Der Keller
und sie stolperten nur langsam vor sich hin. Marty stopfte sich Fetzen des zerrissenen Höschens in den Mund. Ciaire hatte es geschafft, sich einen Augapfel auszustechen, der nun an ihrer Wange herunterbaumelte, und machte sich an dem anderen zu schaffen. Mach nur so weiter, dachte Gorman, und bald bist du blind wie ein Maulwurf.
Dann stolperte er über den Rand einer Badewanne und stürzte auf das rote Wasser darin zu. Eine nackte Frau lag in der Wanne und streckte ihm die Arme entgegen. Ihre Handgelenke waren mit Schnitten bedeckt. Martha! Er fiel auf sie zu, fiel und fiel. »Lass mich in Frieden!«, rief er und wachte plötzlich auf.
Helles Tageslicht durchflutete den Raum. Er schnappte nach Luft und starrte an die Decke. Mit dem Kissen wischte er sich den Schweiß aus dem Gesicht.
Herr im Himmel, dachte er. Was für ein Albtraum.
Er warf einen Blick auf den Reisewecker. Zwanzig nach neun. Er hatte nicht mehr als drei Stunden geschlafen. Zum Glück hatte er sich bereits etwas ausgeruht gehabt, als Marty und Ciaire geklopft hatten.
Verdammt, wenn das doch auch nur ein Traum gewesen wäre.
Er kroch zur Bettkante und setzte sich auf. Der blaue Fleck auf seinem Bauch, wo Marty ihn geschlagen hatte (er hatte angefangen), sah aus wie verschmierter Dreck. Außerdem entdeckte er einige kleine Kratzer auf seinen Handrücken, doch obwohl er Ciaire ordentlich verprügelt hatte, waren seine Fingerknöchel unversehrt. Er ging zum Spiegel über dem Frisiertisch und betrachtete sein Gesicht. Bis auf die blutunterlaufenen Augen sah er ganz normal aus.
Im Badezimmer hielt er sorgfältig nach Blutspuren auf dem Emaille um den Abfluss herum Ausschau. Die Badewanne schien sauber zu sein. Das sollte sie auch - schließlich hatte er im Meer gebadet, bevor er in sein Zimmer zurückgekehrt war, um zu duschen.
Er drehte das Wasser in der Dusche auf und stellte sich unter den
warmen Strahl. Während er sich wusch, ging er alles noch einmal * Detail für Detail durch. Hatte er etwas übersehen?
Die Verträge hatte er verbrannt und ihre Asche die Toilette hinuntergespült.
Das Tonband hatte er aus der Plastikkassette gezogen, über die Toilettenschüssel gehalten und in dicken, schwarzen Rauch aufgehen lassen.
Das Diktiergerät, das er mit seinen blutigen Händen angefasst hatte, lag nun auf dem Grund des Ozeans.
Genau wie die Kamera und seine Kleidungsstücke, die er mit Steinen beschwert und in die Brandung geworfen hatte. Die Schuhe waren auch ohne zusätzlichen Ballast versunken.
Das Problem mit den beiden Autos hatte er - seiner Meinung nach zumindest - elegant und entschlossen gelöst. Ohne Nachzudenken hatte er Martys Autoschlüssel an sich genommen. Inzwischen war er davon überzeugt, dass er sich schon zu diesem Zeitpunkt unbewusst einen Plan zurechtgelegt hatte. Doch erst als er tatsächlich die Autos erreicht hatte, war ihm die Lösung dieses Dilemmas wie Schuppen von den Augen gefallen.
Er hatte nicht riskieren dürfen, auch nur die winzigste Spur von Claires Blut im Mercedes zurückzulassen, also war er mit Martys Auto zum Strand gefahren, den er nur durch pures Glück gefunden hatte. Er war einfach einem von Mondlicht beschienenen Feldweg durch die Hügel gefolgt und - voilá - war das Meer vor ihm erschienen.
Dann hieß es: Auf Wiedersehen Diktiergerät, Kamera und Klamotten. Der schlimmste Teil war, im Ozean zu baden. Nein, noch schlimmer war es, nackt, nass und frierend zu Martys Auto zurückzueilen, immer in der Angst, von irgendjemandem beobachtet zu werden. Doch die Gegend war verlassen, und das einzige Gebäude, das er weit und breit entdecken konnte, schien keine Fenster zu besitzen.
Unter dem Fahrersitz des Autos fand er einen Lappen, mit dem er die Sitzfläche und das Lenkrad abwischte, bevor er einstieg. Nur für den Fall, dass er Blut darauf hinterlassen hatte. Als er dann kurz darauf hinter dem Mercedes parkte, benutzte er den Lappen, um seine Fingerabdrücke aus dem Auto zu entfernen. Dann warf er die Autoschlüssel in den Wald neben der Straße. Schließlich war er splitternackt in den Mercedes gestiegen und zum Hotel zurückgefahren. Mitten durch die Stadt. Gott sei Dank war ihm niemand begegnet. Als er im Welcome Inn angekommen war, brannte in keinem der Bungalows mehr Licht.
Wenn er jetzt auf die Ereignisse der vergangenen Nacht zurückblickte, war er verblüfft, dass er die Geistesgegenwart besessen hatte, so überlegt zu handeln - er war buchstäblich total von den Socken, dass er nicht von
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