Der Katalysator
Mittelteil des Speratozoons beginnt ein Strahlenmuster zu bilden. Das ist der männliche Stern. Seine Strahlen werden gleich das ganze Ei ausfüllen und es dem Spermanukleus ermöglichen, mit dem Nukleus des Ovums die Zygote zu bilden. Ein eindrucksvoller Augenblick.“ Er sah Paul an. „Nun, ich glaube, wir sind bereit für die zweite Phase. Normalerweise würde unser Zygote sich jetzt behaglich in der Gebärmutterschleimhaut einnisten, und ihre Zukunft wäre gesichert. Das geht in unserem Falle nicht. Wir können sie lediglich in ihr mütterliches Medium transferieren.“ Er nahm die Kapsel vom Objekttisch des Mikroskops und ließ sie behutsam in den Glastank gleiten. „Unser kleines Aquarium hier ist ein recht guter Ersatz. Ohnehin sind Mutter und Embryo nicht durch einen einzigen Blutkreislauf miteinander verbunden. Alles Lebensnotwendige – Laktat, Pyrovat, Glukose, Sauerstoff, Aminosäuren – gelangt durch Diffusion aus den Blutgefäßen der Mutter in die des Embryos. Diese Stoffe können wir leicht der synthetischen Embryonalflüssigkeit zusetzen, die wir zu Anfang verwenden. Nach ein paar Wochen würden Kohlendioxyd, Harnstoff und andere Abfallstoffe beginnen, in den Kreislauf der Mutter zu diffundieren. Falls unser Embryo so lange überlebt, können wir eine Dialyse-Einheit anschließen, die solche Verunreinigungen recht effektiv beseitigt. Aber wir brauchen uns noch lange keine Gedanken über Ernährung oder Abfallstoffbeseitigung zu machen. Die Zelle wird noch zwei Wochen gewissermaßen vom Eigelb leben.“ Achselzuckend hob er den Kopf. „Ich glaube, das ist für den Augenblick alles.“ Paul stand auf. „Ich lasse es bei Ihnen.“
Die Sache sprach sich herum. Das Aquarium erregte Aufmerksamkeit. Am dritten Tag kam Kussman wie zufällig vorbeispaziert. Er war voller Neugierde, aber er weigerte sich, einem ehemaligen Serane-Mitarbeiter Fragen zu stellen.
An der Vorderseite des Tanks war nur eine einfache, mit der Maschine geschriebene Karte befestigt:
♀ Hylobates agilis – ♂ Homo sapiens?
Das Fragezeichen war ein Stück weit vom Rest abgesetzt mit Tinte hinzugeschrieben worden, offenbar von einem Skeptiker.
Kussman hörte ein rhythmisches Lup-dup, und in einer der Glasröhren stieg ein beständiger Strom von Luftblasen in die Höhe. Eine Art Luftpumpe, vermutete er. Eine strohgelbe Flüssigkeit tropfte in den mittleren Glasbehälter und lief unten wieder ab.
An diesem mittleren Behälter befand sich auch ein uhrähnliches Anzeigeinstrument, aber anstelle der Ziffern trug es winzige Inschriften. Der Zeiger dieses Instruments wies auf eine der Inschriften: Dritter Tag.
Unbeeindruckt zuckte er die Achseln. Zweifellos irgendeine Albernheit.
Innerhalb der nächsten Woche wurden ihm nacheinander acht Kisten Zigarren zugestellt, alle zu billig zum Rauchen. Eine nach der anderen warf er sie in seinen Papierkorb, aus dem Ed Pulasky, der Hausmeister, sie wieder hervorholte.
Am siebten Tag rief Mukerjee bei Paul an, und Paul begab sich sogleich zu ihm in das Versuchstierlabor. Die dritte Phase, das Novarelle-Experiment, begann. „Vielleicht ist es noch ein wenig früh“, erläuterte Mukerjee, „aber andererseits ist es eine statistische Tatsache, daß diese Retortenembryos keine hohe Lebenserwartung haben.“ Er arbeitete mit geduldiger Sorgfalt. „Zuerst natürlich die Trialin-Kochsalz-Lösung. Eine ordentliche, gesunde Portion, so daß die Konzentration im gesamten Tank mehrere Einheiten pro Million beträgt.“ Er goß zehn Milliliter der Lösung aus einem
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