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Der Kimber 2. Buch: Rache (German Edition)

Der Kimber 2. Buch: Rache (German Edition)

Titel: Der Kimber 2. Buch: Rache (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moritz von Lech
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Leichtigkeit töten können. Viele hätten Gründe genug für ihren Mord gehabt, und doch lief er unbehe l ligt durch die Menge. Es war, als würde der harmloseste und beliebteste Bürger hier seinen Rundgang unterne h men. Niemand wagte es, sich ihm in den Weg zu stellen, und niemand erhob die Hand gegen ihn.
     
    Lucius spürte genau, wie wenig Zeit ihm noch blieb, o b wohl er noch so viel zu tun gehabt hätte. Als er alles, was noch anstand, in drei Kategorien eingeordnet hatte, wu r de ihm klar, dass er einen Grossteil der Aufgaben auch in hundert Jahren nicht würde lösen können, also ließ er es ganz bleiben. Die Vernichtung der Seeräuber, die Unte r we r fung des ewig renitenten Mithridates, die dauerhafte Übe r wachung der neuen Verfassung.
    Andere Aufgaben konnten andere genauso gut erl e digen wie er selbst. Die Erziehung seines Sohnes und der Töchter wusste er in den Händen seiner Frau in bester Ordnung, Gnaeus Pompeius würde in Sizilien ganze A r beit leisten und die letzten Au f ständischen dort besiegen. Also konnte er sich ge t rost auf die Dinge beschränken, die ihn ganz allein betrafen. Die Zeit, die ihm noch blieb, wollte er nun nach seinen Vorstellungen gestalten. Er war voller Freude und Dankbarkeit, als er die Zusage von Metrobius und einigen anderen seiner alten Freunde ha t te, mit ihm auf sein Landgut zu ziehen und einige Zeit dort zu verbringen. Schon vor Längerem hatte er sich aus den beschlagnahmten Gütern eine Villa ausgesucht, die hoch über dem Golf an der Steilküste gelegen war. Von ihr aus konnte man das Meer in all seiner Pracht bewu n dern. Hier würde er den Rest seines Lebens verbringen.
     
    Doch etwas lastete doch noch auf seiner Seele, und das war der Tag, an dem er vor die Richter der U n terwelt würde treten müssen. Er selbst fand sich im Grunde ganz in Ordnung und war von der Richti g keit und der Notwendigkeit all seiner Schritte überzeugt. Trotzdem hatte er das Gefühl, noch ein wenig für sein jenseitiges Konto a r beiten zu müssen. So nahm er sich vor, den Wiederaufbau des zerstörten Jupitertempels zu überw a chen und für einen steten Fluss der Mittel zu sorgen. Das konnte er jedoch ganz gut über Mittelsmänner und Schriftverkehr bewerkstelligen, so dass seiner Übersie d lung an den Golf nichts mehr im Wege stand.
    Es war an einem schönen und klaren Herbsttag, als er sich von seiner Frau vera b schiedete und seinen Sohn ermahnte, die Studien nicht zu vernachläss i gen. Seine Familie war inzwischen in sein G e heimnis eingeweiht und wusste, dass dies ein A b schied für immer war. Frau und Kinder versprachen, bald auf Besuch nachzuko m men, doch im Grunde wussten alle, dass sie schon seit Jahren prächtig ohne einander auskamen. Als alle Form a litäten abgeschlossen waren und Merkur das no t wendige Opfer zum Schutz der Reisenden gebracht wo r den war, setzte sich Lucius endlich mit seiner Leibwache in Bew e gung.
    Er sehnte die Abgeschiedenheit des Landgutes he r bei, um wenigstens in Ruhe husten und schlafen zu können. Die Notwendigkeit, den Anschein alter Tatkraft und Frische a u frechtzuerhalten, hatte ihn in der letzten Zeit immer mehr belastet. Er war ein Schatten seines alten Selbst, denn die Jahre der z e hrenden Anstrengungen hatten nun schließlich doch ihren Tribut gefordert. Z u dem peinigte ihn die Erinnerung an Agnar, der nie wi e der aufgetaucht war. Wenn er an ihn dachte, spürte er, wie seine Gefühle sich teilten und ihn fast zerrissen. Halb sehnte er sich nach Agnar, halb fürchtete er, dass jener wieder in seinem Leben erscheinen könnte. Irgendwann verbot er sich die zermürbenden Gedanken und hoffte, dass er auf dem Lan d gut zur Ruhe kommen würde.
     
    Nach wenigen Tagesreisen war dann der Morgen g e kommen, an dem er erwachte und wusste, dass er mit den Menschen allein war, die ihm wirklich etwas bede u teten. Endlich musste er sich keinen Zwang mehr antun, und so konnte er den neuen Morgen mit einem ausgieb i gen Hustenanfall begrüßen. Die blutigen Lappen warf er ins Feuer, dann ließ er sich beim Anziehen helfen und b e gann den Tag so, wie er sich das schon seit Monaten ausgemalt hatte. Ein Sekretär brachte seine Aufzeichnu n gen, worauf er die nächsten Stunden in konzentrierter Versenkung mit dem Verfassen seiner Eri n nerungen verbrachte. Die Arbeit war anstrengend, denn er versuc h te sich so genau wie möglich zu erinnern und nicht ein D e tail zu unterschlagen, um sich nicht dem Vorwurf der Ungenauigkeit oder

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