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Der Kelch von Anavrin: Das magische Siegel (German Edition)

Der Kelch von Anavrin: Das magische Siegel (German Edition)

Titel: Der Kelch von Anavrin: Das magische Siegel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian schreibt als Tina St. John
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weder Ariana noch Braedon wissen lassen, dass Randwulf in der Burg weilte; kein Wort hatte er im Kreise der Familie über die furchtbaren Einzelheiten verloren, die ihm sein Freund mitgeteilt hatte. Die Bediensteten wussten lediglich, dass ein zusätzlicher Gast an der Hochtafel säße. Rand hatte man ein selten genutztes Gemach im Burgfried zugewiesen, wo er sich nach den kräftezehrenden Wochen auf der Flucht ausruhen und die Vorzüge eines heißen Bades genießen konnte. Kenrick war bewusst, dass sein alter Freund nicht zögern würde, Haven auf der Stelle zu töten, sollte er sie vorzeitig und ohne Kenricks Wissen in der Burg entdecken.
    Zwar konnte Kenrick Randwulfs Zorn nachvollziehen – tatsächlich wütete dieser Zorn auch tief in ihm selbst – , aber er musste diese Angelegenheit doch auf seine Weise handhaben.
    Zu seinen Bedingungen.
    Er warf einen Blick in eine Ecke des Turmgemachs, in der ein langer Wandbehang hing, befestigt an Ringen aus Hartholz. Mit zehn Schritten war er vor der farbenprächtigen Handarbeit aus bestickter Seide. Er streckte die Hand aus und vergrub eine Faust in dem zarten Gewebe. Mit einem Ruck riss er den Vorhang aus der Befestigung, sodass sich die Seide zu seinen Füßen bauschte.
    Ein schmaler Durchlass, in Dunkelheit gehüllt, wurde sichtbar, hatte der Vorhang doch eine steile Treppe verborgen, die noch höher in den Burgfried führte … hinauf in eine Kammer, in der Kenrick ein Geheimnis von übernatürlicher und tödlicher Macht aufbewahrte.
    »Zu meinen Bedingungen«, grollte er halblaut.
    Er zwängte sich durch den Durchlass und eilte die geheime Treppe hinauf, wobei er drei Stufen auf einmal nahm.

24
    Kaum vermochte Haven ihre Unruhe zu bezähmen, als die Bediensteten verkündeten, dass das Festmahl angerichtet sei. Im Stillen hatte sie gehofft, Kenrick werde in ihre Kammer kommen und sie in die Große Halle geleiten, denn sie sehnte sich nach ihm, ganz gleich, wie abweisend er sie auch behandelt hatte. Selbst die Angst, die sie weiterhin verspürte, wenn sie nur daran dachte, was sie ihm später am Abend würde gestehen müssen, verblasste ein wenig angesichts des Wunsches, ihren Geliebten wiederzusehen. Doch wie sie von Ariana erfahren hatte, war Kenrick nach wie vor mit dringenden Angelegenheiten in seinem Turmgemach beschäftigt und hatte angeordnet, bis zum Festmahl von niemandem gestört zu werden.
    »So ist es besser«, sagte Ariana zu Haven, als sie Havens Kammer verließen und gemeinsam die gewundene Treppe, die in die Große Halle führte, nach unten gingen. »Wenn dich mein Bruder gleich erblickt, werden sich bereits jede Menge Leute in der Halle eingefunden haben. Es wird ihn ganz verrückt machen, neben dir an der Tafel zu sitzen und dich in den kommenden Stunden nicht in der Weise berühren zu dürfen, die er sich erträumt. Daher vermute ich, dass dieses ganze Mahl eine hübsche Herausforderung für ihn sein wird.«
    Haven rang sich ein unsicheres Lachen ab, als sie sich dem Fuß der Treppe näherten. »Ich frage mich, woher du das immer alles weißt«, sagte sie und lächelte ihre schöne Begleiterin verschwörerisch an, die sich ebenfalls vorgenommen hatte, ihren Gemahl zu bezaubern. »Aber ich hoffe, du hast recht.«
    Ariana blinzelte ihr zu. »Keine Angst, meine liebe Freundin. Heute Abend werden alle Männer Kenrick um dich beneiden.«
    »Nicht alle«, erwiderte Haven kurz und ließ ihren bewundernden Blick über Arianas herrliches Gewand aus indigoblauem Taft gleiten.
    Das seidige Gewebe schmiegte sich bezaubernd an ihre Formen, und die langen, fließenden Röcke waren so hauchdünn gewirkt, dass sie sich wie schwerelos um ihre Beine bauschten. Borten aus besticktem cremefarbenem Satin, durchsetzt mit Perlen und bunten Steinen, zierten den Rocksaum und die Ärmel des Bliauts, die zu den Handgelenken hin spitz zuliefen. Während Ariana anmutig und mit heiterer Miene auf die Halle zuging, warfen die Röcke ein Meer von Falten, das im Schein der Fackeln bei jedem Schritt zu funkeln schien.
    Alles an Arianas Gewand wirkte vollkommen, auch der gewagte Ausschnitt ihres Mieders, der, anders als die für gewöhnlich hochgeschlossenen Gewänder, die sie trug, ein wenig Dekolleté freigab.
    »Lord Braedon wird gewiss hingerissen sein«, sagte Haven und war begierig darauf zu sehen, wie Arianas Erscheinung auf den oft düster dreinblickenden Krieger wirken mochte.
    »Ich denke, es gibt noch Augenblicke, da muss sich eine Frau jedes Zaubers bedienen, den sie

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