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Der Kimber 2. Buch: Rache (German Edition)

Der Kimber 2. Buch: Rache (German Edition)

Titel: Der Kimber 2. Buch: Rache (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moritz von Lech
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Schänken aufzusuchen. Möglicherwe i se wäre er dort in ein Gespräch verwickelt worden. Trotzdem war er überall und lan g sam war er auch überall vom Aussehen her bekannt. Irgen d jemand kannte immer einen Teil seiner Geschichte, wer nichts wusste, erfand etwas dazu. Seine schweigsame Haltung stachelte die Neugierde der Nichtstuer an, seine einzigartige Ersche i nung machte ihn berühmt. Wer Besuch aus der Provinz bekam, war stolz, wenn er seinen Gästen den Ba r baren als eine der Selte n heiten der Hauptstadt im Vorbeigehen präsentieren konnte.
    Es gab nur einen Platz, den er bei seinen Streifzügen aussparte - das war das Forum. Er em p fand es schon als schlimm genug, wenn er Trebatius dorthin begleiten musste, doch lenkte er sich damit ab, dass er mit unb e wegter Miene den Gesprächen zwischen dem Aristokr a ten und seinen Klienten und Freunden lauschte. Ni e mand dachte daran, sich in Gegenwart eines Leibwäc h ters Zwang anzutun, so dass er zwangsläufig Ei n blicke in das politische Leben der Hauptstadt bekam und in die Gedankengänge derer, die sie leiteten. War er j e doch allein, so konnte er den riesigen Platz immer nur mit seiner Zeit in der Kaserne in Verbindung bringen, eine Erinnerung, die ihn geradezu körperlich schmerzte. Wenn er auf seinen ziellosen Gängen unversehens in einer Gasse landete, die ins Forum mündete, drehte er auf dem Absatz um und musste sich beherrschen, nicht zu davonzurennen.
     
    Umso unwillkommener war ihm der Auftrag, den Treb a tius ihm eines Morgens erteilte. Agnar stand vor dem Schreibtisch in Tr e batius’ Arbeitszimmer und betrachtete einen kleinen Beutel voll Münzen, der prall und schwer auf der Tischplatte ruhte.
    „Du wirst den Beutel dem Händler Crispinus aushänd i gen, der dir dafür eine Schatulle übergeben wird. Leider kann er die Ware heute nicht selbst überbringen, doch ich brauche den Stein noch heute Abend als Gastg e schenk. Also wirst du dafür sorgen, dass die Schatulle sicher hier bei mir im Haus anlangt. Du findest das G e schäft des Crispinus in der westlichen Kolonnade des Forums zwischen dem Spezereienhändler und dem Händler für Dichtungen und Abschriften alter Werke. Mach dich kurz nach der Mittagsruhe auf den Weg, d a mit noch nicht so viele Nichtsnutze auf den Straßen u n terwegs sind. Ein Verlust der Lieferung würde mich sehr ärgern.“
    Agnar versteckte den Beutel mit den Münzen in einer Falte seiner Tunica und ging zurück in seine Kammer, um den richtigen Zeitpunkt abzuwarten, wie Trebatius ihm befohlen hatte. Zum ersten Male sollte er nun allein und bei hellem Tageslicht das Forum au f suchen. Ihm graute vor diesem Gedanken, er musste sich selbst zur Ordnung rufen, um nicht allzu nervös zu werden. Mit den übrigen Bediensteten aß er zu Mittag, um sich nach der o b ligaten Ruhestunde auf den Weg durch die Gassen zum Forum zu machen. Als er den Platz erreich hatte, lief er mehrmals durch die Kolonnade, ohne den Laden zu fi n den. Erst, nachdem er sich etwas beruhigt hatte, bemerkte er, dass er im östlichen Säulengang war. Schnell wechselte er auf die andere Seite, die um diese Zeit b e reits im Schatten lag. Hier fand er dann auch den Spez e reiwarenhändler und daneben das wenig ansprechend aussehende Geschäft des Crispinus.
    Während die anderen Händler einen Teil ihrer Waren einladend vor dem Eingang zu ihrem Laden drapiert hatten und einen möglichst reizvollen Lehrjungen daneben postierten, um die Aufmerksamkeit der Ku n den auf sich zu ziehen, war die Fläche vor diesem Geschäft leer. Ein alter Vorhang vor dem Eingang versperrte die Sicht ins Innere. Als Agnar ihn beiseite geschoben hatte, ko n nte er zunächst nichts erkennen, da der Raum in fast völl i gem Dunkel lag. Er stieg die zwei Stufen hinab, die in den Raum führten. Als sich seine Augen an das schwache Licht gewöhnt hatten, sah er, dass der Laden im Inneren genauso leer war, wie die Stel l fläche unter den Kolonnaden. Der ganze Raum erhielt sein Licht l e diglich aus einer kleinen Nische, die an einer Seite in die Wand eingelassen war. Neugierig trat er näher. Die N i sche war mit einem feinen Gitter aus geschmiedetem Eisen geschützt. Im Inneren brannten wohl an die zehn Öllämpchen, die im Halbkreis um ein kleines Podest aufgestellt waren. Darauf lag, auf ein Kissen g e bettet, ein großer, transparenter Stein von sanftem Honi g gold, in dem man, wenn man eine Weile genau hingesehen hatte, ein kopulierendes Mückenpä r chen
    erkennen konnte.

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