Der Katalysator
Street, um das Apartment abzuschließen, seine Reisetasche zu packen und Mary anzurufen. Merkwürdig – es war fast, als habe sie ihn erwartet. „Ich habe von Evelyn alles erfahren“, erklärte sie. „Paul, es tut mit so leid.“
„Du hast mit Evelyn gesprochen? Ich habe kein Telephon im Loch, aber sie soll Anrufe für mich im alten Büro entgegennehmen. Sie hätte mir sagen müssen, daß du angerufen hast.“
„Ich habe sie gebeten, dich nicht damit zu belästigen. Ich weiß, daß du Probleme hast.“ Sie klang defensiv. Es mußte um etwas Wichtiges gehen.
„Aber jetzt reden wir miteinander, und ich wüßte gern, weshalb du angerufen hast.“
„Es ist nichts.“
Es ist nichts, wiederholte er bei sich. „Du bist schwanger.“ Dieser Nachmittag am C&O-Kanal. Wieder ein Punkt für Trialin.
„Aber ich habe Resorbinpillen hier“, sagte sie rasch. „Drei Tage … kein Problem.“
Sie ist cool. Er runzelte die Stirn. „Aber du hast noch nicht angefangen?“
„Nein. Ich dachte, ich sollte zuerst mit dir reden.“
Er wußte nicht sofort, was er sagen sollte. Er kannte die Statistiken. Eine beträchtliche und noch immer wachsende Zahl von emanzipierten Frauen des einundzwanzigsten Jahrhunderts zog es vor, ihre Kinder mit Hilfe der Samenbank der Genetikbehörde zu bekommen. So konnten sie (unterstützt natürlich durch den Computer) sich detailliert aussuchen, was sie haben wollten. Einen IQ, der den eigenen um maximal zehn Punkte übertraf. Einen potentiellen Wissenschaftler. Einen potentiellen Musiker. Einen potentiellen Künstler. Einen potentiellen Athleten. Beinahe garantierte Zugehörigkeit zu den oberen zehn Prozent auf der Elementarschule und mit Bundesmitteln finanzierte College-Stipendien. Nach Angaben der Behörde würde man in hundert Jahren überhaupt keine Männer mehr brauchen, abgesehen von einer kleinen Schar Auserwählter, die als Samenspender dienen müßten.
Wie dachte Mary über diese Dinge?
Er konnte es nicht sicher wissen. (Weibliche Gedankengänge waren letztlich nie zu ergründen.) Aber sie hatte ihn angerufen.
„Hör zu“, sagte er. „Ich komme sofort zu dir. Bis dahin kannst du die verfluchten Pillen durchs WC spülen.“
Plötzlich fiel ihm ein, daß er weder einen Job noch irgendwelche Angebote hatte und daß die Vorstellung, mit einer Frau für immer zusammenzuleben, in mancher Hinsicht beunruhigend war. Und vielleicht wollte sie ihn auch gar nicht. Aber er war entschlossen, sie zu fragen. Natürlich konnte sie ablehnen. Tatsächlich wäre es nur logisch, wenn sie es täte. Vielleicht würde sie ihn sogar auslachen. Vielleicht aber auch nicht. Im Grunde war überhaupt nicht vorauszusehen, was sie tun würde.
Er pfiff die Ouvertüre von Song, während er mit seiner Reisetasche zum Parkplatz hinunterging.
Unterwegs mußte er wieder an jenen Nachmittag am Kanal denken, an das verfallene Steinhaus, an das verwaschene Schild am Eingang und an den Ozongeruch. Mehrmals hatte er bereits versucht, die Schrift auf der Tafel in Gedanken zu entziffern, aber es war ihm nie ganz gelungen.
Gef
KeinZ
No
US-Beh
Gab es da vielleicht einen Grund zur Besorgnis? Sollte er die Parkverwaltung anrufen? Nein, das wäre albern. Sie würden höflich mit ihm reden, aber insgeheim würden sie ihn für verrückt halten.
Er spielte mit den Wortfetzen wie mit einem schwierigen Kreuzworträtsel oder einem Sam-Lloyd-Matt-in-drei-Zügen.
Was wäre die schlimmste Möglichkeit? Bedeutete „No–“ vielleicht … Novarella?
Vor seinen Augen nahm das Schild Gestalt an, Buchstabe um Buchstabe.
Gef
Kein Zutritt
Novarella
US-Behörde
Er schluckte heftig und begann zu
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