Der Kater der Braut: Roman (German Edition)
Geschäftsleute heran, in deren Mitte das ungewöhnliche Flugobjekt gelandet war. Mit dem Mut der Verzweiflung kämpfte ich mich zum Zentrum des Geschehens vor und rutschte unter den neugierigen Blicken der asiatischen Delegation auf allen vieren zwischen ihren Beinen herum, um die Kondome einzusammeln. Ein kurzer Blick nach oben bestätigte mein Gefühl: Ich sah in ein Dutzend breit smilender Gesichter.
Hey, Moment mal, machten die Jungs sich etwa über mich lustig?! Ach, Quatsch! Japaner sind außerordentlich höfliche und freundliche Menschen. Die lächeln immer. Reflexartig. Die können gar nicht anders, das hängt irgendwie mit ihrer Kultur zusammen. Wenn ich andauernd in eine Kamera starren müsste, würde ich garantiert auch mit einem Cheeeese-Dauergrinsen durch die Weltgeschichte laufen.
»Thanks a lot«, bedankte ich mich bei einem hilfsbereiten Asiaten, der einen Schritt zurückgetreten war, damit ich besser an die Zellophanverpackung mit dem brisanten Inhalt drankam.
»You are welcome«, parierte der kleine Mann prompt.
Höflichkeit hin oder her, in Anbetracht der Tatsache, dass ich gerade mit einem Jumbopack Kondome vor ihm kniete, fand ich diese Redewendung ziemlich unpassend. Na, egal. Hauptsache, ich hatte meine Mission erfolgreich erfüllt. Aufatmend ließ ich die Zellophanschlange in meiner Umhängetasche verschwinden.
Ich war unendlich erleichtert, als wir endlich eingecheckt hatten und im Flieger saßen. Aber falls ich gedacht hatte, Mareike würde nun Ruhe geben, hatte ich mich geirrt. Mit gerunzelter Stirn verfolgte sie die Sicherheitsinstruktionen auf dem Monitor. »Die Notausgänge befinden sich auf der rechten und auf der linken Seite. Bitte folgen Sie den orangefarbenen Markierungen auf dem Boden.«
Während alle anderen Passagiere gelangweilt in ihren Bordjournalen blätterten, hielt Mareike nach den farbigen Pfeilen Ausschau.
Aufgeregt stupste sie mich in die Seite. »Belinda, wir nehmen den Ausgang rechts. Hörst du, rechts! Der ist näher.« Ohne meine Antwort abzuwarten, winkte sie die Stewardess herbei.
»Äh … hallo! Ich hätte da mal eine Frage. Nur für den Fall, dass der Vogel hier vom Himmel fällt …«
Obwohl es sich bei einem Flugzeugabsturz keinesfalls um ein sehr spaßiges Thema handelte, war das Lächeln unserer Flugbegleiterin wie festgebacken. Unermüdlich zeigte sie uns ihre ebenmäßigen Jacketkronen.
»… dürfte ich meine Schwimmweste vielleicht mal kurz ausprobieren?«
Für einen Moment verschlug es der Stewardess ihr sorgfältig einstudiertes Lächeln. Doch ruck, zuck hatte sie sich wieder gefangen. »Tut mir leid, das ist bedauerlicherweise nicht möglich«, versuchte sie Mareike freundlich, aber bestimmt abzuwimmeln. Diese Jacketkronen waren einfach unglaublich. Ob ich sie mal nach der Telefonnummer von ihrem Zahnarzt fragen sollte?
»Nicht möglich? Aber warum denn nicht?! Womöglich pustet sich das blöde Ding nicht auf. Könnte doch sein!«, beharrte Mareike widerborstig auf ihrem Wunsch.
Am liebsten hätte ich mich in Luft aufgelöst. Ich tat, als würde ich lesen, und versteckte mich hinter einer Zeitung.
»Besser ertrinken, als von Haien gefressen werden«, zischte ein Passagier in der Reihe vor uns. Gott sei Dank hatte Mareike diese aufbauende Bemerkung nicht mitbekommen. Sie diskutierte immer noch heftig mit der Stewardess, die nach und nach die Geduld verlor. Entnervt drückte sie Mareike einen Delfin mit dem bunten, werbewirksamen Aufdruck der Fluggesellschaft in die Hände. »Da! Den dürfen Sie aufblasen.«
Damit war Mareike fürs Erste ruhig gestellt. Eine halbe Stunde und zwei Gläser Wein später hielt sie, den aufblasbaren Delfin fest an sich gedrückt, ein kleines Nickerchen.
Ich beschloss, die Verschnaufpause zu nutzen und zur Einstimmung auf den Urlaub ein bisschen in meinem Reiseführer zu blättern. Dummerweise befand sich das Buch nebst Kartenmaterial in meiner Tasche und die wiederum in einem der Gepäckfächer über den Sitzen. Vorsichtig, um Mareike nicht zu wecken, turnte ich über sie hinweg und machte mich unter den missbilligenden Blicken unserer Lieblingsstewardess am Handgepäck zu schaffen. Ich wühlte gerade in meiner Tasche herum, als das Flugzeug ohne Vorwarnung in Turbulenzen geriet.
Hoppla! Der Flieger machte einen Hopser, neigte sich kurz nach rechts und, bevor ich mein Gewicht entsprechend verlagern oder mich irgendwo festhalten konnte, sofort wieder nach links. Ich geriet ins Straucheln. Dabei glitt mir die
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