Der Kimber 2. Buch: Rache (German Edition)
dem letzten Loch piff. Er würde diese Gemeinsamkeiten nutzen und dem Herrn auf freun d schaftlich gleichem Fuß begegnen. Das würde ihn beeindrucken und angenehm übe r raschen, wo sonst doch immer alle nur vor ihm kuschten und die Augen niederschlugen. Doch einen Messius schreckte man nicht so leicht. Schon bei der Auswahl seiner Kleidung hatte er vor, die volle Würde seines Amtes zu demonstrieren, weshalb er sich die Tunica mit dem breiten Purpurstre i fen hatte bringen lassen. Messius übersah gefli s sentlich, dass das Amt eines Bürgermeisters e i gentlich noch nicht zu solchen Abzeichen berechtigte, aber seit er sich vor einigen Monaten das erste Mal damit hatte sehen lassen, hatten alle schweigend diese Tracht akzeptiert und sogar als ein Zeichen des Aufschwungs des Städtchens Puteoli ang e sehen. Um die Pracht seines Aufzuges zu erhöhen und dem Besuchten zu beweisen, dass sie den römischen Sitten hier in nichts nachstanden, würde er sich von einer stattl i chen Leibwache begleiten lassen. Ein Sklave sollte Räucherwerk vorantragen. Nun blieb nur noch die Frage offen, wie er um die Abgabe heru m kommen könnte, die der alte Despot für die Wiedererrichtung des Jupiterte m pels einzuziehen gedachte. Nicht dass die Stadtkassen damit überstrapaziert wären, aber eigentlich waren die Gelder für ganz andere Zwecke vorgesehen. Ein repr ä sentativer Bau als Amtssitz für den Bürgermeister war wesentlich dringlicher als ein Tempel im fernen Rom. Als ob es in Rom nicht genug Tempel gäbe. Das Einfachste würde sein, die Abgabe zuzusagen, aber ihre Überste l lung solange hinauszuzögern, bis der Alte in den Hades fuhr. Nach dem, was man im Ort munkelte, konnte das ohnehin nicht mehr allzu lange dauern, und dann würde niemand mehr an diese Abgabe denken. Dann könnten die Pläne des Architekten – Messius’ Schwager, im Übr i gen - umgesetzt werden. Die Kosten für den Bau waren recht hoch veranschlagt, aber wenn er billiger davon k ä me, würde er die freiwerdende Summe sicher nicht ve r derben lassen. Der Sitz seiner Toga entsprach nun en d lich seinen Vorste l lungen, und er trat vor das Haus, um sich von einigen Sklaven zur Villa des unwillkomm e nen Nachbarn tragen zu lassen.
Widerwillig hatte Lucius sich an den Termin mit dem Bürge r meister des Nachbarortes erinnern lassen. Er wäre noch viel lieber im Halbschatten der Pinien im Garten gelegen um seinen Gedanken nachzuhängen, aber er zwang sich aufzustehen, um den Anteil aus dem kleinen Städtchen für den Wiederaufbau des Jup i tertempels zu sichern. Als er in den Schatten der Säulenhalle trat, pral l te er verdutzt zurück. Ein ganzer Festzug hatte sich hier versammelt, an dessen Spitze ein glatter Mann von etwa fünfzig Jahren stand, der von zwei Weihrauc h trägern flankiert war. Der Mann trug die Toga der Sen a toren und Aristokraten und das obwohl er, wie Lucius wusste, l e diglich der Sohn eines Freigelassenen war, der sich vom kleinen Schreiber durch allerhand Schmier e reien und Ränke bis zum Amt des Schultheißen e m porgearbeitet hatte. Offensichtlich war er auf seinen Leistung so stolz, dass er sich seiner Amtstracht bereits entwachsen und einige Stufen weiter sah. Lucius wusste nicht, ob er sich über den protzigen Aufzug des Bürgermeisters ä r gern oder amüsieren sollte, doch als die dichten Schwaden des Räucherwerks auf ihn zuwaberten und einen Hustena n fall auslösten, fühlte er sich doch eher provoziert. A n statt sich zu entschuldigen und seine Begleiter zurückzupfe i fen, wagte es der eitle Gimpel nun auch noch, auf ihn zuzugehen und ihm jovial die Hand auf die Schulter zu legen. Noch immer hustend zuckte L u cius zurück und versuchte die Hand abzuschütteln. Der Bürgermeister jedoch sah sich angesichts seiner eigen robusten G e sundheit und dem unübersehbar schlec h ten Zustand des anderen eindeutig in der besseren Position und begann freundlich herablassend zu lachen: „Nun, nun, beruhige dich erst einmal. Tu dir nur m e inetwegen keinen Zwang an. Wenn man so angeschlagen ist wie du, sollte man immer Geduld e r warten können.“
Lucius spürte, wie er langsam in Rage kam, er wusste zwar genau, dass der Dummkopf keinen Gedanken wert war, aber er hatte Mühe, sich zu beherrschen. Als der Husten abgeebbt war, versuchte er seiner Stimme nicht anmerken zu lassen, wie wütend er war und steuerte schnell und möglichst kurz ang e bunden auf den Anlass des Treffens zu.
„Ich habe dich rufen lassen, da die
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