Der Kelch von Anavrin: Geheimnisvolle Gabe (German Edition)
das atemberaubende Vergnügen, von ihrem weichen Körper umfangen zu sein, der ihn so sehr willkommen hieß. Noch zweimal hatten sie sich in dem kleinen Raum in der Schenke geliebt; und jede Vereinigung schien ein größeres Verlangen in ihm freizusetzen, obwohl er doch eigentlich hätte Befriedigung verspüren müssen.
Nach wie vor begehrte er sie. Schon am Morgen, als er die Augen aufgeschlagen hatte, war ein heißes Begehren in ihm aufgestiegen. Doch er hatte sich zurückgehalten. Diese Art von Leidenschaft war neu für Serena, und er wollte ihr nicht zu viel zumuten. Aber sein Verlangen nach ihr war heftig und nahm auch nicht bei dem Anblick ab, den sie jetzt bot: Entspannt saß sie auf einem moosbedeckten Felsblock und ließ sich von der Sonne verwöhnen, ein glückliches Leuchten im Gesicht. Ihr langes schwarzes Haar war von dem kurzen Bad, das sie beide außerhalb der Stadt im Fluss Ehen genommen hatten, noch feucht. Es umspielte ihre zierliche Gestalt wie ein Schleier und hob sich dunkel von dem abgetragenen Bliaut ab.
Sie schenkte ihm ein Lächeln, als sie ihm den Ziegenbalg mit Wein reichte. »Ich habe Egremont nur ungern verlassen. Am liebsten wäre ich noch eine ganze Woche mit dir in der Schenke geblieben.«
»Nur noch eine Nacht mit dir, und ich wäre an Erschöpfung gestorben«, neckte er sie. »Allerdings kann ich mir kein angenehmeres Ende für einen Mann vorstellen.«
Rand nahm den Weinschlauch und trank einen großen Schluck, doch in Wirklichkeit dürstete es ihn nach Serenas Lippen, die noch von dem Wein glänzten. Er gab ihr den Balg zurück und spürte, wie das Verlangen in allen Fasern seines Leibes brannte.
Ihre Hände berührten einander; Serenas Finger waren auch ohne die Handschuhe warm, und Rand verspürte ein Zucken in seiner Hand, denn am liebsten hätte er Serena in seine Arme gezogen. Unzählige kleine Blüten erstreckten sich unterhalb des Feldsteins, wie ein duftender Teppich aus weißen und goldenen Farben. Was für einen herrlichen Hintergrund gäbe dieses weiche Blütenmeer für ihren wunderschönen, schlanken Leib ab, dachte Rand ohne Scham. Im selben Moment malte er sich vor seinem geistigen Auge aus, wie er sich zu ihr legen würde, um sich ein weiteres Mal mit ihr zu vereinigen.
Doch er gemahnte sich zur Selbstbeherrschung.
Eine angenehme Ruhe beherrschte den Wald. Hoch oben in den Ästen zwitscherten die Vögel, und leise rauschten die Blätter in der leichten Brise. Bislang waren sie gut vorangekommen, auf dem ganzen Weg hatte Rand keine Anzeichen von Gefahr entdecken können. In wenigen Stunden wären sie wieder bei der Waldhütte – viel zu bald, wenn er die Wärme in Serenas blauen Augen sah, die ihn mit ihrem zärtlichen Blick verzauberten.
Mit ihrem ebenholzfarbenen Haar, ihrer hellen Haut und den anmutig geröteten Wangen war Serena wieder ganz seine liebliche Nymphe aus dem Waldland. Nein, dachte er im nächsten Augenblick. Sie ist keine Nymphe, sondern die Königin des Waldes selbst, die auf ihrem Thron sitzt und ihren Gefährten mit einem verführerischen Blick unter halb gesenkten Lidern erfreut. Das Blut pochte an seinen Schläfen, als er Serena ansah und sich erinnerte, wie sie sich in ihrer Lust unter ihm gewunden und sich seinem drängenden Rhythmus entgegengeschoben hatte. In diesem Augenblick wollte Rand nichts lieber, als sie sanft auf den Teppich aus goldweißen Blumen zu drücken und ihren Leib zu erobern.
Er musste schlucken, als er merkte, wie trocken sein Hals plötzlich war. »Vielleicht sollten wir unseren Weg jetzt fortsetzen.«
Serena lächelte wissend, denn ihre Finger berührten die seinen und ließen der Ahnung freien Lauf. »Wenn du mich in die Arme schließen und mich erneut lieben möchtest, dort inmitten des Blumenmeers, dann solltest du wissen, dass ich nichts dagegen einzuwenden hätte. Eine Königin des Waldes würde die Wünsche ihres liebsten Gefährten niemals zurückweisen, mögen diese auch noch so durchtrieben sein.«
Rand lachte leise. »Kann ich denn keinen meiner geheimsten Wünsche vor deiner Gabe verheimlichen?«
»Keinen«, erwiderte sie und genoss die Macht, zu der ihr die Ahnung verhalf.
Wieder lachte er, doch seine Gedanken waren mit Erinnerungen an Momente der Sinnlichkeit angefüllt. »In diesem Fall, meine willige Königin, könnten wir gleich hier auf Eurem Thron beginnen, ehe ich Euch auf das Meer von Waldblüten bette.«
Ganz der eifrige Diener, ließ Rand seine Hände unter ihre Röcke gleiten und schob
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