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Der Katalysator

Der Katalysator

Titel: Der Katalysator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles L. Harness
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Vi­si. Schließ­lich sag­te er: „No­va­rel­la. Na­tür­lich. Wie tes­ten wir es?“
    „Ge­hen Sie in die Ver­suchs­tier­ab­tei­lung und las­sen Sie sich von Dr. Mu­ker­jee hel­fen.“
    „Af­fen?“
    „Ja. Als ers­tes soll­ten sie ver­su­chen, einen zwei Wo­chen al­ten Af­fen­fö­tus zu be­kom­men.“
    „Ich weiß nicht …“
    „Fra­gen sie Mu­ker­jee.“
    „Ja. John.“
     
     
    Mu­ker­jee war ei­ner der letz­ten von Se­ra­nes al­ter Mann­schaft. Nach­ein­an­der hat­ten Se­ra­nes Leu­te be­grif­fen, daß Kuss­man sie mit ei­nem Fluch be­legt hat­te, und nach­ein­an­der hat­ten sie die Fir­ma ver­las­sen. Der Per­so­nal­lei­ter hat­te mit dem, was er Mu­ker­jee an­ge­tan hat­te, so­gar dar­auf ab­ge­zielt, den Wis­sen­schaft­ler fort­zue­keln. Aber Mu­ker­jee war ge­blie­ben. Hum­bert hat­te sich et­was ein­fal­len las­sen, was er für die größ­te al­ler Er­nied­ri­gun­gen hielt: Er hat­te einen pro­mo­vier­ten Bio­lo­gen mit der Ver­sor­gung der Ver­suchs­tie­re be­traut. Aber Mu­ker­jee emp­fand über­haupt kein an­ge­mes­se­nes Ge­fühl der De­gra­die­rung, im Ge­gen­teil – er blüh­te auf. Sei­ne neue Auf­ga­be paß­te ihm wie ein Hand­schuh.
    In ge­wis­ser Hin­sicht sah er sich selbst als ei­ne Art san­nya­sin – als einen Hei­li­gen Mann, der au­ßer sei­ner Bet­tel­scha­le kei­ne Be­sitz­tü­mer brauch­te. Mu­ker­jees Scha­le war sein Job. Sein per­sön­li­ches Le­ben wur­de durch das, was er im La­bor tat, kaum be­rührt.
    Er be­te­te zu Vis­h­nu und aß des­halb kein Fleisch. Sein Es­sen kos­te­te ihn nicht viel. Vor ih­ren Ge­be­ten hat­ten sei­ne Vor­fah­ren in ei­nem ghat am Fluß ge­ba­det. Sein ghat war die Du­sche. Mit sech­zig Jah­ren war er noch Jung­ge­sel­le, und wahr­schein­lich wür­de er im Zö­li­bat ster­ben. Dies war et­was, was ihn ge­le­gent­lich be­un­ru­hig­te, denn er wür­de kei­ne Kin­der hin­ter­las­sen, die für sei­ne ra­sche Wie­der­ge­burt be­ten konn­ten. Aber viel­leicht wür­de der Him­mel einen Weg fin­den.
    Wie die meis­ten Hin­dus be­saß er ein aus­ge­präg­tes ani­mis­ti­sches Emp­fin­den. Er fühl­te ahim­sa, ei­ne ge­hei­lig­te Ver­wandt­schaft mit al­len Le­be­we­sen. Er wuß­te, daß je­des Ge­schöpf sein ei­ge­nes kaa, sei­ne See­le, be­saß, und daß der Mensch in die­ser Hin­sicht nicht ein­zig­ar­tig war.
    Heu­te nun, als er mit Paul Schach spiel­te, kehr­ten sei­ne Ge­dan­ken im­mer wie­der zu ei­nem Gib­bon­weib­chen, ei­nem Al­bi­no, zu­rück. Sie wog zwan­zig Pfund und war sein ver­zo­ge­ner Lieb­ling. Im Som­mer durf­te sie sich drau­ßen in ei­nem Kä­fig mit ei­nem ech­ten Baum auf­hal­ten. Wäh­rend der war­men Mo­na­te saß sie mit Vor­lie­be auf den obe­ren Äs­ten und be­ob­ach­te­te die auf­ge­hen­de Son­ne über dem Was­ser des Long-Is­land-Sun­des. Nachts schlief sie auf den un­te­ren Äs­ten, oh­ne sich ein Nest zu bau­en. Tags­über jag­te sie, wenn das Wet­ter es ge­stat­te­te, im Baum um­her wie ei­ne pel­zi­ge klei­ne Fee. Hin­ge­ris­sen be­ob­ach­te­te Dr. Mu­ker­jee sie stünd­lich, und da­bei ver­stand er das en­ge Ver­hält­nis zwi­schen Men­schen und Af­fen in den Kul­tu­ren ver­gan­ge­ner Jahr­tau­sen­de im­mer bes­ser. Er ver­stand, wie­so die Ägyp­ter den Ha­ma­drya­den-Pa­vi­an, der Ge­fähr­te und Ora­kel des großen Got­tes Toth ge­we­sen war, ehr­furchts­voll ein­bal­sa­miert hat­ten. Er ver­stand die af­fen­köp­fi­gen Göt­ter­bil­der an den Tem­pel­fassa­den in Ang­kor Vat.
    Er nann­te sie Li­lith, zu Eh­ren des Af­fen­got­tes, der Vis­h­nu be­glei­te­te.
    Bei kal­tem Wet­ter (und da­von gab es lei­der mehr als ge­nug) durf­te sie nicht hin­aus ins Freie und muß­te sich mit ei­nem va­ria­blen den­dri­ti­schen Kraft­feld in Form ei­nes Bau­mes be­gnü­gen. Die grün leuch­ten­den „Äs­te“ schwank­ten sanft in ei­nem vor­pro­gram­mier­ten „Wind“, und sie ak­zep­tier­te die­sen Er­satz, oh­ne sich zu be­kla­gen. Um die Schär­fe des Win­ters für sie zu mil­dern, kauf­te er ihr spe­zi­el­le Lecker­bis­sen: Fei­gen, Man­gos, Trau­ben und Pflau­men.
    Er hat­te sie gern, aber er war auch

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