Der Katzenelf (German Edition)
verstummte.
Der Himmel, der grauschwarz und von roten Blitzen durchzuckt, auf sie herunterdrückte, klarte auf, die Wolken färbten sich wieder weiß und zerstäubten wie zarte Federn. Goldene Sonnenstrahlen verjagten die letzten Schatten und die schneebedeckten Berggipfel ringsherum, ragten wie eisige Wächter in einen ultramarinblauen Himmel.
Vailea, die hinter einem der Felsen, der sich ein paar Meter oberhalb von Taras und seinen Begleitern befand, eng an den Stein kauerte, war fast erstarrt vor Furcht. Doch als sie hörte wie Welf mit dem Prinzen sprach, siegte ihre Neugier über ihre Angst und sie bog ihren Körper weit nach vorne, damit sie die Worte genauer verstehen konnte. Sie fror in dieser furchtbaren Kälte, doch sie bemerkte es nicht. Sie verstand nun jedes Wort, das die zwei Männer unter ihr miteinander wechselten und als sie genug gehört hatte, robbte sie vorsichtig zurück und rief ihren Falken, rieb an ihrem Geburtsstein und entschwand in einer grünsilbernen Wolke auf dem Vogel, der sich in den Himmel schwang und wieder Kurs nach Südosten nahm.
Während Vailea sofort zum Schloss zurückkehrte und so wie immer ihren Pflichten nachging, ohne dass irgendjemand ihre Abwesenheit bemerkt hätte, blieb Taras noch einige Tage in seinen geliebten Bergen. Er kletterte wie früher zusammen mit Welf und Walid auf ein paar Berggipfel und erlebte sich am höchsten Punkt, das gesamte Land unter sich betrachtend, unbesiegbar und stark. Abends heulten sie vor ihrer Felsenhöhle gemeinsam mit den Wölfen den Mond an. Und wie damals fühlte er sich frei und unbeschwert, doch etwas fehlte ihm. Er vermisste Isa. Er träumte, sie könnte mit ihm und seinen Freunden zusammen diese gewaltige Natur, diese Stille und die fast heilig anmutende Schönheit der Berge erfahren. Er sehnte sich nach ihr und wünschte sich, dass er jetzt, in diesen Augenblick, während er so in den nächtlichen Himmel starrte, von dem die Sterne zum Greifen nahe herunterschimmerten, ihre Hand halten könnte, das Pochen ihres kleinen Herzens spüren und die Wärme ihres Körpers fühlen. Ja, es waren zu viele Tage und Nächte, die er nun schon ohne sie verbrachte. Nun unter diesem klaren Himmel, zwischen den in das kalte, blaue Dunkel ragenden Berggipfeln die so hoch, so unberührt und so stark, scheinbar die Sterne berührten. Sie waren seine besonderen Freunde, diese einsamen, riesigen, felszerklüfteten Wächter, die seit Urzeiten hier standen, stark, wild und unbeugsam. Aber genau an diesem Ort vermisste er Isa mehr als je zuvor. Hier in den Bergen wurden seine Gedanken so klar, rein und leuchtend wie Bergkristall.
Alles Dämonische und Böse, das Zeit seines Lebens immer wieder seinen Weg gekreuzt hatte, das ihn so oft mutlos gemacht und verzweifeln ließ, war fort. Abgeprallt in diesem Naturbelassenen, eisigen und mit Schnee überpuderten Felsparadies. Taras verspürte hier oben, dem Himmel so nahe, ein maßloses Begehren. Eine so gewaltige Liebe nach Isa, ja, er war erfüllt von unbändigen, sehnsuchtstrunkenem Verlangen nach ihrer Gegenwart. Während er verwundert und verstört in sein Innerstes horchte, beschloss er nach seiner Rückkehr mit Isa zu sprechen und ihr nicht nur sein Herz, sondern auch sein künftiges Reich und seine Krone anzubieten.
Ja, er würde mit ihr die geheimnisvolle Zeremonie im Pilzmyzelienkreis abhalten, wie damals seine Mutter Somiris und seine geliebte Menschenfrau dann für immer in seiner Welt behalten. Auch wenn Mondiana, die Weise Alte und der Elfenrat oder sogar sein gesamtes Volk sich gegen ihn stellen sollte. Künftig gab es Taras den Elfenprinzen nur gemeinsam mit Isa der Menschenfrau gemeinsam als Herrscher im Verborgenen Reich! Ohne sie wollte und konnte er nicht mehr leben. Weder hier, noch anderswo. Er war überzeugt, dass auch sie ihn liebte und künftig nur mehr an seiner Seite existieren wollte, ja er war sich sicher, dass sie beide, obwohl aus verschiedenen Zeiten und Universen stammend, von einem unbekannten Schöpfer füreinander geschaffen wurden. Für alle Zeiten, Welten und für alle Ewigkeit!
Auch Isa vermisste Taras. Während Kaskade sie durch ihr Reich führte, sie mit den Nixen am Fuße des Heiligen Wasserfalles im See schwamm, sang und spielte, waren ihre Gedanken unaufhörlich bei ihm. Sogar als die Wasserhexe Isa in ihre grünschimmernde Höhle führte und sie sich an den nächtlichen Albtraum mit Vailea erinnerte, konnte sie den Elfenprinzen nicht aus ihren Gedanken
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