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Der Kelch von Anavrin: Geheimnisvolle Gabe (German Edition)

Der Kelch von Anavrin: Geheimnisvolle Gabe (German Edition)

Titel: Der Kelch von Anavrin: Geheimnisvolle Gabe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian schreibt als Tina St. John
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in seinem Herzen lassen.
    Eine kaum wahrnehmbare Bewegung ganz in der Nähe ließ ihn wachsam aufschauen. Im schwachen Mondlicht sah er, wie sich die Tür der Hütte langsam öffnete und Serena vorsichtig ins Freie trat. Zunächst bemerkte sie ihn nicht auf seinem Posten inmitten der Bäume. Er hatte sich absichtlich in die Dunkelheit der alten Eichen zurückgezogen, denn er wollte die Hütte und die nähere Umgebung genau im Blick haben und nicht von möglichen ungebetenen Besuchern überrascht werden.
    Nun harrte er reglos in seinem Versteck aus und beobachtete Serena, die sich unruhig umsah und die Tür leise hinter sich zuzog. Dann blickte sie nach links und entdeckte ihn auf dem Baumstamm. Sie trug keine Handschuhe; ihre zierliche Hand schimmerte blass am Kragen ihres Umhangs. Kaum merklich nickte sie ihm zu – scheu, aber nicht erschrocken – , ehe sie sich von der kleinen Hütte entfernte und auf den Waldpfad zuhielt.
    Rand unternahm nichts, sondern sah ihr nur nach, vermutete er doch, dass Serena zu dieser frühen Stunde ein … dringendes Bedürfnis verspürte. Sie entschwand zwischen den Bäumen, und ihr langer Umhang wirbelte den Bodennebel auf, als der Saum über den Farn und das taufeuchte Grün strich, das den Waldboden wie einen Teppich überzog.
    Dies war wirklich ein seltsamer Ort, führte sich Rand erneut vor Augen, als sich alle Spuren von Serena im Nebel und dem tiefen, alles verschluckenden Wald aufgelöst hatten. Und sie war eine sonderbare Frau, ein eigenartiges Wesen, das er nicht weiter ergründen wollte, obwohl er erneut spürte, wie rasch seine Gedanken in Augenblicken der Ruhe um Serena kreisten. Sie war ein rares Geschöpf der Natur. Ihre seltsame Gabe war unheimlich und gewiss eine Art Hexerei – gleichwohl fiel es ihm schwer, sie dafür zu verdammen, da diese junge Frau nichts als Licht und arglose Unschuld in ihrem Herzen trug.
    Seit seiner unfreiwilligen Ankunft an diesem Küstenstreifen, seit dem Augenblick, da er ihre außergewöhnliche Schönheit zum ersten Mal gewahrt hatte, hatte Rand nach Gründen gesucht, dieser Frau zu misstrauen. Er hatte auf Anlässe gewartet, sie nicht zu mögen, sie von sich fernzuhalten und sich zu versichern, dass sie und diese Hütte nur eine vorübergehende Station waren, von der aus er seinen Weg fortzusetzen gedachte. Jetzt aber, da er das unglaubliche Geheimnis von Serenas außergewöhnlicher Begabung entdeckt hatte, gab es Grund genug, ihr zu misstrauen, sie abzulehnen und von sich zu weisen.
    Dennoch – all das, was er bislang von Serena gesehen hatte, reichte nicht, um so etwas wie Verachtung für sie zu empfinden. Trotz ihrer Bürde, bei jeder Berührung die Gefühle des anderen Menschen zu lesen, war sie kein Untier. Im Gegenteil, sie wirkte wie die Güte und die Friedfertigkeit in Person … was ihn aber nicht hinderte, sie mit mehr als nur bewundernden Augen zu sehen. Es hinderte ihn nicht, Verlangen zu empfinden.
    Rand stieß einen zischenden Fluch aus – in die Dunkelheit hinein.
    Er musste diesen Ort verlassen, und zwar bald. Allmählich gaukelte ihm der Odem des Waldes Trugbilder vor, spielte Spiele mit ihm, die Rand nicht alle angenehm waren.
    Er verfluchte die Verletzungen, die ihn an diesen Ort banden, doch glücklicherweise verheilten die Wunden gut; er kam wieder zu Kräften. Nun war er wieder so weit hergestellt, um seinen Weg fortsetzen zu können, wenn er sich anspornte – und das würde er auch tun, wäre da nicht die Sache mit dem Drachenkelch. Ohne den Schatz war er im Kampf gegen Silas de Mortaine im Nachteil. Gewiss würde es Rand gelingen, den Schurken nach Schottland zu locken, aber was dann?
    Ohne den magischen Schutz der beiden Kelchsteine Calasaar und Vorimasaar führte Rand einen Krieg ohne Waffen. Seine Rache würde zu einem Scherz verkommen, zu einem reinen Ärgernis für einen Mann mit de Mortaines Machtfülle. Rand versagte sich die Hoffnung, dass der Kelch, den er im Sturm verloren hatte, nicht auf irgendeinem Wege in de Mortaines Hände geriete. Dafür war zu viel Böses am Werk. Es gab zu viel schwarze Magie, um sich der Vorstellung hinzugeben, dass etwas auf Erden existierte, das de Mortaine daran hinderte, den ganzen Drachenkelch für sich zu beanspruchen. Sowie die vier Teilstücke gefunden waren und der Schatz in seiner alten Pracht erstrahlte, wäre keine Macht stark genug, um Silas de Mortaines tödliche Absichten zu vereiteln.
    Rands engster Freund, Kenrick of Clairmont, hatte sic h ei nst selbst auf

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