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Der Kater läßt das Mausen nicht

Der Kater läßt das Mausen nicht

Titel: Der Kater läßt das Mausen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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bei Ihrem Onkel absetzen würde? Blödsinn, die Wohnung leerstehen zu
lassen. Oder haben Sie irgendwelche Einwände, Professor?«
    »Überhaupt nicht«, sagte Shandy.
»Ausgezeichnete Idee, Ottermole.«
    Er hatte bisher immer gedacht, daß er
genau diese Worte niemals zu Ottermole sagen würde. Dies war in der Tat ein
Tag, an dem sich merkwürdige Dinge ereigneten.
     
     
     

Kapitel 10
     
     
     
     
     
     
    »W as
zum Teufel hätte ich denn machen sollen? Ich hatte ja schließlich nichts gegen
ihn in der Hand, oder?«
    Sie hatten inzwischen Alonzo Bulfinch
in Professor Ungleys Wohnung verfrachtet. Ottermole schien unsicher, ob seine
Entscheidung wirklich richtig war, doch Shandy beruhigte ihn.
    »Absolut gar nichts, soweit ich das
sehen kann. Sie werden sicher noch die Kontrollblätter in der Wachstube
nachprüfen, nehme ich an, aus reiner Routine sozusagen, aber ich persönlich
habe keinerlei Zweifel, daß alles völlig in Ordnung ist. Auf jeden Fall wissen
Sie ja, wo Sie ihn erreichen können, falls irgend etwas sein sollte, und uns
bleiben noch all die anderen Mitglieder der Balaclava Society, mit denen wir
bisher nicht gesprochen haben. Am besten knöpfen wir uns als erstes Mr. Pommell
von der Bank vor. Er wohnt am nächsten.«
    Ottermole, der möglicherweise an seine
eigene Hypothek dachte, wehrte sich gegen diesen Vorschlag: »Aber ich habe doch
heute morgen bereits mit seiner Frau gesprochen.«
    »Vielleicht kann er noch eigene
Beobachtungen beisteuern. Wir sollten ihn jedenfalls schon aus Höflichkeit
ebenfalls aufsuchen.«
    Ottermole sah zwar nicht ein, warum sie
dies sollten. Shandy im Grunde auch nicht, aber sie gingen trotzdem. Pommell
war in seinem Büro hinter dem Kassenraum und zeigte sich gnädig genug, sie zu
empfangen. Er war genau das, was Shandys Großmutter als stattliches Mannsbild
bezeichnet hätte, auch wenn er für den modernen cholesterinbewußten Geschmack
etwas zu korpulent geraten war. Pommell hätte eigentlich eine schwere Golduhr
an einer Kette über der Brust tragen müssen, an der ein Elchzahn baumelte,
dachte Shandy, als er ihm die Hand schüttelte.
    »Treten Sie doch ein, treten Sie doch
ein! Ich habe Sie schon erwartet. Alles in Ordnung unten im Polizeirevier,
Ottermole? Professor Shandy, ich habe gehört, Sie wollen uns helfen, diese
schreckliche Geschichte mit Professor Ungley aufzuklären. Ich möchte, daß Sie
wissen, daß Sie meine volle Unterstützung haben. Wir sind uns hier unten in der
Stadt voll und ganz bewußt, welches Ansehen unser College genießt, genau wie
Sie oben am Hill. Aber wie man so schön sagt, in jedem Korb kann es auch faule
Äpfel geben —«
    »Was meinen Sie damit?« Ottermole war wieder
verwirrt. »Sie nennen Ungley einen faulen Apfel?«
    Pommell schenkte ihm einen frostigen
Blick, wie ihn nur ein Mann schenken kann, der seinem Gegenüber eine Hypothek
gewährt hat. »Aber keineswegs. Professor Ungley war Wissenschaftler und ein
echter Gentleman. Ich meine damit die College-Studenten, die Sie doch bestimmt
momentan unter die Lupe nehmen. Unsere Bürger hier haben mit Überfällen und
Raub nicht das geringste zu tun, wie ich zu meiner Erleichterung bemerken darf,
doch mit all den jungen Leuten, die von wer weiß wo stammen —«
    »Wenigstens 50 Prozent von ihnen kommen
direkt hier aus Balaclava County«, unterbrach Shandy ihn ziemlich gereizt, »und
alle von ihnen sind so verdammt beschäftigt damit zu lernen, zu Hause ihre Farm
zu bewirtschaften, damit Sie ihren Familien nicht die Hypotheken kündigen
können, daß sie überhaupt keine Zeit haben, hier in der Stadt irgendeinen
Blödsinn anzustellen. Außerdem ist Ungley nicht ausgeraubt worden. Polizeichef
Ottermole kann Ihnen das bestätigen.«
    »Das kann ich«, sagte Ottermole,
erleichtert darüber, daß er sich auf Fakten zurückziehen konnte. »Ich habe
Ungleys Leiche genauestens durchsucht und seine Brieftasche in der Hosentasche
gefunden. Das Geld befand sich noch darin.«
    »Wieviel Geld?« fragte Pommell.
    »15 Dollar und 22 Cents.«
    »Aha, da haben wir ja die Antwort. Wer
anders als ein Student wäre schon so clever, genug Geld zurückzulassen, um die
wahre Natur des Verbrechens zu verschleiern?«
    »Warum glauben Sie, daß Professor
Ungley noch mehr Geld bei sich hatte?« fragte Ottermole erschrocken.
    »Er hat immerhin erst gestern
nachmittag 500 Dollar in bar abgehoben«, erwiderte Pommell mit überlegenem
Lächeln. »Ich kann Ihnen die Quittung zeigen, wenn Sie wollen. Und da

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