Der Kimber 2. Buch: Rache (German Edition)
dunklen Nacht reißen. Mit dem letzten bisschen an klarer Einsicht sah er, dass er jema n den brauchte, der ihm half, der ihn wachrüttelte und ihn aus seiner Ver z weiflung riss. Einen kurzen Moment lang dachte er an den Nubier, aber der war fast genauso schlimm dran wie er selbst. Er hatte in Rom keine Fr e unde. Hatte er jemals Freunde gehabt oder g e wünscht? Ja, er hatte einen Freund gehabt. Er hatte diese Freun d schaft beenden müssen. Aber jetzt war sie vielleicht seine letzte Rettung.
Solange Agnar als Leibwächter bei Trebatius gelebt hatte, hatte Timaios im Inneren des Hauses in der Bibliothek unter Hausarrest gestanden. Trebatius fürchtete die R e aktion seines Schwagers, wenn di e ser erfuhr, dass der Hauslehrer wieder in Rom war, deshalb versuchte er, Timaios Anwesenheit zu ve r tuschen. Timaios’ Hausarrest wurde so strikt eing e halten, dass Agnar ihn in all der Zeit in Trebatius’ Haushalt nicht zu Gesicht beko m men hatte. Er hatte es allerdings auch nicht direkt darauf angelegt. Nun belebte ihn schon allein der Gedanke an T i maios. Sie würden über gelehrte Themen disk u tieren und sich über philosophische Gedanken str e iten. Lange spürte er dem Gefühl nach, das ihm die sehr griechischen Vorli e ben des Hauslehrers einflößten, doch nach ein paar T a gen war er sich ziemlich sicher, dass er damit würde l e ben können, das heißt, dass er den Gedanken daran wü r de verdrängen können. Sein Vorhaben würde teuer we r den, der Grossteil seiner Barschaft würde dafür draufg e hen, aber es war besser, als hier vor Schwermut zu kr e pieren.
Zum ersten Mal seit dem Tod von Cynara ging er in die Therme, um zu baden und sich rasieren zu la s sen. Zu Hause wählte er seine gediegensten Kleidungsstücke, und eine Stunde nach der Mittagsruhe ließ er sich bei Treb a tius melden.
Der empfing ihn in seinem Arbeitszimmer und schien hocherfreut, ihn zu sehen.
„Ah, Flavus hat es sich anders überlegt. Wie schön, dass du wieder in meinen Dienst tr e ten willst!“
„Nein, nein, davon kann keine Rede sein. Ich komme mit einem ganz anderen Anliegen zu dir.“
„Wie schade! Aber sprich, was führt dich dann zu mir?“
Agnar trat etwas näher an den Schreibtisch.
„Ich möchte dir etwas abkaufen.“
„Etwas abkaufen?“
Trebatius schüttelte irritiert den Kopf.
„Was sollte ich dir verkaufen wollen?“
„Den Griechen Timaios!“
Trebatius lehnte sich zurück und lachte.
„Der Grieche ist nicht zu verkaufen und selbst wenn, ich kann mich nicht erinnern, dass du bei mir so gut verdient hast, dass du zwanzigtausend Sesterzen aufbringen kön n test.“
Agnar zuckte innerlich zusammen, er hatte mit zehn- oder zwölftausend gerechnet und war sich sicher gew e sen, den Preis noch ein wenig drücken zu können. Aber so leicht ließ er sich nicht abschü t teln.
„Der Grieche ist niemals zwanzigtausend Sesterzen wert. Um genau zu sein, ist er überhaupt nichts mehr wert. Dafür hat schon dein Schwager gesorgt.“
Trebatius erbleichte, er stand von seinem Sitz auf. Lan g sam ging er um seinen Schrei b tisch herum und baute sich vor Agnar auf. Leise sagte er:
„Was erlaubst du dir, mir mit meinem Schw a ger zu kommen. Was glaubst du, wer du bist und was du dir herausnehmen kannst?“
Agnar atmete tief durch.
„Ich weiß wer ich bin, und ich kenne die ganze G e schichte. Übrigens wissen auch andere, dass du T i maios hier versteckt hältst, damit er für dich ein Theate r stück dichtet.“
Trebatius ging wieder um den Schreibtisch herum, z u rück zu seinem Sitz. Er war sichtlich verunsichert durch diese Mitteilung, so dass er sogar zu fragen vergaß, wer denn noch über sein kleines Geheimnis Bescheid wüsste. Agnar spürte seine Unsicherheit und setzte sofort nach.
„Aber er wird das Stück niemals zu Ende bringen, sola n ge die Lage für ihn so ist, wie sie ist. Denn er ist nicht dumm, er weiß, dass er seinen Wert für dich verliert, wenn die Dichtung erst fertig ist. Er muss damit rechnen, dass du dann deinem Schw a ger den Gefallen tust und ihn hinrichten lässt.“
Agnar machte eine Pause, doch Trebatius schwieg weiter. Er machte ein Gesicht als wolle er sagen: du kannst mir ja einiges erzählen. Doch Agnar wusste, dass er den wunden Punkt getroffen hatte.
„Solange der Grieche bei dir lebt, steht er wie ein Klotz zwischen dir und deinem Schwager. In deiner Familie wird solange Misstrauen und Unfrieden herrschen, wie Timaios in deinem Besitz ist. Und der wird seine Dic
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