sie so zeichnet, dass trotz der gerundeten Erdoberfläche auf einem zweidimensionalen Druck nicht zu große Verzerrungen entstehen.»
«Ja, nun sagt schon, spannt uns nicht so lange auf die Folter», dröhnte nun auch der Bariton von Gauthier Lud.
«Ich wüsste einen Weg, um Verzerrungen fast gänzlich auszuschließen, allerdings bräuchte ich dazu noch etwas mehr Zeit …»
«Per Mercurium, rückt endlich mit der Sprache heraus!»
«Ein Globus. Man müsste einen Globus machen. So, wie das Ei von Martin Behaim, dem Nürnberger. Aber wir müssten eine einfachere Lösung finden. Erinnert Ihr Euch? Ihr habt sicher davon gehört. Im selben

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