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Der Keller

Der Keller

Titel: Der Keller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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fing an zu klettern, fiel auf die Knie, rappelte sich wieder auf und rannte weiter. Marty folgte ihr.
    Gorman blieb, wo er war, beobachtete sie einen Augenblick lang und wandte sich dann wieder dem Toten zu. Bei seinem Anblick spürte er so starke Schmerzen, als würden sich die Spitzen in seinen eigenen Körper bohren. Er wollte losrennen, aber die Vorstellung, allein durch die Dunkelheit zu irren, behagte ihm ganz und gar nicht.
    Er zitterte und packte eine der Zaunstreben. Das kalte Eisen war feucht und klebrig. Er zog die Hand zurück und starrte mit Entsetzen darauf. Im Mondlicht wirkten das Blut auf seiner Handfläche tiefschwarz.
    Dann verließ ihn mit einem Mal die Angst.
    Mit seiner sauberen rechten Hand griff er in seine Tasche und zog das Diktiergerät hervor. Er schaltete es ein. »Ich stehe in diesem Moment unter dem Leichnam von Brian Blake - meinem guten Freund und Assistenten, jenem Mann, der den Schrecken von Black River Falls überlebte, nur, um ein grässliches Ende in den Händen der Bestie von Malcasa zu finden. Sein Schicksal ereilte ihn in einer finsteren Nacht, als …«
    »Hardy! Verdammt noch mal, kommen Sie hier rauf!«
    Er nickte. Bevor er den Hügel in Angriff nahm, ließ er das Diktiergerät in die Tasche zurückgleiten, ohne es abzuschalten. Hätte er nur die Geistesgegenwart besessen, alles aufzuzeichnen, was geschehen war, seitdem Marty und Ciaire sein Zimmer betreten hatten! Natürlich hatte er zu diesem Zeitpunkt keine Ahnung gehabt, welch fantastische Tragödie sich entfalten sollte.
    Brian, von der Bestie abgeschlachtet. Auf so eine grauenerregende Weise. Es war fast zu schön, um wahr zu sein. Das Buch würde alle Verkaufsrekorde sprengen.
    Unglaublich!
    Wenn jetzt auch noch Janices Leiche da oben lag, hübsch verstümmelt … Ihre Eltern würden nach wie vor die Hälfte des Gewinns einfordern, aber mit einem guten Anwalt war es möglich …
    »Sehen Sie sich das an, Sie Bastard«, zischte Marty und ließ das Licht auf den Boden fallen. Gorman erkannte Brians Jackett und seine Ledermokassins, daneben einen Pullover, einen BH, Cowboystiefel, Jeans und ein Höschen. Die dunkle Decke war blutverschmiert.
    »Offensichtlich wurden sie …«, begann Gorman.
    »Ruhe!«
    Ciaire durchsuchte in einiger Entfernung das Gestrüpp.
    »Es tut mir leid«, sagte Gorman. »Aber Sie müssen mir glauben, ich hatte keine Ahnung, dass sie …«
    »Sie haben sie da hineingezogen, verdammt! Ich werde Sie umbringen, wenn …«
    »Wahrscheinlich ist ihr nichts geschehen. Sie konnte womöglich fliehen.«
    »Das hoffe ich für Sie.« Marty wandte sich um. »Janice! Jaaaa-nice!«, brüllte er den Hügel hinauf.
    Gorman beugte sich vor und hob Brians Kamera auf. Er nahm den Deckel vom Objektiv und hielt sich den Fotoapparat ans Auge. Durch den Sucher visierte er die Decke an und vergewisserte sich, dass auch die Jeans des Mädchens und das Höschen im Bild waren. Dann betätigte er den Auslöser. Im Blitzlicht erkannte er, dass das Höschen rosafarben, die Jeans verwaschen und die blaue Decke mit tiefroten Spritzern bedeckt war. Summend transportierte der Apparat den Film weiter.
    Die Bilder in Der Schrecken von Black River Falls waren nur schwarz-weiß gewesen. Für sein neues Buch würde Gorman auf Farbfotos bestehen. Zumindest für die gebundene Ausgabe.
    Er richtete die Kamera auf Janices Stiefel. Sie standen beieinander, einer der Stiefel lehnte gegen die Sohle des anderen.
    Fantastisch.
    Sie war ohne Stiefel gestorben.
    Während er mit der Fingerspitze nach dem Auslöser tastete, erschien plötzlich Marty vor der Linse und rammte eine Faust in Gor-mans Bauch. Der Schlag ließ ihn hintüber fallen, und er rollte den Hügel hinab. Seine Beine stießen gegen etwas, und er schlug einen Purzelbaum. Während er auf Bauch und Knien über den harten Boden rutschte, versuchte er verzweifelt, sich am Gestrüpp festzuhalten. Durch sein lautes Keuchen hindurch hörte er, wie Ciaire Marty anflehte, stehen zu bleiben.
    Der Mann rannte direkt auf ihn zu.
    »Nicht!«, schrie Gorman.
    Ohne anzuhalten trat Marty nach seinem Kopf. Gorman presste sein Gesicht fest gegen den Boden und spürte, wie der Schuh nur
    um Haaresbreite an ihm vorbeizischte. Als er aufblickte, bemerkte* er, dass der Tritt den Mann aus dem Gleichgewicht gebracht hatte. Mit rudernden Armen fiel Marty auf den Hintern. Der Rand seiner Schuhsohle berührte ganz leicht Gormans Ohr.
    Gorman packte den Schuh und drehte ihn mit aller Kraft herum. Er hörte

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