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Der Katalysator

Der Katalysator

Titel: Der Katalysator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles L. Harness
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dar­in, daß man sich Fra­gen an­hör­te, die mit tro­ckener, mo­no­to­ner Stim­me von ei­nem Ton­band ka­men, das die Bun­des­be­hör­de für Ein­woh­n­er­sta­tis­tik vier­und­zwan­zig Stun­den am Tag ab­spiel­te, und daß man die­se Fra­gen auf einen Piep­ton hin be­ant­wor­te­te. Na­me des Bräu­ti­gams? Piep. „Paul Hen­ry Bland­ford.“ Sei­ne Ver­si­che­rungs­num­mer? Piep. Ge­burts­da­tum? Piep. Ge­burts­ort? Piep. Mäd­chen­na­me der Braut? Piep … (Seit ei­ni­gen Jah­ren wur­de auch ei­ne Stim­me­ni­den­ti­fi­ka­ti­on ver­langt – ir­gend­wann hat­te ein Witz­bold dem Bür­ger­meis­ter den Aus­weis ge­klaut und ihn per Com­pu­ter mit der Rie­sen­da­me vom Zir­kus Ring­ling Bro­t­hers ver­hei­ra­tet).
    Wollt ihr mit­ein­an­der vor dem Ge­setz die Ehe ein­ge­hen? Piep. Soll die­se Ehe rück­wir­kend in Kraft tre­ten? Piep. „Ja.“ (Er über­leg­te kurz. Das Da­tum der An­hö­rung, der Tag da­nach – Sams­tag.) Er nann­te das Da­tum: „-ter Sep­tem­ber 2006.“
    Schie­ben Sie ih­re Aus­weis­kar­ten in die da­für vor­ge­se­he­nen Schlit­ze an der Sei­te des Sprech­ge­rä­tes. Es dau­ert zehn Se­kun­den, die Gül­tig­keit Ih­rer münd­li­chen An­ga­ben und Ih­rer Aus­wei­se zu über­prü­fen. Über­prü­fung ab­ge­schlos­sen. Ih­re Hei­rats­re­gis­ter­num­mer ist NY 2006 – 17834. Die­se Num­mer ist jetzt auf Ih­ren Aus­wei­sen un­ter der Ru­brik ‚Stand’ ein­ge­prägt und wird in Zu­kunft auf Ih­rem Ge­halts­strei­fen und auf Ih­ren Ver­si­che­rungs­nach­wei­sen aus­ge­druckt. Die Zeit: Es ist ein­und­zwan­zig Uhr fünf. Die Tem­pe­ra­tur in der Stadt­mit­te be­trägt sie­ben Grad Cel­si­us. Wind­ge­schwin­dig­keit: acht Ki­lo­me­ter pro Stun­de aus Nord­west. Nie­der­schlags­wahr­schein­lich­keit für heu­te nacht: zehn Pro­zent …
    Paul leg­te das Sprech­ge­rät auf die Ga­bel. Ih­re mo­di­fi­zier­ten Aus­weis­kar­ten schau­ten sie nicht ein­mal an.
    Im Halb­dun­kel ging Ma­ry ins Bad und zog sich um. Nach ei­ner Wei­le kam sie zu­rück. Sie trug einen Haus­man­tel aus weißem, sanft schil­lern­dem Sa­tin, der um die Tail­le durch einen Ma­gnet­gür­tel ge­hal­ten wur­de. Ih­re Brust­war­zen drück­ten sich su­chend durch den Stoff, als hiel­ten sie Aus­schau nach den Hän­den, die sie gleich be­rüh­ren wür­den.
    Sie blieb vor ihm ste­hen und sah ihn an. Dann öff­ne­te sie den Ma­gnet­ver­schluß und ließ das Ge­wand erst von der einen und dann von der an­de­ren Schul­ter glei­ten, so daß es zu fal­len be­gann. Es fiel lang­sam und kräu­sel­te sich da­bei durch die Rei­bung und die dar­un­ter ein­ge­schlos­se­ne Luft. An ih­ren Hüf­ten blieb es einen Mo­ment lang hän­gen; sie muß­te es mit den Hand­flä­chen weiter­schie­ben, und dann schweb­te es in kreis­run­den Fal­ten rings um ih­re Fü­ße zu Bo­den. Paul sah ihr da­bei zu, und er hat­te den Ein­druck, daß das Ge­wand ei­gent­lich gar nicht fiel, son­dern daß sie dar­aus her­vor­stieg wie Ve­nus aus dem Meer. Nur einen Au­gen­blick lang fes­sel­te ihn die­se Il­lu­si­on, denn so­gleich wa­ren sei­ne Bli­cke ge­bannt von ih­rem Kör­per. Et­was so Schö­nes hat­te er in sei­nem gan­zen Le­ben noch nicht ge­se­hen. Das töd­li­che Vi­rus hat­te sie nicht an­ge­rührt. Ihr Ge­burts­fleck war im Däm­mer­licht kaum zu se­hen.
     
     
    Spä­ter, als sie ne­ben­ein­an­der in ih­rem schma­len Bett la­gen, ka­men ihm Ver­se aus dem Ho­he­lied Sa­lo­mos in den Sinn: Wie sind dei­ne Schrit­te so schön in den San­da­len, du Fürs­ten­toch­ter! Der Bug dei­ner Hüf­ten gleicht ei­nem Ge­schmei­de … dein Leib ist ein Wei­zen­hau­fen, von Li­li­en um­hegt. Ihr Haar, sonst meist glatt, um­gab jetzt in feuch­ten Löck­chen ihr Ge­sicht. Al­les an dir ist schön, Ge­lieb­te, und kein Ma­kel haf­tet dir an.
    (Ha­ben wir ei­gent­lich zu Abend ge­ges­sen? Ich kann mich nicht er­in­nern. Ob sie wohl Hun­ger hat? Viel­leicht soll­te ich Tom Whi­te Tower ein paar Ham­bur­ger her­auf­schi­cken las­sen.) Aber noch wäh­rend er dar­über nach­dach­te, be­gann sei­ne freie Hand lang­sam über ih­re Hüf­te und ih­re Brust zu strei­cheln. Sie streck­te bei­de

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