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Der Kelch von Anavrin: Das magische Siegel (German Edition)

Der Kelch von Anavrin: Das magische Siegel (German Edition)

Titel: Der Kelch von Anavrin: Das magische Siegel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian schreibt als Tina St. John
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um ihre Füße. Sie trug nichts weiter als ein dünnes Seidengewand, das ihre Gestalt wie ein Schleier umhüllte. Dieses Kleidungsstück glich einer wirkungsvollen Verlockung, gewirkt von Künstlerhand – oder von Zauberhand – , und deutete in aufreizender Weise die weiblichen Formen an, die es zugleich verbarg.
    Sie war das Abbild einer Verführerin, und das wusste sie genau.
    Draec verspürte keine Scham, als er die geradezu überirdische Schönheit dieser Frau in sich aufnahm. Er hatte noch nie ein Geschenk ausgeschlagen, insbesondere dann nicht, wenn es sich ihm in einer solchen Aufmachung präsentierte. Ein teuflisches Lächeln umspielte seine Mundwinkel, als er sich das bevorstehende Vergnügen – und den Lohn seiner Suche – vergegenwärtigte.
    »Darf ich hoffen, meine schöne Dame, dass Ihr über meinen Vorschlag nachgedacht habt?«
    Ihr smaragdgrüner Blick ruhte unverwandt auf ihm.
    »Ja«, sprach sie und wich keinen Zoll zurück, als er tiefer in den Raum trat. »Ich habe beschlossen, Euer Angebot anzunehmen.«

28
    Auf der Kuppe von Glastonbury Tor stand eine kleine Kapelle ohne Turm. Sie war dem heiligen Michael gewidmet, der der Legende nach an dieser Stelle einen Drachen erschlagen hatte. Für die wenigen Mönche, die am Fuße des steilen Hügels in einer Abtei lebten, waren Pilger kein seltener Anblick. Tatsächlich hatten einige wirtschaftlich denkende Ordensbrüder zahlungswillige Leichtgläubige angelockt, da sie verkünden ließen, Glastonbury sei die Grabstätte von König Artus, und die Wasser des Brunnens neben der kleinen Kirche flössen unmittelbar aus dem Heiligen Gral.
    Obwohl es den Gerüchten zufolge oben auf dem Tor bisweilen zu seltsamen Lichterscheinungen und unerklärlichen Ereignissen kam, war es doch die Abtei selbst, von der eine große Anziehungskraft ausging. Reisende kamen von weit her, da sie sich wundersame Heilkuren versprachen, Abenteurer wurden von der Aussicht auf wertvolle Funde angelockt. In dem einsetzenden Regen, der inzwischen über die Landschaft strich, hatten nur wenige Leute auf die beiden Reiter geachtet, die ihre Pferde an der steil ansteigenden Rückseite des länglich geformten Hügels hinaufführten.
    So kam es, dass niemand sie nach der Absicht ihres Kommens fragte, als die beiden Männer mehrere Stunden lang in jeden Winkel und jede Nische des Bauwerks blickten und nach Anzeichen suchten, die auf einen der mystischen Steine hätten hindeuten können.
    Das Gotteshaus war ein kleines Gebäude, dessen schmales Kirchenschiff mit wenigen Schritten durchmessen war. Dahinter betrat man durch einen Bogengang die Sakristei des Priesters. Genau vor diesem Raum entdeckte Kenrick das erste Symbol, das ihm vertraut war. Das Tageslicht nahm rasch ab, und der Regen und die anbrechende Dämmerung tauchten die Kapelle in ein trübes Licht. Während Rand sich anschickte, Fackeln zu besorgen, holte Kenrick einen Feuerstein aus einem seiner Beutel hervor.
    Als er auf dem gekachelten Boden niederkniete, fiel sein Blick auf ein unscheinbares Zeichen unter der staubigen Oberfläche. Mit der Hand wischte er den Staub weg und stieß einen leisen Fluch aus. Nun säuberte er die Kachel, die genau unter dem überwölbten Gang lag, durch den man vom Kirchenschiff zur Sakristei gelangte, gründlicher.
    »Die Fackeln, Rand!«, rief er. »Rasch!«
    Rands schwere Schritte hallten von den Wänden des Kirchenschiffs wider. Er brachte zwei Pechfackeln und den ehernen Kandelaber vom Altar. »Was hast du entdeckt?«
    »Hier«, sagte Kenrick und deutete auf die Kacheln. »Von deinem Blickwinkel aus kannst du sie nicht sehen. Du musst dich zu mir herabbeugen.«
    Rand kniete nun ebenfalls und folgte mit dem Blick Kenricks Fingerspitze. Auf den Kacheln in dem Durchgang befanden sich eine ganze Reihe von Verzierungen, die kaum mit bloßem Auge zu erkennen waren: ineinander geschlungene Kreise, deren Schnittflächen mit Kreuzen ausgefüllt waren. Die Zeichen waren in die grauen Kacheln geritzt worden, ehe man die Glasur aufgetragen hatte.
    »Was haben diese Zeichen zu bedeuten? Wie sollen sie uns zu dem Stein führen?«
    »Ich bin mir nicht sicher … aber die Antwort muss sich hier befinden.« Er nahm eine der Fackeln und entzündete sie mit seinem Feuerstein. »Halt diese«, wies er Rand an. »Such den Boden des Kirchenschiffs nach weiteren Symbolen dieser Art ab. Ich werde hier und in der Sakristei suchen.«
    Er entzündete die zweite Fackel, während Rand sich wieder in das Kirchenschiff

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