Der Kimber 2. Buch: Rache (German Edition)
wol l te sterben, doch sie h a ben mich begnadigt. Dann wurde ich ohnmächtig, und als ich aufwachte, sagten sie, ich sei frei und könne gehen wohin ich wolle.“
„Und wieso bist du jetzt ausgerechnet hier?“
„In der Schule waren zwei Männer, die mir Arbeit und einen Platz zum Schlafen anb o ten, ich ging mit ihnen, doch in dem Haus, in das sie mich führten, war ich nicht willko m men. Sie sagten mir, ich solle hierher gehen, ich bekäme auch hier Geld und eine U n terkunft. Also ging ich hierher.“
Timaios kannte die Familie Trebatius lange genug, um sich ungefähr zusammenreimen zu können, was hier vorgegangen war.
„Haben sie dir gesagt, was du arbeiten sollst?“
„In der Stadt hieß es, ich solle Leibwächter des Hau s herrn werden. Was ich hier tun soll, weiß ich nicht.“
„Mach dir keine Gedanken, ich glaube, du sollst dich hier erst einmal eingewöhnen und zur Ruhe kommen. Ich denke, wir sollten uns jeden Tag ein wenig unterhalten und sonst kannst du machen, was du willst. Am Vormi t tag wünsche ich nicht gestört zu werden, da ich diese Stunden für meine Arbeit reserviert habe. Nach der Mi t tagsruhe können wir uns dann gerne zusammenfinden. Jetzt aber ist es spät geworden, die Sklaven sollen dir deine Kammer zeigen.“ Timaios klingelte nach den Au f wärtern.
Bis auf eine kurze Störung verlief die Nacht ruhig. Als am anderen Morgen die aufg e hende Sonne die Bewohner des Gutes weckte, war der Barbar verschwunden.
Er war das Aufstehen vor Tagesanbruch aus der Schule gewohnt, doch diesmal hatte die fremde Umgebung und die Veränderungen der letzten Tage dazu geführt, dass er noch tief in der Dunkelheit aufschreckte und nicht wi e der in den Schlaf fand. Je weiter die Nacht vorangeschri t ten war, umso lebhafter waren seine Träume geworden. Er hatte sich schweißgebadet auf seinem Lager gewälzt, voll Angst, sich beim Erwachen wieder in der Arena zu finden. Er konnte sich nicht mehr an den Traum eri n nern, der ihn aus dem Schlaf geschreckt hatte aber er wusste, dass er furchtbar gewesen sein mu s ste, denn sein Herz schlug wie rasend. Er keuchte und hatte Mühe, sich von den Resten des Traumgespinstes zu befreien um sich in seiner Umg e bung zurecht zu finden. Der Mond schien durch ein Fenster in den Raum, in den sie ihn gestern Abend g e bracht hatten. Er erkannte den Fußboden aus weißen Steinplatten, die Truhe an der Wand und den kleinen Tisch mit einem Schemel davor. Er lag auf einem Bet t gestell, das mit Gurten bespannt und auf das zur zusätzlichen Bequemlichkeit ein Polster gebreitet war. So angenehm und unfassbar luxuriös dieses Lager auch war, es hatte ihm keine ruhige Nacht verschaffen können. Es gelang ihm nicht, sein Herz in eine ruhigere Gangart zu zwingen, und so beschloss er, sich ein wenig Bewegung zu ve r schaffen. Er griff nach der Tunika, die er gestern beko m men hatte. Einen kurzen Moment lang half ihm die Freude über den feinen, weichen Stoff über seine Verstimmung hinweg. Er zog sich das G e wand über den Kopf und raffte die Weite mit dem dazugehörigen Gürtel um die Hüften. Um die übr i gen Hausbewohner nicht aufzuschrecken, glitt er durch das Fe n ster in den Garten.
Er lauschte, um sicher zu gehen, dass er niemanden auf sich aufmerksam gemacht hatte, dann wandte er sich seiner Umgebung zu. Die Luft war morgendlich kühl, ein frischer Wind wehte ihm die Haarsträhnen aus dem G e sicht. Der leichte Salzgeruch und das Grollen der Bra n dung sagten ihm, dass sie ganz dicht am Meer waren. Er drehte sich um, um das Haus zu betrachten, in das es ihn verschlagen hatte. Anders als das Haus in Rom schien sich die Anlage hier nicht um einen Innenhof zu gruppi e ren, sondern bestand aus einer symmetrischen Anor d nung von zwei gleich großen Flügeln, die durch eine o f fene Säulenhalle zusa m mengefasst waren. Die Anlage öffnete sich in einen großen Garten, hinter dem irgen d wo das Meer sein musste. Er beschloss, sich die Umg e bung des Hauses anzusehen und ging durch die Säule n halle auf die andere Seite des Gebäudes.
Plötzlich wurde die nächtliche Stille von einem infernal i schen Lärm zerrissen. Zwei riesige Metzge r hunde, die nachts zur Bewachung des Anwesens frei im Hof umhe r streunten, hatten ihn ausgemacht und stürzten sich klä f fend und geifernd auf die große weiße Gestalt, die im fahlen Mondlicht in ihrem Revier aufgetaucht war. Voll Blutdurst und Diensteifer rannten die Bestien auf ihn los, doch kurz bevor sie ihn
Weitere Kostenlose Bücher