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Der Kelch von Anavrin. Adrian schreibt als Lara Tina St. John - Adrian schreibt als Tina St. John, L: Kelch von Anavrin

Der Kelch von Anavrin. Adrian schreibt als Lara Tina St. John - Adrian schreibt als Tina St. John, L: Kelch von Anavrin

Titel: Der Kelch von Anavrin. Adrian schreibt als Lara Tina St. John - Adrian schreibt als Tina St. John, L: Kelch von Anavrin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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ich den Namen erwähnte, hast du behauptet, niemals davon gehört zu haben, dabei wusstest du genau, was er bedeutet. Die ganze Zeit war dir klar, dass Avosaar kein Ortsname ist. Avosaar ist ein Teil des Drachenkelchs – jenes juwelenbesetzten Kelchs, den du Silas de Mortaine zurückgebracht hast.«
    »Was macht das schon für einen Unterschied? Es hätte dir nicht geholfen, deinen Bruder zu befreien. Nichts und niemand kann ihm helfen, wenn de Mortaine seinen Tod wünscht.«
    »Du hast mich belogen. Du hast Kenricks Karte verbrannt und mir die Wahrheit verschwiegen.«
    »Aber doch nur, weil ich dich nicht in Gefahr bringen wollte.«
    »Dafür setzt du das Leben meines Bruders aufs Spiel?«
    »Wenn nötig, ja.«
    Sie gab einen bekümmerten Laut von sich, dann griff sie hastig nach ihrem Umhang, der an einem Haken an der Wand hing, und hielt ihn wie einen Schild vor sich. »Ich kann deine Nähe nicht länger ertragen, Braedon. Bleib mir vom Leib.«
    Er ging auf sie zu, bot ihr seine Hand. Als er die Verzweiflung in ihren Augen bemerkte, mit der sie seinem Blick begegnete, sah er sie flehentlich an. Sie fühlte sich wie in einem grässlichen Albtraum, gefangen in einem Netz aus Zorn und Furcht, das ihr die Kehle zuschnürte. Jetzt, da sie mit einem Mal begriff, wie rücksichtslos – wie unendlich gefährlich – Braedon sein konnte, fürchtete sie sich wirklich vor ihm.
    »Bei Gott«, murmelte er. »Ariana, sieh mich nicht so an.«
    Sie schluchzte auf. »Habe ich nicht allen Grund dazu? Bist du nicht genauso ein seelenloses Geschöpf wie das, das wir in Calais sahen? Oder wie das, das uns im Wald angriff? Wenn ich dich nur lange genug anschaue, wirst du dich dann auch vor meinen Augen verwandeln?«
    Er schüttelte den Kopf, den Blick fest auf sie gerichtet. »Ich bin nicht der Schurke, für den du mich hältst. Und ich werde nichts anderes sein als das, was ich bin – ein Mensch. Jemand, der sich Sorgen … «
    »Nein«, unterbrach sie ihn mit einem Flüstern, ehe er sie erneut belügen konnte. »Ich habe mich geirrt, Braedon. Du hast dich bereits verändert. Du bist heimtückisch. Du bist eine Schlange geworden.«
    Schweigend ließ Braedon die Hand sinken und machte keine Anstalten, Ariana aufzuhalten, als sie die Tür öffnete und den Korridor betrat. Ein letztes Mal drehte sie sich zu ihm um, hin und her gerissen zwischen tiefem Schmerz und ohnmächtiger Wut. Bei dem Gedanken, dass sie ihn womöglich nie mehr wiedersehen würde, begann sich tief in ihrem Innern eine große Leere auszudehnen. Wie dumm , schalt sie sich sofort, dass ich selbst jetzt noch seinen Entschuldigungen Glauben schenken will.
    »Du hast gehört, was dieser Mann gesagt hat, Braedon. Kenrick wird sterben für das, was du getan hast. Sein Blut klebt an deinen Händen«, sagte sie vorwurfsvoll und konzentrierte sich ganz auf ihren Zorn, der vermutlich das einzige Gefühl war, das stark genug sein würde, ihr zu helfen, sich jetzt von Braedon zu lösen. »Wie konntest du nur? Ich will dich nie mehr wiedersehen!«
    Mit einem unterdrückten Aufschrei machte Ariana auf dem Absatz kehrt, floh den Gang hinunter und rannte in den Schankraum. Sie musste fort von Braedon, an einen Ort, an dem sie in Ruhe über alles nachdenken konnte. Vielleicht würde sie ja irgendwo Hilfe finden, und vielleicht würde sich auch eine Möglichkeit ergeben, zu Kenrick zu gelangen – selbst ohne die verfluchte Tasche.

14
    Rumpelnd kam das alte Fuhrwerk auf einer kleinen Anhöhe zum Stehen. Von dem Ruck erwachte Ariana aus ihrem kurzen Schlummer und blickte auf den verschneiten, von Furchen durchzogenen Weg. Nach all den Stunden in der Kälte schmerzten ihr die Knochen, und sie setzte sich ein wenig aufrechter auf die harte Bank, die sie mit vier kleinen Kindern und deren Mutter teilte. Als Ariana sich regte, rutschte ihr die Wolldecke, unter der die Reisenden während der Nacht etwas Wärme gesucht hatten, auf den Schoß. Der Ehemann der Frau, ein einfacher Mann, der so freundlich gewesen war, Ariana einen Platz in der Kutsche anzubieten, drehte sich auf dem Kutschbock zu ihr um. Mit einem Kopfnicken deutete er in Richtung der von Nebelschwaden durchzogenen Ebene.
    »Da wären wir, Madame. Dort unten ist Rouen.«
    In der breiten Flussniederung, noch umhüllt vom Dunst des Frühnebels, lagen schneebedeckte Dachfirste, die sich mit den aufragenden Türmen eines halben Dutzend Kirchen und Kathedralen abwechselten.
    Rouen.
    Endlich, dachte Ariana mit einer Mischung aus

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