Der Kimber 1. Buch: Ehre (German Edition)
n te ihn über den Verlust hinwegtrösten. Nachdem die groben Arbeiten erl e digt waren, tobte sich die entfe s selte Energie der neuen Hausherrin in der Anscha f fung von ve r schiedenen Dekorationen aus, wobei sie beso n ders auf eine reiche und farbige Ausstattung Wert legte. Vorhänge, Kissen und Überwürfe waren ihre große Leidenschaft und bald gab es im ganzen Haus ke i nen Fleck mehr, der noch durch eine textile Verzi e rung hätte ergänzt werden können. Das ganze ve r schlang Unsummen, die sie jedoch ohne mit der Wi m per zu zucken aufbrachte.
Für Lucius und seinen Vater ging die Rechnung in f i nanzieller Hinsicht jedoch nicht so richtig auf. Anstatt ihrem Gemahl ihr gesamtes Vermögen mit dem Eh e vertrag zu überschreiben, verweigerte L i via den beiden Sullas jegliche Einsichtnahme oder gar ein Mitsprach e recht b e züglich der Verwaltung ihres Besitzes. Vater und Sohn erhielten lediglich alle zwei Wochen eine bestimmte Summe zum pe r sönlichen Gebrauch ausb e zahlt. Nach anfänglichen Ause i nandersetzungen, die von ihrer Seite mit einer Raffinesse und Zähigkeit g e führt wurden, die eines Fischhändlers würdig gewesen wäre, ergaben sich die beiden Aristokraten in ihr Schicksal. Immerhin waren die ihnen zugedachten Mi t tel so großzügig bemessen, dass sie ihre Int e ressen deutlich freizüg i ger als bisher verfolgen konnten. Die Tafel im Ha u se wurde mit feineren Speisen bestückt, die Zutaten waren erlesen und in Verbindung mit den Finessen der Zubere i tung, die sie in den Jahren der finanz i ellen Beschränkung entwickelt hatten, führten sein Vater und sein Leibkoch eine geradezu fürstliche Küche, die den Beifall der anspruchsvollsten Fei n schmecker Roms verdient hätte. Jedoch war der alte Sulla weit davon entfernt, die so lange gehegte Zurüc k haltung in gesellschaftlicher Hinsicht au f zugeben, und so blieb der engere Familienkreis oder die alten Freu n dinnen Livias die einzigen, die in den Genuss der Kös t lichke i ten gelangten.
Lucius verwendete den ungewohnten Geldsegen dazu, seinen Ruf als tonangebender Elegant des römischen Nachtlebens auszubauen. Endlich kon n te er seine Kleidung nach seinen Vorstellungen o h ne Rücksich t nahme auf ein eingeschränktes Budget gestalten. Im Gegensatz zu seiner Stiefmutter liebte er die feinen Effekte, und sein Markenzeichen w a ren helle Farben, die seinem bräunlich goldenen Teint schmeichelten. Wie viel Geld er auf seine Kleidung verwendete, kon n te man häufig nur an den kostbaren Schließen und N a deln erkennen, mit denen se i ne Toga drapiert war - kleine Sondera n schaffungen, für die er bei seiner Stiefmutter immer ein offenes Ohr fand.
Lucius’ Bekanntheit wuchs in dieser Zeit nicht w e nig. Diese Art von Ruhm hatte zwar kaum Nutzen für die Karriere, die sein Vater für ihn vorgesehen hatte, doch hatte er keine Lust, sich darüber G e danken zu machen. Sein Vater lebte ohnehin zu weltabgewandt, um auch nur e i nen Schimmer von dem zweifelhaften Ruf zu haben, den sein Sohn sich in den vergangenen Jahren erarbeitet hatte. Seine Stiefmutter jedoch war alles a n dere als weltabg e wandt. Ein steter Strom von Freu n dinnen, Hän d lern, Parfümmachern, Salbenherstellern, Wahrs a gerinnen und Putzmacherinnen floss vom fr ü hen Morgen an durch ihre Räume. Nichts war ihr lieber als das dauernde Wispern von Klatsch, Intrigen und Neuigkeiten aus der besseren Gesellschaft und aus Künstlerkreisen. So konnte es ihr naturgemäß nicht lange verborgen bleiben, dass ausgerechnet ihr Stie f sohn gerade hier eine führende, wenn auch etwas anr ü chige Rolle spielte. Aber genau diese Art von Gehei m nis beflügelte ihre Phantasie.
Lucius und sein Freundeskreis waren auf allen F e sten der Hauptstadt als Gäste gesucht, und nicht wenige Bürger wollten ihren Ruf als Gastgeber mit ihrer A n wesenheit aufbessern. Nicht alle Einladu n gen waren angenehm, und viele Angeber und Schwätzer bedrän g ten Lucius mit unwillkommenen Angeboten. Einer der aufdringlichsten war ein g e wisser Nasidien, der hartn ä ckig versuchte, sich mit seinem kürzlich durch Er b schleicherei erworbenen Reichtum einen Platz in der Gesellschaft zu e r obern. Keine Abfuhr konnte ihn entmutigen, und irgendwann waren Lucius die Ausr e den ausgega n gen, so dass er und seine Freunde wide r willig z u sagten. Das Gastmahl, das anfangs nur öde gew e sen war, entwickelte sich unter der tatkräftigen D e montage der Freunde allerdings zu einem wa h ren Chaos, und
Weitere Kostenlose Bücher