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Der Keil des Himmels

Der Keil des Himmels

Titel: Der Keil des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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wäre, hätte ich nicht etwas gesagt, was sie auf den Gedanken bringen könnte, dass ich Angehöriger der Kutte sei.“
    Eine Minute des Schweigens. Berunian blickte vor sich hin.
    „Ich hätte es vorgezogen“, sagte sie schließlich am Hals ihres Pferdes vorbei in den Straßenstaub blickend, „wenn man nicht jeden Valgarier in das Geheimnis eingeweiht hätte.“
    „Hat man auch nicht. Nur einen General der Idirischen Armee, dem die Kutte anscheinend vertraut. Und dem eine Vikarin, die von ihrer eigenen Geheimloge gefangen gesetzt wurde, genug vertraute, um ihn zum Bürgen zu wünschen.“
    Mit einen Zungenschnalzen zog die Vikarin leicht ihr Reittempo an. Auric blickte ihr hinterher, wie sie ihr Reittier eine Pferdelänge voraus wieder in den alten Tritt verfallen ließ. Er ließ sie gewähren.

    „Ich habe Blitze gesehen. Von Menschen geschleudert. Wenn es Sie interessiert.“
    Sie hatten den Punkt erreicht, an dem die Straße ihren Aufstieg zum Pass hinauf begann. Die Varpassa-Berge lagen als eine Wand grauer Kuppen vor ihnen. Die Vikarin an seiner Seite hatte unvermittelt zu sprechen begonnen.
    „Feuer, das aus der leeren Luft erschien, und Lichter.“ Sie hatte ihm das Gesicht zugewandt und warf ihm einen resoluten Blick zu. „Ich neige nicht zur Hysterie allein aufgrund von vagen Gerüchten und Behauptungen.“
    Als er nicht antwortete, verfiel sie wieder in Schweigen.
    „Mit Aberglauben dürften Sie sich doch bestens auskennen.“ Es kam halblaut und trocken, als bedaure sie schon, sich überhaupt ihm gegenüber geäußert zu haben.
    „Sie können mich nicht ausstehen“, sagte Auric. „Und trotzdem suchen sie meinen Schutz, um sich vor ihren eigenen Leuten zu verstecken?“
    „Wie ich schon gesagt habe.“ Die Vikarin antwortete, ohne ihn direkt anzublicken. „Ihre Gesellschaft ist das ideale Versteck für mich. Jedermann weiß, dass ich Sie nicht ausstehen kann; es ist eine öffentliche Tatsache. Und wer würde mich schon bei der derzeitigen Galionsfigur des feindlichen politischen Lagers vermuten.“
    Als sie eine unauffällige Abzweigung von der vielbenutzten Hauptstraße passierten, wies Hubbarb sie darauf hin, dass dies der Weg sei, der zur Akademiefestung der Senphoren führe. „Ein gottverlassener Ort im wildesten, unzugänglichsten Bergland. Da kommt niemand aus purem Zeitvertreib hin. Stätte der Gelehrsamkeit, Askese und Schulung, hah. Ein düsteres, abweisendes Bollwerk ist das. Als gelte es, der Belagerung durch ganze Armeen standzuhalten. Wir haben um das Geheimnis unserer Gabe eine feste Burg errichtet.“ Mit schmerzverzerrtem Gesicht, versuchte er mühsam seine Haltung im Sattel zu verlagern. „Als wenn es so etwas Besonderes wäre.“
    Wenn man diese Gabe besitzt, bestimmt nicht, dachte Auric, und ihm kamen die spöttischen Worte des Dekans an der Universität zu Rhun in den Sinn. „Wenn Sie sich für Dinge metaphysischen Gehalts interessieren“, hatte er gesagt „dann sollten Sie sich vielleicht bei der Senphoren-Akademie bewerben.“

    Wenn man eine Gabe besaß, war sie nichts Besonderes, und wenn einem einmal der Gedanke gekommen war, so war er mit einem Mal nichts anderes als offensichtlich.
    „Hubbarb, würden Sie bitte so freundlich sein, für mich eine Botschaft an einen der Kutte zugeteilten Senphoren zu übermitteln?“

    Silgenjas Nachricht kam gegen Abend zurück. Nachdem mit der Enthüllung der Vikarin die Fakten neu gemischt worden waren, hatte er sich den Zusammenhang ebenfalls schon zusammengereimt. Die Senphoren waren im Leben der Bürger des Idirischen Reiches zu so etwas Selbstverständlichem geworden, dass man sich nur noch selten die Frage nach der Natur ihrer Gabe stellte. Doch nur dann sah man den Zusammenhang zwischen einer Organisation, die in ihrem geheimen Kern Magier ausbildete und durch eine sorgsame Selektion nach dafür geeigneten Talenten fahndete, und dem Verschwinden von Angehörigen – besonders Schülern – einer Gilde, die über die Gabe verfügte, allein durch die Kraft ihres Geistes eine Botschaft von einem Ort zum anderen zu senden.
    Vielleicht war das auch die Lösung des Rätsels, auf welche Weise man in einem Logenhaus des Einen Weges so schnell von ihrer Befreiung der Vikarin gehört hatte, dass man rechtzeitig ihren Weg blockieren konnte. Vielleicht hatte es eine Geistesbotschaft zwischen zwei von der Loge „entführten“ und zu Magiern ausgebildeten Senphoren gegeben.
    Die weiteren Nachrichten Silgenjas waren voll von

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