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Der Katalysator

Der Katalysator

Titel: Der Katalysator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles L. Harness
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stö­ren, da­mit er sich auf sei­ne Be­rich­te kon­zen­trie­ren kön­ne.
    Paul war ei­ne of­fi­zi­el­le Aus­nah­me. Die Pa­ten­t­ab­tei­lung hat­te die Wei­sung er­hal­ten, Se­ra­nes La­bor­no­ti­zen durch­zu­se­hen und si­cher­zu­stel­len, daß al­le sei­ne Er­fin­dun­gen durch Pa­tent­an­trä­ge ab­ge­deckt wa­ren. Pflicht­schul­digst nahm Paul die No­tiz­bü­cher aus dem Sa­fe der Bi­blio­thek und be­gann sie ei­nes nach dem an­de­ren durch­zu­se­hen.
    Als er die Sei­ten um­blät­ter­te, wuß­te er, daß er die Bü­cher noch nie ge­se­hen hat­te. Aber gleich­zei­tig er­schie­nen sie ihm ver­traut. Wo­her? Seit wann?
    Und war dies hier al­les? Ir­gend­wie kam es ihm so vor, als fehl­te et­was. Hat­te die Rei­he der Auf­zeich­nun­gen nicht schon vor 1996 be­gon­nen? Nein, das konn­te nicht sein. Am 3. Ja­nu­ar 1996 hieß es: Mein ers­ter Tag … Und dann hat­te er es! Wie dumm von ihm! Se­ra­ne hat­te noch den Band von 2006. Den zehn­ten. Und Paul wür­de ihn nicht da­nach fra­gen.
    Trotz­dem war da noch et­was Ge­heim­nis­vol­les an der gan­zen Sa­che.
    Lang­sam und Sei­te um Sei­te ar­bei­te­te er sich vor, und ei­ne Rei­he von Ein­trä­gen wa­ren ihm neu. Es wa­ren Ar­bei­ten durch­ge­führt wor­den, die nie­mals in die rou­ti­ne­mä­ßig ver­teil­ten La­bor­be­rich­te Ein­gang ge­fun­den hat­ten und die ver­mut­lich nie zu Pa­tent­an­trä­gen ent­wi­ckelt wor­den wa­ren. Paul stell­te einen kom­plet­ten Satz von Se­ra­nes al­ten La­bor­be­rich­ten zu­sam­men und ver­glich die­se Be­rich­te mit den No­ti­zen. Er fand Dut­zen­de von Lücken.
    Er hol­te Marg­gold her­bei und zeig­te ihm die Do­ku­men­te, die er auf sei­nem Tisch aus­ge­brei­tet hat­te. Marg­gold war nicht be­ein­druckt. „Ich ha­be nie ge­glaubt, daß die Pa­ten­t­ab­tei­lung mit Se­ra­ne wür­de Schritt hal­ten kön­nen. Aber zu­min­dest schei­nen Sie un­se­ren Teil die­ser Ar­beit da­mit ab­ge­grenzt zu ha­ben. Es ist ei­ne Men­ge Ar­beit, aber ich schla­ge vor, daß Sie die Bü­cher mit Se­ra­ne zu­sam­men durch­ge­hen, ei­nes nach dem an­de­ren.“
    „Wer­de ich ihn da­mit in Schwie­rig­kei­ten brin­gen? Kuss­man läßt ihn Be­rich­te schrei­ben.“
    „Ich re­de mit Kuss­man. Sie ma­chen wei­ter. Hal­ten Sie es in ei­nem ver­nünf­ti­gen Um­fang – sa­gen wir, et­wa ei­ne Stun­de täg­lich.“
    Was dar­aus folg­te, war ei­ne Art Or­gie. Als ers­tes je­den Mor­gen die Dis­kus­si­on mit Se­ra­ne. Das Pla­nen der Ar­beit. Mit­tags Schach. Nach­mit­tags dann die Pa­tent­an­trä­ge dik­tie­ren. Für Paul war es ei­ne Pha­se von ma­ni­scher Trun­ken­heit, und er hat­te den Ein­druck, daß für Se­ra­ne das Le­ben da­durch er­träg­li­cher ge­macht wur­de.
     
     
    Se­ra­nes al­te Grup­pe schwand da­hin; sei­ne Mit­ar­bei­ter wur­den großen­teils in an­de­re Ab­tei­lun­gen ver­setzt. Se­ra­ne sah es be­trübt mit an.
    Dr. Quir­rel wur­de in die Harn­stoff­pro­duk­ti­on ge­steckt. Drei Ta­ge und drei Näch­te lang stu­dier­te er die Plä­ne der An­la­ge. Rasch hat­te er die Pro­ble­me er­faßt, und er glaub­te ei­ni­ge Lö­sun­gen an­bie­ten zu kön­nen. Er war­te­te und war­te­te, aber sein Vor­ge­setz­ter stell­te ihm kei­ne ein­zi­ge Fra­ge. Im­mer wenn der Mann an sei­nem Tisch vor­über­kam, duck­te Quir­rel sich in sei­ne Pa­pie­re, stets in der Hoff­nung (und zu­gleich vol­ler Furcht), ins Freie ge­drängt und dort ek­sta­tisch miß­han­delt zu wer­den, so wie Se­ra­ne es prak­ti­ziert hat­te. Doch es ge­sch­ah nicht. Et­was in ihm be­gann zu ver­dor­ren. Se­ra­ne be­schaff­te ihm schließ­lich einen Lehr­auf­trag am Stam­ford Com­mu­ni­ty Col­le­ge, wo er nichts wei­ter zu tun hat­te als Ar­bei­ten für Che­mie I zu kor­ri­gie­ren und sich Auf­zeich­nun­gen für sei­ne nächs­ten che­mo­phy­si­ka­li­schen Vor­le­sun­gen zu ma­chen.
    Kuss­man ver­setz­te Dr. Slav zur Land­wirt­schaft­sche­mie und Dr. Tei­de­mann zur Me­tall­ur­gie: die phy­si­ka­li­schen und phi­lo­so­phi­schen An­ti­po­den des La­bors. Der Lei­ter der Land­wirt­schafts­ab­tei­lung gab Dr. Slav ei­ne Pro­jekt­no­tiz mit dem Ziel, ein

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