Der Kater der Braut: Roman (German Edition)
vor wie eine griechische Göttin auf dem Olymp. Die Sonne strahlte, nicht der kleinste Wolkenfetzen war zu sehen. Überall um uns herum blühten üppige Pflanzen, die betörend nach Urlaub dufteten. Der feine weiße Sandstrand, der gleich hinter der Klubterrasse begann und zum Meer hin flach abfiel, musste ebenfalls aus dem Paradies-Fertigbausatz stammen.
Wir wateten durch das kristallklare Meerwasser. Ach, was ging’s uns gut! Mareike, die ihren kleinen Rausch erfolgreich mit einer kalten Dusche und zwei Tassen Espresso niedergekämpft hatte, freute sich wie ein kleines Kind, als sie zwischen Treibholz und Steinen eine schneckenhausförmige, rosa schimmernde Muschel entdeckte. Mit schräg gelegtem Kopf hielt sie sich das Fundstück ans Ohr.
»Na, was hörst du? Stimmen von Klabautermännern, die keine Ruhe finden?«, zog ich sie auf.
»Besser, viel besser!« Mareike machte ein geheimnisvolles Gesicht. »Diese Muschel ist eine besondere Muschel. Ein griechisches Orakel.«
»Und was sagt uns das Orakel voraus?«
»Das Orakel weissagt, dass wir einen unvergesslichen Urlaub erleben werden«, vertraute mir Mareike im Flüsterton an.
»Hey, dafür brauchen wir kein Orakel. Das hätte ich dir auch so sagen können.«
Mareike legte den Finger auf die Lippen, um mich zum Schweigen zu bringen. Sie tat, als würde sie angestrengt ins Innere der Muschel hineinlauschen. »Traummänner werden uns wie reife Kokosnüsse vor die Füße fallen.«
»Traummänner? Oder der Traummann?«, hakte ich kichernd nach.
Mareike hielt sich erneut die Muschel ans Ohr. »Sorry, da will sich das Orakel nicht so genau festlegen.«
Nach einer ausgedehnten Erkundungstour, bei der wir auch den Golfplatz, das Wassersportcenter, die Tennisplätze und den Wellnessbereich besichtigt hatten, kehrten wir hungrig in unser Hotelzimmer zurück. Höchste Zeit, uns zum Essen fertig zu machen. Wir hatten gerade geduscht und unsere Koffer ausgepackt, da klopfte es an unsere Zimmertür.
Als ich öffnete, stand ein Hotelmitarbeiter in türkisfarbener Uniform vor mir. »Entschuldigen Sie bitte die Störung. Ich soll das hier für Sie abgeben.« Schwupp, wie ein geölter Blitz war er auch schon wieder um die Ecke verschwunden.
»Aber …?!« Es war alles so schnell gegangen, dass ich gar nicht dazu gekommen war, irgendwelche Fragen zu stellen, geschweige denn ein Trinkgeld zu geben. Verwundert betrachtete ich den weißen Umschlag und das längliche, in Geschenkpapier gehüllte Päckchen, das der junge Mann mir in die Hand gedrückt hatte. So viel war sicher: Hier musste eine Verwechslung vorliegen. Vielleicht ein Zahlendreher in der Zimmernummer.
Nein, kein Zahlendreher, das Päckchen war tatsächlich für mich bestimmt, auf dem Umschlag stand mein Name.
»Gerade erst angekommen und schon hast du Verehrer«, foppte mich Mareike. »Die Südländer fackeln nicht lange. Vielleicht schickt dir ein Kavalier Pralinen. Oder besser noch: Juwelen. Wer weiß.«
»Oder eine Briefbombe«, fügte ich trocken hinzu.
»Ach was, papperlapapp, jetzt mach schon auf!«
Das ließ ich mir nicht zweimal sagen. Neugierig riss ich den Umschlag auf. Ein Fax kam zum Vorschein. Rechts oben auf dem Papier prangte in der Ecke ein Logo: ein stilisiertes Mikro mit dem Schriftzug »Rhein-Radio« darüber. »Liebe Belinda«, las ich laut vor, »genieß die Tage in Griechenland! Ich wünsche dir einen wunderschönen Urlaub und freue mich schon auf unser Wiedersehen. Liebe Grüße, Philipp.«
In Windeseile machte ich mich über das hübsch eingewickelte Päckchen her, das mit einem Aufkleber der Klubboutique versehen war. Ich hatte ja bereits so eine Vermutung … Und richtig: Eine rote Zahnbürste kam mir entgegengepurzelt.
»Immer schön die Zähnchen putzen, dann klappt’s auch mit dem Nachbarn«, zog mich Mareike auf.
Ich merkte, wie mir die Hitze ins Gesicht stieg. Und das lag bestimmt nicht an der griechischen Sonne, denn selbstverständlich war unser Hotelzimmer mit einer hochmodernen Klimaanlage ausgestattet, die über mehr Knöpfe, Hebel und Rädchen verfügte als das Cockpit von Raumschiff Enterprise. Außer Yoga und Töpfern konnte man hier im Klub in einem zweitägigen Intensivkurs sicher auch den richtigen Umgang mit der Klimaanlage erlernen. Wenn wir bis dahin nicht längst erfroren waren …
»Ich sag dir: Dieser Philipp steht auf dich.«
»Ach was. Der wollte einfach nur nett sein. Und die Idee mit der Zahnbürste ist ja auch wirklich ganz witzig.« Rasch schob
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