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Der Kelch von Anavrin: Das magische Siegel (German Edition)

Der Kelch von Anavrin: Das magische Siegel (German Edition)

Titel: Der Kelch von Anavrin: Das magische Siegel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian schreibt als Tina St. John
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meinte Ariana.
    »Ich sage dem Wächter, dass er die Pferde bereithalten soll«, schlug Braedon vor und schaute mit besorgter Miene von Havens blassem Gesicht zu Ariana hinüber. »Wir sind schon viel zu lange hier, wenn es nach mir geht. Irgendetwas stimmt hier nicht.«
    Als er sich an den Ritter wandte, der sie begleitete, trat Ariana dichter zu Haven und legte ihr schwesterlich einen Arm um die Schulter. »Bist du sicher, dass dir nur die Sonne zu schaffen macht?«
    Haven wandte den Kopf zu Kenricks Schwester und sah ihr in die blauen Augen, die von aufrichtiger Sorge erfüllt waren. Diese Frau würde mit Entsetzen vor ihr zurückweichen, wenn sie wüsste, wer ihr Gast wirklich war … darum musste sie sich verstellen.
    »Alles ist in Ordnung. Du brauchst dir keine Sorgen um mich zu machen.«

22
    Als Haven mit Ariana und Braedon vom Treiben auf dem Marktplatz zur Burg zurückkehrte, war nichts mehr so, wie es einmal gewesen war. Nun sah sie Clairmont Castle und ihre freundlichen, nichts ahnenden Gastgeber mit anderen Augen.
    Mit den Augen einer Gestaltwandlerin.
    Wie gern hätte sie all das von sich gewiesen, was Draec le Nantres ihr erzählt hatte: ihre Rolle bei dem Überfall auf Greycliff Castle, ihr Treuebruch gegenüber dem bösartigen Silas de Mortaine, ihre Pflicht gegenüber ihrem Clan und dem Königreich, dafür zu sorgen, dass der Drachenkelch wieder an seinen alten Ort zurückkehrte … ganz gleich, was den Sterblichen dabei widerfuhr.
    Sterbliche, die ihre Feinde waren.
    Sie wollte all das abstreiten und insbesondere das Wissen um diese eigenartige und machtvolle Gabe leugnen, die sie von den Sterblichen unterschied. Seit Tagen hatte sie gespürt, dass etwas in ihr vorging; ein Prickeln, das unter ihrer Haut zu laufen schien.
    Ihre Zauberkraft.
    Bis jetzt hatte sie in ihr geschlummert, zwar abgeschwächt durch das Fieber und ihr lückenhaftes Gedächtnis, aber das war einmal. Denn nun spürte sie, wie diese Kraft durch ihre Adern pulste, lebendig und übermächtig.
    Vor gar nicht allzu langer Zeit, wie sie sich erinnerte, hatte sie dieser geheime Zauber mit Stolz erfüllt. Sich unter die Sterblichen zu mischen, unter einfache Leute, die keiner Magie fähig waren – die nicht einmal in der Lage waren, die Magie nachzuvollziehen – , hatte ihr das Gefühl gegeben, Grenzen überschreiten zu können. Sie war sich unsterblich vorgekommen, obgleich auch ihrer Rasse außerhalb Anavrins kein ewiges Leben vergönnt war.
    Gestaltwandler genossen zwar das Vorrecht, außerhalb des Reichs ihre geheime Macht auszuspielen, in Anavrin selbst wurde ihre Zauberkraft jedoch durch die herrschende Klasse der Unsterblichen beschnitten, die allerdings keine Zauberfähigkeiten besaßen. Es war ein jahrhundertealter Krieg, ein Streit, der erneut aufflammen würde, wenn der Drachenkelch nicht in jenes mystische Reich zurückgebracht wurde, das die Kraft des Heiligtums zum Überleben benötigte.
    Dies war Havens Erbe, das nun wie ein Fluch auf ihr lastete.
    Als sie unruhig in ihrem Gemach auf und ab schritt, dachte sie über die schreckliche Wendung in ihrem Leben nach. An diesem Morgen war sie noch von einer unbeschreiblichen Freude erfüllt gewesen. Doch jetzt spürte sie, wie ihre neu gewonnene, zerbrechliche Welt in sich zusammenfiel.
    Ein selbstsüchtiger Teil von ihr wollte vortäuschen, sie wäre Draec le Nantres nie begegnet. Wollte alles leugnen, was sie gehört hatte – insbesondere den ungeheuerlichen Vorschlag, den er ihr unterbreitet hatte: Sie sollte sich mit ihm verbünden und Silas de Mortaine abschwören.
    Le Nantres war ein Mann, der seine eigenen ehrgeizigen Ziele verfolgte. Er besaß das Siegel, das die Gestaltwandler in Greycliff Castle erbeutet hatten; er brauchte Havens Hilfe, um herauszufinden, wie und wo dieser magische Gegenstand eingesetzt werden konnte.
    Einst hatte sie Silas de Mortaine als Spionin gedient und war von ihm ausgesandt worden, damit sie sich mit Rand und dessen Familie anfreundete. Jetzt verlangte Draec, dass sie allein ihm Bericht erstattete und ihm verriet, was Kenrick inzwischen über die verbliebenen Orte herausgefunden hatte, an denen die Steine des Kelches verborgen lagen.
    Draecs Angebot war unmissverständlich: Wenn sie ihm half, würde er im Gegenzug dafür sorgen, dass sie auf sicherem Weg nach Anavrin gelangte. Stellte sie sich aber gegen ihn, so brachte sie jeden in Gefahr, der ihr lieb und teuer war.
    Denn dadurch, dass sie sich darauf eingelassen hatte, ihr Herz an die

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