Der Kimber 2. Buch: Rache (German Edition)
zu verfassen. O b wohl die Angelegenheit in Numidien und Mauretanien bereinigt war und die beiden Staaten keinen Ärger mehr machen würden, hatte er es für sinnvoll gehalten, den Kontakt zum König von Ma u retanien a u frecht zu erhalten. Ab und zu schickte er ein auserlesenes Geschenk an den alten Fuchs oder gab Re i senden eine Nachricht für ihn mit auf den Weg. Bocchus hatte nicht vergessen, dass er ihm die Ausweitung seines Reiches zu ve r danken hatte und beeilte sich stets, den Aufmerksamkeiten von Lucius zuvorzuko m men. An duftenden Essenzen, Weihrauch und kostbaren Gol d schmiedearbeiten herrschte in L u cius’ Haushalt daher kein Mangel, ja, der König würde entzückt sein, wenn Lucius ihn um einen kleinen G e fallen bäte.
Es dunkelte bereits, als Lucius seinen Brief beendet hatte. Er wollte gerade nach dem Verwalter schicken, als dieser selbst eintrat, um ihm eine B e sucherin zu melden. Lucius blickte den Mann fragend an, denn es war mehr als u n üblich, dass Damen Besuche bei Herren machten, dazu noch ohne Einladung. Der Sklave hob in einer ra t losen Geste die Hände.
„Die Dame hat mit ihren Namen nicht genannt, Herr. Ich konnte auch ihr Gesicht nicht erkennen, denn sie hat den Umhang nicht abgenommen.“
„Bring sie ins Triklinum, ich bin zwar müde, aber das klingt ja doch interessant.“
Nach einer kurzen Weile begab er sich selbst ins Speis e zimmer. Verblüfft blieb er mitten im Raum stehen. Die Besucherin war Livia - Liva Decia, das Mäuschen. Sie hatte den Schleier zurückgestreift und kam mit ausg e streckten Armen auf ihn zu.
„Oh mein lieber Freund, ich konnte es nicht mehr au s halten. Immer sah ich dich vor mir, wie du allein in di e sem leeren Haus von Zimmer zu Zimmer wanderst, voll Trauer über diesen entsetzlichen Ve r lust. Ich musste kommen um dir mein Mitgefühl auszuspr e chen. Aelia war eine so außergewöhnliche Frau, die ich vom ersten Moment an bewu n dert habe.“
Lucius hatte Mühe, eine beherrschte Mine aufzuse t zen angesichts der durchsichtigen Komödie, die Livia hier zum Besten gab. Er senkte den Blick und schüttelte wie um Fa s sung ringend den Kopf. Ihre Hand berührte ihn federleicht an der Schulter. Er blickte auf und schickte einen tiefen Blick in das Ges i chtchen. Ihre Unterlippe bebte wie bei einem Kind und die braunen Mauseaugen schwammen in Tränen.
„Livia! Dass du dich aufgemacht hast, um mich in me i nem Schmerz zu trösten, bedeutet mir u n endlich viel. Ich habe dich und deinen Gatten i m mer von Ferne verehrt und nie hätte ich geglaubt, gerade auf dein Mitg e fühl hoffen zu dürfen.“
Bei diesen Worten näherte er sein Gesicht ein wenig dem der Maus an, die ihm auf dem letzten Stück schwungvoll entgegenkam und ihre Lippen auf die seinen presste. Ihr zi t ternder Körper kam hinterher und ließ keinen Zweifel an der Art der Tröstung, die sie dem trauernden Witwer zugedacht hatte.
13. Kapitel
Die Werwölfin
Der Jubel der Massen schallte über den Platz. Auf dem Forum waren hölzerne Au f bauten errichtet, auf denen sich Scharen von Zuschauern drängten. Dicht an dicht stand der hauptstädtische Plebs, während für die Senat o ren an der Westseite des Platzes eine geräumige E m pore errichtet worden war, mit bequemen Sitzen, der grellen Sonne abg e wendet. Die Fläche des Platzes war durch die vielen Tribünen stark verkleinert, die Mitte war durch eine mannshohe Palisade abg e grenzt und mit feinem Sand aufgeschüttet worden. An der Südseite b e fand sich ein Einlass, durch den in gerade diesem M o ment die Kämpfer in die Arena marschierten. Musik e r schallte, die Zuschauer verrenkten sich die Hälse, um die berühmte s ten der Männer aus dem Zug herauszufinden. Lauter Jubel und anfeuernde Rufe ergaben zusammen mit der Musik ein ohrenbetäubendes Konzert. Gerade beim Ei n zug der Gladiatoren war es jedem Bürger tief in seinem Herzen bewusst, dass sich hier die Verkörperung röm i scher Tugenden vor seinen Augen entfaltete. Mut, Ta p ferkeit, Männlichkeit und die Bereitschaft, im Falle einer Niederlage dem Tod mit Gleichmut ins Auge zu sehen. Mit der Auswahl an Kämpfern, die dem Volk von Rom heute präsentiert wurde, hatte das Ludus magnus seit langem wieder einmal seine Spitzenposition verteid i gen können. Man zählte zwanzig Gladiatoren der ersten und zweiten Kategorie und ebenso viele nur wenig schwäch e re aus dem dritten und vie r ten Palum, denen ein langer Zug von Rekruten aus allen Teilen des Imper i ums
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