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Der Katalysator

Der Katalysator

Titel: Der Katalysator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles L. Harness
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Wo­chen. Sie wis­sen na­tür­lich, daß die Si­tua­ti­on da­durch recht schwie­rig wird. Ich wer­de einen an­de­ren Grup­pen­lei­ter fin­den müs­sen. Und ich wer­de Sie ir­gend­wie be­schäf­ti­gen müs­sen. Sie und Ih­re Leu­te sind mit ih­ren Pro­jekt­be­rich­ten üb­ri­gens ein paar Wo­chen im Rück­stand. Wenn Sie das über­neh­men könn­ten, wür­de ich einen ru­hi­gen Ar­beits­platz für Sie fin­den. Schrei­ben Sie die Be­rich­te in Lang­schrift. Mrs. Pinks­ter wird da­für sor­gen, daß sie ge­tippt wer­den.“

 
13
Das Loch
     
     
     
    Se­ra­ne be­kam ein be­helfs­mä­ßi­ges Quar­tier in ei­nem klei­nen Bü­ro in der zwei­ten Eta­ge ne­ben dem HCN-Raum. Hier ar­bei­te­ten ge­le­gent­lich sol­che Che­mi­ker, die das La­bor dem­nächst ver­las­sen wür­den. Der Raum hat­te einen Na­men: das Loch.
    Die Ar­beit im Loch war oft­mals hilf­reich bei der De­fi­ni­ti­on des­sen, was man war und wo man ge­we­sen war. Hier war die letz­te Sta­ti­on auf der Stra­ße nach Nir­gend­wo.
    Paul hat­te den Raum schon ge­se­hen. Er kann­te sei­nen Ruf. Jetzt stat­te­te er ihm einen kur­z­en, aber fei­er­li­chen Be­such ab.
    Er hat­te die Ge­schich­ten ge­hört. Vor Jah­ren war dies das Bü­ro des al­ten Dr. Krug ge­we­sen, der die klei­ne HCN-Grup­pe ge­lei­tet hat­te. Ei­nes Mor­gens hat­te man ihn über sei­nen Schreib­tisch zu­sam­men­ge­sun­ken ge­fun­den (über eben die­sen Schreib­tisch), Ge­sicht und Fin­ger bläu­lich ge­färbt. Nie­mand hat­te je fest­stel­len kön­nen, wie das HCN aus der HCN-Kam­mer in das an­gren­zen­de Bü­ro hat­te ge­lan­gen kön­nen, aber ganz of­fen­sicht­lich war es ihm ge­lun­gen.
    Der Si­cher­heits­be­auf­trag­te schaff­te Ab­hil­fe, in­dem er Leich­nam und Tür ent­fer­nen ließ, so daß das klei­ne Bü­ro nun für je­der­mann of­fen­stand und sich in sei­nem win­zi­gen In­nern kei­ne Ga­se mehr an­sam­meln konn­ten.
    Die Ein­rich­tung im Loch be­stand aus ei­nem Tisch, ei­nem Stuhl, ei­nem Vi­si und ei­nem Aschen­be­cher.
    Die Schub­la­den des Schreib­ti­sches lie­ßen sich nicht öff­nen. Es gab ein Fens­ter, doch kei­ne Ja­lou­sie. Die Son­ne brann­te heiß in das Ge­sicht des­sen, der dort ar­bei­te­te. Es gab we­der Kli­ma­an­la­ge noch Hei­zung.
    Das Fens­ter ließ sich nicht öff­nen, und im Som­mer konn­te die Raum­tem­pe­ra­tur nach­mit­tags leicht auf vier­zig Grad an­stei­gen. Im Win­ter war es meis­tens er­for­der­lich, meh­re­re Pull­over zu tra­gen. Wäh­rend des großen Schnee­sturms im Jah­re 1997 hat­te je­mand ei­ne Fla­sche mit Zei­chen­tu­sche auf dem Tisch ste­hen­las­sen. Sie war ge­fro­ren und zer­platzt, und der Tin­ten­fleck ver­un­zier­te noch im­mer die Tisch­plat­te.
    Paul sah das Zim­mer, und das Herz dreh­te sich ihm im Lei­be her­um.
     
     
    Se­ra­ne be­klag­te sich nicht. Er brach den Schreib­tisch auf und säu­ber­te ihn sorg­fäl­tig. Dann be­netz­te er je­den er­reich­ba­ren Win­kel sei­ner Zel­le mit ei­nem Des­in­fek­ti­ons­mit­tel. Er putz­te das Fens­ter, brach­te ei­ne Ja­lou­sie an und ließ sich aus dem La­ger einen zwei­ten Stuhl brin­gen.
    Er schi­en sich sei­ner De­gra­die­rung nicht be­wußt zu sein. In den ers­ten paar Ta­gen pfleg­te Kuss­man her­ein­zu­schau­en und ihm einen gu­ten Mor­gen zu wün­schen. Aber Se­ra­ne war im­mer so fröh­lich, daß der La­bor­chef die­se Auf­ga­be schließ­lich an Hum­bert de­le­gier­te.
    Paul war ei­ner der ers­ten Be­su­cher, die am Mor­gen nach Se­ra­nes Um­zug her­ka­men. Er grins­te be­fan­gen. „Dür­fen Sie hier Schach spie­len?“ Se­ra­ne grins­te zu­rück. „Wenn es ih­nen nicht paßt, sol­len sie mich feu­ern. Kom­men Sie heu­te mit­tag her­auf.“ Paul zö­ger­te. „John, wie lan­ge müs­sen Sie …?“
    „Sechs Wo­chen. Vor­aus­ge­setzt, daß ich ru­hig hier sit­zen­blei­be und Be­rich­te schrei­be. La­bor­ar­beit darf ich nicht ma­chen. Ich darf nicht ein­mal ein Rea­genz­glas an­fas­sen. Wenn ich brav bin, ha­be ich sechs Wo­chen.“
    In der zwei­ten Wo­che ließ Kuss­man das Vi­si ab­mon­tie­ren und ver­brei­te­te die An­wei­sung, die Leu­te soll­ten auf­hö­ren, Se­ra­ne zu

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