Der Kimber 2. Buch: Rache (German Edition)
Zehenspitzen, da Timaios Ruhe für die Fertigstellung des Dramas brauc h te. Es war ihm ein Bedürfnis, die Angelegenheit hinter sich zu bringen, um A g nar nicht bloßzustellen.
Dieser lebte die erste Zeit am Rande seines eigenen Haushaltes. Er schlief, von niema n dem belästigt, meist bis zum Mittag, nac h dem er die Nacht über durch Rom gewandert war. Kaum hatte Timaios seine Arbeit für Trebatius abgeschlossen, als er begann, sich seinen Sch ü ler wieder vorzuknöpfen. Er examinierte ihn gründlich und stellte fest, dass di e ser in seiner Zeit als Leibwächter einiges vergessen hatte. Timaios entwarf einen straffen Lehrplan und zitierte seinen Schüler r e gelmäßig zum Unterricht. Langsam kehrte etwas Gleichmäßigkeit und Normalität in A g nars Leben ein. Wie damals am Golf gab ihm der Stoff, den er zu lernen aufbekam und die Anstrengung, Argumente in ihren Diskussionen zu fi n den, Halt und Selbstbewusstsein. Er aß wieder mehr und ging regelmäßig ins Bad, obwohl er das u n angenehme Gefühl hatte, dass man ihn hier wegen seines Aussehens anstarrte und hinter seinem Rücken tuschelte. Doch nicht nur der Hausherr selbst, der ganze Hausstand pr o fitierte von der Anwesenheit des Philos o phen. Er scheuchte die Di e ner, so dass die Räume wieder gereinigt wurden und es regelmäßige Mahlzeiten gab. Am Abend gingen die Musiker in sauberen Gewändern zu ihren E n gagements. Von dem eingenommenen Geld wurden ei n fache Betten, Tische und Truhen angeschafft, so dass bald alle wieder ordentliche Zimmer hatten.
Doch Timaios’ wiederbelebte Energie suchte nach weit e ren Herausforderungen. Er dachte über ein neues The a terstück nach, diesmal jedoch nach seinen eigenen Vo r stellungen. Es sollte eine Komödie werde, die der röm i schen Oberschicht einen satirischen Spiegel vorha l ten sollte. Er hatte in all den Jahren nicht nur genug geli t ten, sondern auch genug gesehen, um die besten Voraussetzu n gen für dieses Projekt zu haben. Trotzdem hätte er gerne noch einmal den Aufbau einiger anderer Dramen studiert um sich über den Handlungsablauf klar zu we r den. Doch wie sollte er an diese Schriften kommen? Was Cynara besessen hatte, war verkauft worden, Agnar hatte immer noch nicht das richtige Verständnis für den Wert geschriebener Sprache, die Schriften aus dem Besitz von Trebatius waren schon längst zurückgeben. Die Buc h händler kannten Timaios inzwischen und jagten ihn d a von, wenn er wieder einmal versuchte, in ihren Geschä f ten stundenlang zu lesen, um schließlich zu verschwi n den, ohne etwas gekauft zu haben. Er verfiel auf den Ausweg, sich als Kopist zu betätigen und nahm sich die Arbeit mit nach Hause. Neben dem Lohn hatte er sich ausbedungen, dass er immer auch Werke zum eigenen Studium kopieren durfte. Auf diese Weise era r beitete er sich langsam den Grundstock zu einer kleinen Bibli o thek.
Je mehr Agnar sich erholte, umso deutlicher fühlte er die Notwendigkeit, mit seiner Au f gabe weiterzukommen. Seine innere An s pannung ließ ihn nicht los, sondern nahm in den folgenden Wochen zu. Er meinte körpe r lich zu spüren, dass Sulla näher kam. Zu seinem Glück hatte Timaios die Musiker wieder ins Geschäft gebracht, dann sie ve r schafften ihm nun die Informationen, die er früher selbst in den Gesindestuben und als Leibwächter auf dem Forum gesammelt hatte. Sie hielten die Ohren auf, wenn sie bei den übrigen Bediensteten auf ihren Auftritt warteten und während sie auf den Gas t mählern spielten. Die Römer pflegten ihre Anw e senheit zu ignorieren, egal welchen Verlauf das Fest nahm, so dass die Musiker ein i ges erfuhren, nicht nur über die körperl i chen Vorlieben, sondern auch über die Pläne und Absichten der Gäste und der Gastgeber. Diese Informationen waren sogar noch zuve r lässiger als das, was Agnar früher selbst zu hören bekommen hatte, da die angeheiterten He r ren besonders redselig und was den Inhalt anbelangte, ehrl i cher waren als im nüchternen Zustand. Agnar gab den Musi k ern keinen Hinweis was ihn interessierte, sondern verlangte einen möglichst lücke n losen Bericht über alles, was an den Abenden gesprochen wurde. Als Lohn dur f ten sie einen Teil des Honorars behalten, was ihre Au f merksamkeit nicht wenig schä r fte. Trotzdem war Agnar noch nicht zufrieden, da sie einfach nicht oft genug u n terwegs waren, um ihm einen umfassenden Einblick in das Geschehen in Roms führenden Kreisen zu verscha f fen. Er musste noch zu a n deren
Weitere Kostenlose Bücher