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Der Kelch von Anavrin: Das magische Siegel (German Edition)

Der Kelch von Anavrin: Das magische Siegel (German Edition)

Titel: Der Kelch von Anavrin: Das magische Siegel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian schreibt als Tina St. John
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aufzubringen vermag, nicht wahr?«
    Haven erwiderte zwar das Lächeln ihrer Freundin, doch tief in ihrem Innern verspürte sie einen Stich. Wieder schweiften ihre Gedanken zu den späten Abendstunden, in denen sie den unvermeidlichen Schritt tun musste.
    Sie musste es Kenrick noch an diesem Abend sagen. Es durfte keinen Aufschub mehr geben, kein Hoffen mehr auf einen günstigeren Augenblick, der womöglich nie käme.
    Sie liebte ihn.
    Er beherrschte ihr Herz, und das musste sie ihm gestehen. Er musste alles erfahren. Unmittelbar nach dem Bankett, wenn sie Zeit für sich allein hätten, würde sie ihm alles gestehen.
    Sämtliche Geheimnisse würde sie vor ihm offenlegen und hoffen, er werde Verständnis für sie aufbringen und Nachsicht in seinem Herzen verspüren.
    »Da wären wir«, sprach Ariana, als sie die Flügeltür zum großen Festsaal erreichten. »Seid Ihr für Euren Auftritt bereit, Lady Haven?«, fragte Kenricks Schwester mit einem fröhlichen Lächeln.
    Zwar war Haven angespannt, aber da ihr Arianas strahlende Augen Selbstvertrauen gaben, wurde sie ein wenig ruhiger. Trotz einer kribbelnden Vorahnung, die nicht ganz von ihr ablassen wollte, nahm sie all ihren Mut zusammen und trat durch die hohen Flügeltüren.
    Vor ihr wimmelte es in der Großen Halle von Leuten, die soeben im Begriff waren, ihre Plätze auf den langen Bankreihen einzunehmen. Haven versuchte in dem Gedränge einen Blick auf die Hochtafel zu werfen.
    Schließlich löste sich die Menge in dem Mittelgang ein wenig auf, sodass Haven mit angehaltenem Atem an das andere Ende der Halle blicken konnte, wo die Tafel auf der Empore für das Festmahl gedeckt worden war.
    Und dort wartete Kenrick. Neben ihm standen Braedon und einige Ritter von Clairmont. Haven aber hatte nur Augen für den gut aussehenden Burgherrn mit dem golden leuchtenden Haar, der ihr Herz erobert hatte. Er sah sie im selben Moment wie sie ihn. Mit wachen blauen Augen blickte er über die Köpfe der Leute hinweg zu ihr herüber.
    Vor Anspannung schien Havens Herz einen Schlag auszusetzen, als ihre Blicke sich begegneten.
    Für einen kurzen Moment flackerte etwas Undurchdringliches in seiner sonst ganz unbeweglich wirkenden Miene auf – ein Leuchten, das Überraschung, womöglich gar Verlangen bedeutete, wie sie zu hoffen wagte – , als sein musternder Blick über ihre Erscheinung glitt. Sie stand dort und wartete bangen Herzens auf ein Lächeln von ihm. Auf eine einladende Geste oder eine Veränderung in seinem Mienenspiel … Selbst die noch so kleinste Veränderung seines Gesichtsausdrucks hätte ihr Mut gegeben.
    Doch die starre Maske, die seine Züge zu beherrschen schien, wollte nicht weichen.
    Er starrte zu ihr herüber, reglos und schweigend, mit kalten, durchdringenden Augen …
    Und es schien, als warte er auf etwas.
    Verwirrt zog Haven die Stirn in Falten.
    Schließlich löste er sich aus dieser starren Haltung, und Haven wurde von einer dunklen Vorahnung erfasst. Denn der kleine Schritt, den er nun unauffällig zur Seite trat, war mit Bedacht gewählt und lenkte ihre Aufmerksamkeit unweigerlich auf einen hochgewachsenen Mann mit breiten Schultern, der hinter Kenrick stand. Ihr Blick fiel auf dichtes braunes Haar und ein scharf geschnittenes, habichtartiges Gesicht, dessen Züge sie auf die Entfernung aber nicht genau zu erkennen vermochte. Und doch glaubte sie, dieses Gesicht schon einmal gesehen zu haben, auch wenn es jetzt schmaler und freudloser wirkte als bei jenem Menschen, der sich ihrer Erinnerung im Augenblick noch entzog.
    Dennoch, sie irrte sich selten.
    Sie blinzelte, und plötzlich glaubte sie, den Fremden wiederzuerkennen, obwohl ihr die Vernunft sagte, dass das Licht in der Halle ihrer Einbildungskraft bloß etwas vorgaukele. Ihren halb geöffneten Lippen entfuhr ein leiser Laut des Erstaunens.
    Und die ganze Zeit über haftete Kenricks Blick auf ihr; seine blauen Augen bohrten sich gleichsam in sie.
    »O nein!«
    Mit einem Keuchen entwichen ihr die Worte, begriff sie doch, was hier gespielt wurde. Zu Tode erschrocken taumelte sie von der Türschwelle zurück. In ihrer Hast stolperte sie und suchte an der Mauer des Ganges Halt. Mit beiden Händen hielt sie sich den Bauch, denn mit einem Mal drehte sich ihr der Magen, und ein bitterer Geschmack lag auf ihrer Zunge.
    »Nein, nein, das kann nicht sein … «
    Ariana war sogleich an Havens Seite. »Haven? Was ist geschehen?«
    »Das kann nicht wahr sein.« Ihr sank das Herz, und sie glaubte, in einen

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