Der Keller
eine Führung gerade mal fünfundzwanzig Cent. Ein Pappenstiel im Vergleich zu dem, was man Ihnen heute abknöpfen wird. Aber zu jener Zeit war das viel Geld.
Maggie stellte noch ein weiteres Schild auf, bevor sie das Horrorhaus eröffnete. Das ist mein Lieblingsschild - mit roten Buchstaben auf einer Holztür. Leider ist es schon seit vielen Jahren verschollen. Aber es gibt Fotos davon in Janice Crogans Horrorhausmuseum. Auf ihm war ungefähr Folgendes zu lesen: ›DAS HORRORHAUS! DER LEGENDÄRE, HISTORISCHE SCHAUPLATZ GRÄSSLICHER, UNGEHEUERLICHER GRÄUELTATEN! SEHEN SIE MIT IHREN EIGENEN AUGEN DIE REALISTISCHE DARSTELLUNG DER BLUTIGEN GEMETZEL AN ORIGINALSCHAUPLÄTZEN! GENIESSEN SIE DIE DETAILGENAUEN REPRODUKTIONEN DER ZERFLEISCHTEN OPFER DER BESTIE - GENAU WIE SIE VORGEFUNDEN WURDEN (IN ORIGINALBEKLEIDUNG). HÖREN SIE DIE WAHRE GESCHICHTE DER BESTIE AUS DEM MUND DER EINZIGEN ÜBERLEBENDEN: MAGGIE KUTCH, DIE EIGENTÜMERIN DES HORRORHAUSES UND IHRE GASTGEBERIN^«
Patti grinste. »Ich liebe dieses Schild - im Gegensatz zu den Einwohnern, die versuchten, Maggie von ihrem Vorhaben abzuhalten. Doch Maggie war niemand, der schnell klein beigab. Die erste Führung fand wie geplant am 1. Juli 1932 statt.
Es gab keinen großen Andrang. Die Besucher waren überwiegend Einheimische, darunter auch ausgerechnet diejenigen, die am lautesten dagegen protestiert hatten. Vermutlich hofften sie, dass Maggie ihre schlimmsten Befürchtungen noch übertreffen würde. Und den Zeitungsartikeln nach zu urteilen wurden sie nicht enttäuscht. Die guten Menschen von Malcasa Point waren schockiert und entsetzt. Mehrere fielen während der Führung in Ohnmacht, andere rannten kreischend aus dem Haus.
Nachdem sie sich alles angesehen hatten, bezeichneten sie die Führung als Beleidigung für Moral und Anstand, Gottesfürchtig-keit, den Freuden der Mutterschaft und dem guten Ton im Allgemeinen. Ein Reporter nannte es eine ›obszöne Zurschaustellung vulgärster Barbarei, keinesfalls für die Augen zivilisierter Menschen geeignete In einem anderen Leitartikel war Folgendes zu lesen: ›Ist unser Gemeinwesen so tief gesunken, dass seine Mitglieder sich an der unzüchtigen und blutrünstigen Darstellung nur spärlich bekleideter Mordopfer ergötzen müssen, wie man sie in jedem Winkel dieser Blasphemie findet, die sich das Horrorhaus schimpft? Schande über uns!«‹ Patty schüttelte den Kopf. »Das gefällt mir auch sehr gut: ›Schande über uns!‹
Diese Leute hassten das Horrorhaus abgrundtief. Sie versuchten, es schließen zu lassen. Damit hatten sie zwar keinen Erfolg, doch die Stadtverwaltung erließ eine Verordnung, nach der Kinder unter sechzehn keinen Zutritt hatten.
Im Lauf der nächsten Wochen geschah jedoch etwas Bemerkenswertes: Die Geschäftsleute der Stadt bemerkten, dass sie plötzlich mehr Geld in ihren Kassen hatten. Bald dämmerte ihnen, dass der stetige Strom von Besuchern ihre Beutel füllte. Touristen ließen ihr sauer Erspartes in der Tankstelle, dem Café, der Eisdiele, der Apotheke und dem Gemischtwarenladen. Egal, um welches Geschäft es sich handelte - die Touristen gaben ihr Geld mit vollen Händen aus. Und was war wohl der Grund dafür, dass so viele Besucher kamen?«
»DAS HORRORHAUS«, rief ein Mädchen, noch bevor Derek den Mund aufmachen konnte. Dafür warf er ihr über die Schulter hinweg einen wütenden Blick zu.
»Genau!«, sagte Patty. »Das Horrorhaus! Die Leute strömten von den umliegenden Städtchen und Farmen nach Malcasa Point. Sie nahmen sogar den langen Weg aus Marin County, San Francisco oder der East Bay auf sich, nur um sich die neue Attraktion anzusehen. Die ganze Stadt profitierte davon. Plötzlich hörte man nur Gutes über das Horrorhaus, und niemand wollte es mehr schließen lassen. Sogar die Altersbeschränkung wurde aufgehoben.
Seitdem ist das Horrorhaus ein richtiger Publikumsmagnet, obwohl in den ersten Jahrzehnten gar nicht so viele Leute kamen. Den alten Aufzeichnungen zufolge waren es selten mehr als dreißig bis fünfzig Besucher pro Woche.
Dies änderte sich in den Fünfzigern, wahrscheinlich weil damals zwei Kinder dort einbrachen und mächtig Ärger bekamen - Ärger mit der Bestie, wie der überlebende Junge zu Protokoll gab. Er entkam, doch sein Freund hatte weniger Glück. Aber auch darüber wird Sie das Tonband während der Führung ausführlich informieren. Diese Tragödie jedenfalls fachte das Interesse am Horrorhaus aufs Neue an. Bis 1979 zog das Horrorhaus einen
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