Der Kelch von Anavrin: Das magische Siegel (German Edition)
Haven und freute sich von Herzen für ihre Freundin und den dunkelhaarigen Ritter, der vor Stolz strahlte, als er seine hübsche Gemahlin betrachtete.
»Auch ich möchte euch gratulieren«, fügte Kenrick erfreut hinzu.
»Nichts ist schöner für mich, als euch beide glücklich zu sehen«, sagte Ariana. »Heute Abend werden wir ein großes Fest geben, um diesen Tag zu feiern. Komm mit mir, Haven. Es gibt viel zu tun.«
Haven ließ sich rasch von Arianas Begeisterung anstecken. Ehe sie sich von ihrer zukünftigen Schwägerin aber fortführen ließ, schloss Kenrick seine Auserwählte in die Arme. »Ich werde heute Abend zurück sein.«
»Aye, Mylord«, wisperte sie und geriet erneut in Verzückung, als er ihr zum Abschied einen leidenschaftlichen Kuss gab. »Auf bald, Kenrick.«
21
Der Morgen verging schnell. So hatte Haven kaum Zeit, ihren Geliebten zu vermissen, denn Ariana erstellte eine Liste mit Dingen, die noch vor dem Fest erledigt werden mussten. Dazu gehörte auch ein Ausflug zum Markt des nahe gelegenen Dorfes.
Braedon und ein Ritter aus Clairmont sorgten für den nötigen Schutz, und so konnten Ariana und Haven beruhigt von einem Verkaufsstand zum nächsten schlendern, die ausgelegten Waren begutachten und über das herrliche Mahl sprechen, das sich Ariana für den Abend überlegt hatte. Ihren begeisterten Beschreibungen zufolge sollte das Festmahl üppiger sein als alles, was es je auf der Burg gegeben hatte.
»Schließlich haben wir etwas zu feiern«, sagte sie, hakte sich bei Haven unter und führte sie zu einem Stand, der feine Stoffe und Spitzen feilbot.
Auf dem Marktplatz wimmelte es von Besuchern und Händlern, die Stimmung war fröhlich, die Leute plauderten miteinander und verhandelten an den einzelnen Ständen.
»Bleibt in unserer Nähe«, riet Braedon den beiden Frauen in seiner gewohnt ernsthaften Art. »Heute Morgen sind mir zu viele Leute hier. Da könnte es leicht zu unvorhergesehenen Zwischenfällen kommen.«
»Ja, so ist mein Gemahl«, meinte Ariana mit einem gespielten Seufzer. »Immer um mich besorgt.« Sie warf ihm einen neckenden Blick zu. »Insbesondere jetzt, da er weiß, dass ich ein Kind erwarte. Plötzlich scheine ich aus Glas zu bestehen, nicht wahr, mein Lieber?«
»Allerdings ist Glas nicht so störrisch«, stöhnte er, schenkte Ariana allerdings im selben Moment ein liebevolles Lächeln. Spielerisch trommelte er mit den Fingerspitzen auf ihrem Haupt. »Nein, dieser hübsche Kopf ist nicht aus Glas, sondern aus hartem, unempfindlichem Stahl.«
Ariana täuschte Empörung vor. »Für diese freche Bemerkung wirst du mit mir kommen und mir helfen, eine Gans für die Abendmahlzeit auszusuchen. Vielleicht sollten wir auch lieber einen Gänserich rupfen. Entschuldigst du uns einen Augenblick, Haven?«
Haven nickte, angesichts der Zuneigung, die Ariana und Braedon füreinander empfanden, tief berührt. Inständig hoffte sie, dass auch ihr und Kenrick eine solche Bindung in der Ehe beschieden sein mochte.
Die Ehe.
Das Wort hatte ihr kaum etwas bedeutet, bis Kenrick an diesem Morgen davon gesprochen hatte. Er wollte sie zu seiner Braut machen! Mochte ihre Vergangenheit auch von dunklen Flecken durchzogen sein, zumindest ihre Zukunft schien verheißungsvoll.
Hoffnung keimte in ihrem Herzen auf, so farbenprächtig wie die Seidenstoffe, die da vor ihr auf dem Tisch des Händlers ausgelegt waren. Ganz schwindelig von den Gedanken über ihr zukünftiges Leben, nahm Haven eine Länge des feinen Tafts und hielt ihn gegen das Licht, um das Farbspiel zu bewundern, das die Sonnenstrahlen in den Stoff woben. Die Sonne stand inzwischen hoch am Himmel, und das kostbare Seidengewebe leuchtete rubinrot.
»Was für ein schöner Stoff«, ließ sich in diesem Augenblick eine tiefe Stimme vernehmen, die Haven nicht ganz unbekannt vorkam.
Sie senkte die Arme und spürte, dass ihr eine plötzliche Kälte in die Glieder fuhr.
Unmittelbar neben ihr an dem Tisch des Händlers stand ein Mann, dessen schulterlanges schwarzes Haar wie Jettstein glänzte, doch das Lächeln in seinem ansprechenden Gesicht wirkte kalt. Er trug einen dunklen Umhang, der den wild aufgerichteten Drachen, der das Brustemblem seiner Tunika beherrschte, nur unzureichend verbarg. Der Fremde bot einen bedrohlichen Anblick.
Obwohl sie den Mann nicht kannte – sie betete, es möge so sein – , spürte Haven sogleich, dass Gefahr von ihm ausging. Er schien sich absichtlich in den Schatten zwischen zwei Marktständen
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