Der Keil des Himmels
Stab.“
„Ich sehe bei der Kommunikation kein Problem“, meldete sich Kudai schulterzuckend zu Wort, erntete zustimmendes Gemurmel und Nicken ringsumher. „Das ist es, was wir in den Ostprovinzen ständig gemacht haben. Ein einziger Senphore, um den Kontakt zum Heereskommando aufrecht zu erhalten, und das war‘s. Und oft haben wir selbst den nicht gebraucht. Meistens gingen die Senphoren-Botschaften vom Oberkommando in unsere Richtung. Damals haben wir uns nichts dabei gedacht und waren erfolgreich. Ich sehe keinen Unterschied zu unserer jetzigen Situation.“
Auric sah, dass die Offiziere ihr Bestes taten, sich den Schock der letzten Nacht nicht anmerken zu lassen, so zu tun, als hätte es dieses unfassbare Attentat niemals gegeben. Genau die, welche sie beschützen sollten, ermordet, geradewegs in ihrer Mitte. Die Konsequenzen, die das auf ihre Nachrichtenübermittlung hatte, war dabei nachrangig; in erster Linie war dies ein Schlag für ihre Moral, ein Versagen, ein Mal auf dem Glanz ihrer neugebildeten Einheit. Zwar war nur der kleine Teil der in der Kaserne Anwesenden Zeuge der Vorgänge gewesen, doch verbreiteten sich solche Nachrichten schnell in einem Heereskörper. Jetzt mussten diese dunklen Schatten zerstreut werden, und das Kommando musste unangefochtene eherne Entschlossenheit zeigen, um mögliche Befürchtungen schnell zu ersticken. Kudai trug hier tapfer seinen Teil dazu bei.
Obwohl auch er sich im Stillen mit Mutmaßungen und Befürchtungen umhertreiben musste. Auric sah es seiner Haltung an, etwas von seiner alten gespannten Dynamik schien ihm abhanden gegangen zu sein. Stattdessen kramte er mit beiden Händen nervös in seinen Taschen.
Ein erster Sieg wäre gut, und wenn es nur ein Scharmützel war. Sollte er einen möglichst schnellen ersten Feindkontakt suchen? Er war neugierig, auf die ersten Meldungen von Jags Aufklärungstrupps im Norden. Was für ein Bild sie liefern würden, wo der Feind stand.
Eine erwartungsvolle Stille war entstanden. Er sah seinen Offizieren in die Augen.
„Die Sechzehnte ist der Schrecken ihrer Feinde.“ Energisch hob er die zur Faust geballte Rechte. (Musste dabei bemerken, wie in irgendeiner dunklen Ecke seines Bewusstseins die Erinnerung an Kaustagg aufblitzte und schob die Anmutung rasch und vehement beiseite.)
Mit Befriedigung beobachtete er, wie die Versammelten unter der grimmigen Entschlossenheit in seiner Stimme Haltung bezogen.
„Das war sie schon immer. Unsere Schwerter, unsere Speere, unsere Äxte waren an allen Fronten gefürchtet, egal, wo man uns eingesetzt hat. Wir haben uns nicht damit zufrieden gegeben. Wir haben unsere Abteilungen zu noch effektiveren Waffen umgeformt, wie sie das Idirische Reich noch nicht gesehen hat. Wir haben da gesiegt, wo Idiriums andere Kräfte nur fruchtlos gestrauchelt sind.“ Oberst Perei Doranth, sah er aus den Augenwinkeln, zuckte nicht mit einer Wimper, bei dieser Anspielung auf den unter der Führung der Beamtenoffiziere erzielten Mangel an Ergebnissen im Osten. „Ein Mann für alle, alle gemeinsam. Das ist unsere Stärke. Wir kämpfen miteinander, wir stehen zueinander, wir siegen miteinander.
Überall wo man auf uns traf, waren wir gefürchtet. Auch schon, als wir verstreut waren, verteilt auf verschiedene Kampfgebiete. Immer da, wo das Feuer des Kampfes am heißesten tobte, immer da, hat man uns gebraucht und gerufen.“
Er musste sie packen. Er musste die Bataillonskommandanten packen. Er musste sie mit Entschlossenheit im Herzen zu ihren Truppen schicken, damit sie dieses Gefühl bei den Soldaten weiterverbreiteten. Er musste Perei Doranth, den Beamtenoffizier, packen. Jeder einzelne musste ein effektiver Teil des Ganzen sein.
„Jetzt ist etwas geschehen, was uns erst unsere voller Stärke gibt. Was uns endlich zu dem macht, was wir schon immer sein sollten.
Die Sechzehnte ist zu einer einzigen Waffe geschmiedet worden. Jetzt erst kann unser Motto seine volle Kraft entfalten. Wir kämpfen miteinander, wir stehen zueinander, wir siegen miteinander.
Meine Herren, daran wollen wir zusammen arbeiten. Eine Sechzehnte, ein Schwert. Ein Schrecken in den Herzen unserer Feinde.
Schärfen wir das Schwert gemeinsam. Tragen wir es in den Kampf.
Dort, im Feld, werden wir unseren Feind sehen. Wir werden ihm in die Augen blicken. Er kann sich uns nicht mehr entziehen. Keine Ausflucht, keine Winkelzüge, keine Attentate aus finsteren Ecken.
Nur wir und der Feind.“
An den Reihen entlang
Weitere Kostenlose Bücher