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Der Katalysator

Der Katalysator

Titel: Der Katalysator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles L. Harness
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ver­lang­te, daß er et­was ge­gen sei­ne Fein­de un­ter­nahm.
    Se­ra­ne na­tür­lich. Aber nicht nur Se­ra­ne. Es gab auch an­de­re. Wo­mög­lich wür­de er ei­ne gan­ze Rei­he von Leu­ten los­wer­den müs­sen. Die­ser Ge­dan­ke trös­te­te ihn an­ge­sichts der vie­len Un­ge­wiß­hei­ten, die vor ihm la­gen.
    Wenn er durch die Tür­öff­nung in sein Vor­zim­mer schau­te, sah er Mrs. Pinks­ter. Vor­ge­beugt saß sie auf ih­rem Stuhl. Das Son­nen­licht drang durch die Fens­ter her­ein und über­flu­te­te ih­re schräg­ge­neig­te Ge­stalt. Ihr Schat­ten bil­de­te ein K auf der Wand. Kuss­man er­starr­te für einen Au­gen­blick in Ehr­furcht. Das war ein gött­li­ches Omen. Selbst Gott war von ihm be­ein­druckt.
    Die Stun­de war na­he.
    Se­ra­ne? Noch nicht. Noch nicht.
    Zu­erst muß­te er sich mit Vin­cent Vi­tu­ra­te be­schäf­ti­gen. Vor Mo­na­ten schon, und mit äu­ßerst freund­li­chen und höf­li­chen Wor­ten, von ei­nem Grup­pen­chef zum an­de­ren, hat­te er den Fa­ser­chef ge­be­ten, nicht so hart an sei­ner neu­en, feu­er­fes­ten Fa­ser zu ar­bei­ten. Es war nicht der rech­te Zeit­punkt für einen Er­folg der Fa­ser-Ab­tei­lung. So et­was wür­de die Auf­merk­sam­keit des Vor­stan­des von der Be­wil­li­gung der fünf­zig Mil­lio­nen Dol­lar ab­len­ken, die er für die Hoch­druck-Tria­lin-Fa­bri­ka­ti­ons­an­la­ge be­an­tragt hat­te. Aber Vi­tu­ra­te hat­te ihn igno­riert. Die Fa­ser­leu­te ar­bei­te­ten här­ter als je zu­vor. Ge­rüch­ten zu­fol­ge stan­den sie jetzt vor der Er­öff­nung der Pi­lot­pro­duk­ti­on. Wenn Vi­tu­ra­te auch nur einen Fun­ken von Ver­stand be­saß, wür­de er sei­ne Tests jetzt ab­bla­sen.
    In der Wo­che sei­nes sech­zigs­ten Ge­burts­ta­ges be­kam Vin­cent Vi­tu­ra­te ei­ne Rei­he von in­ter­essan­ten Ge­schen­ken.
    Am Mon­tag ge­lang den Fa­ser­leu­ten der lan­ger­war­te­te Durch­bruch. Mit Er­folg zo­gen sie ei­ne hal­be Mei­le der neu­en Wun­der­fa­ser (sie nann­ten sie jetzt Py­ro­pol) aus der Spinn­dü­se der Pi­lot­an­la­ge.
    Vi­tu­ra­te ließ Pro­ben da­von bei Kuss­man (der nicht son­der­lich er­freut zu sein schi­en) und ging mit sei­nen Leu­ten in ei­ne na­he ge­le­ge­ne Knei­pe, um dort zu fei­ern.
    Am Diens­tag wur­de Vi­tu­ra­te in Hum­berts Bü­ro ge­ru­fen, und dort er­fuhr er, daß er ge­feu­ert war.
    Mit blei­chem Ge­sicht und völ­lig ver­dat­tert be­gann Vi­tu­ra­te zu pro­tes­tie­ren. „Aber das ist ver­rückt ! Ich bin nicht ge­schei­tert – ich war er­folg­reich ! Wir ha­ben ei­ne Fa­ser ge­macht! Hier …“ – er zog ei­ne Rol­le von sei­nem Mo­no­fil aus der Ta­sche und warf sie vor Hum­bert auf den Tisch – „… das ist sie! Py­ro­pol!“
    „Vin­ce, al­ter Freund“, sag­te Hum­bert trau­rig, „bit­te fas­sen Sie es nicht so auf. Wir wis­sen, daß Sie Er­folg hat­ten. Das ist es ja ge­ra­de. Wir wa­ren noch nicht ganz so weit. Es könn­te sehr leicht die Auf­merk­sam­keit von an­de­ren, wich­ti­ge­ren Pro­jek­ten ab­len­ken – et­wa von der Tria­lin-An­la­ge.“
    „Ich ge­he zu Kuss­man …“
    „Fred hat mich ge­be­ten, die An­ge­le­gen­heit in die­ser Wei­se zu re­geln, Vin­ce.“
    Der Po­ly­mer-Wis­sen­schaft­ler schwieg ei­ne Wei­le. Dann be­gann er lei­se zu re­den. Nicht zu Hum­bert. Nicht zu sich selbst. Er re­de­te ein­fach.
    „Spä­ter, im Jah­re ’98, er­fuhr ich, daß ich es bei­na­he zum No­bel­preis ge­bracht hät­te, für mei­ne Bei­trä­ge zur Po­ly­mer­che­mie. Ge­nau wie Zieg­ler beim Po­ly­äthy­len und Nat­ta beim Po­ly­pro­py­len. Dies­mal wä­re es ge­lun­gen, mit Py­ro­pol – für das Team, für die Fir­ma, für mich.“
    Als Vi­tu­ra­te hin­aus­ging, sank Hum­bert er­leich­tert auf sei­nem Stuhl zu­sam­men.
    Beim Mit­tages­sen wur­de die Ent­las­sung gründ­lich ana­ly­siert.
    „Wie kann man einen Mann feu­ern, weil er Er­folg hat?“ frag­te Paul.
    „Ei­ner der Sprü­che, die hier in den Gän­gen im Um­lauf sind“, er­wi­der­te Marg­gold düs­ter, „ist, daß es nur zwei Grün­de gibt, As­h­kett­les zu ver­las­sen. Der ei­ne ist Ver­sa­gen, der an­de­re Er­folg.“
    In der Nacht nach Vi­tu­ra­tes

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