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Der Kinderdieb

Titel: Der Kinderdieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brom
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dann abrupt still und streckte ihn Nick entgegen. »Hier.«
    Nick nahm den Stab.
    »Komm mit.«
    Der Junge folgte Sekeu zu einem der Strohmänner.
    »Heute lernst du, wie man schlägt.«
    Nick bemerkte, dass die anderen Neuen zuschauten. Leroys höhnisches Grinsen entging ihm nicht.
    Sekeu versetzte der Strohpuppe einen Stoß und nickte Nick zu.
    Er umfasste den Stab fester und machte sich bereit. Als die Puppe zu ihm zurückschwang, schlug er, so fest er konnte, zu. Die Strohpuppe erwischte ihn beim Ausholen und schlug ihm den Stab aus den Händen. Nick stolperte nach hinten und fiel auf den Hosenboden.
    Leroy lachte laut.
    Nick errötete. Er stand nicht auf.
    Sekeu wartete.
    Nick schüttelte den Kopf. »Warum vergessen wir die ganze Sache nicht?«
    Sekeu beugte sich zu ihm herunter. »Solange du die Grobiane dieser Welt nicht dazu bringst, dich zu respektieren, wirst du dir alles von ihnen gefallen lassen müssen.« Sie warf einen kurzen Blick in Leroys Richtung.
    Nick seufzte, hob den Stab auf und richtete sich mühsam auf.
    »Bereit?«, fragte Sekeu.
    Er hob den Stab. Erneut brachte Sekeu die Strohpuppe zum Schwingen, die den Jungen erneut umstieß.
    Nick rappelte sich auf. »Hör mal.« Er schüttelte den Kopf. »Ich bin wirklich nicht aus dem richtigen Holz für so was geschnitzt. Ich hab’s einfach nicht drauf.«
    Sekeu sah ihm mit alterslosen Augen ins Gesicht. »Nick, du hast heute gegen die Teufelsbestie gekämpft. Ich habe Mut in deinem Herzen gesehen. Den Geist eines Kriegers.«
    Nick wollte sie für ihr albernes Gerede auslachen, aber die Art, wie sie die Worte sagte, die Art, wie sie ihn dabei ansah, als ob sie wirklich daran glaubte, ließ ihn innehalten. Er konnte sich nicht erinnern, wann ihn zum letzten Mal jemand so angeschaut hatte,
wenn überhaupt jemals
.
    Nick stieß einen Seufzer aus. »Na schön.« Er hob den Stab auf.
    Die Strohpuppe schickte ihn einmal mehr zu Boden.
    »Verdammt.« Nick schlug mit der Faust in den Sand. »Das Ding ist zu schwer.«
    »Es kommt nicht auf die Größe an.«
    Nick stand auf, und Sekeu nahm den Stab.
    »Zuerst musst du lernen, eine L-Stellung einzunehmen.« Sie machte es ihm vor. »Das Gewicht muss auf dem hinteren Bein liegen. Das vordere steht locker da. So bleibst du beweglich, kannst aber gleichzeitig dein ganzes Gewicht in den Schlag legen. Du stößt dich mit dem hinteren Bein fest ab und stemmst dich mit dem vorderen in den Schlag.« Sekeu knallte den vorderen Fuß zur Betonung auf den Boden. »Jetzt legst du eine Hand so unten an den Stab. Die andere mittig. Wenn du zuschlägst, gleitet die obere Hand am Stab entlang zur unteren. Das erzeugt Kraft.«
    Sekeu machte es vor und ließ den Stab durch die Luft peitschen. Nick konnte sehen, wie der Stab von der Wucht der Bewegung erzitterte.
    »Noch wichtiger ist, dass du dich nicht darauf konzentrierst, das Ziel zu treffen. Du musst durch das Ziel hindurchschlagen.Wenn du dich auf das Ziel konzentrierst, verlierst du beim Aufprall alle Kraft. Nur wenn du dahinter zielst, hat dein Schlag wirklich Kraft. Dann ist da auch noch das Timing, aber das ist eine Frage der Übung.«
    Sekeu stieß die Strohpuppe an und nahm die L-Stellung ein. Sie wiegte ihren Körper ganz leicht vor und zurück, als die Puppe ihr entgegenschwang. Im letzten Moment explodierte sie wie eine zustoßende Schlange. Der Stab traf auf das Stroh und schickte ein unglaublich lautes, widerhallendes Klatschen durch den Raum. Die Puppe klappte fast in sich zusammen, als sie von dem Schlag beiseitegeschleudert wurde. Stroh segelte durch die Luft, während sie, dem Trägheitsmoment folgend, am Ende des Seils umherbaumelte.
    »Oh Mann«, japste Nick.
    »Das kannst du auch, Nick. Du musst bloß üben.«
    Nick bekam es nicht hin. Nicht mal ansatzweise. Doch nachdem er eine Stunde mit Sekeu gearbeitet hatte, konnte er die Strohpuppe zumindest zum Stehen bringen, ohne dabei hinzufallen, und traf meistens sein Ziel. Es waren kleine Fortschritte, aber Nick stellte fest, dass er mit jedem Schlag besser wurde.
    Sekeu ging von Kind zu Kind und ermutigte jeden Einzelnen, sich zu konzentrieren und sich alles abzuverlangen. Sie zeigte ihren Schülern Tricks und wies sie auf ihre Fehler hin. Nach einer Weile ließ Sekeu sie allein, und Nick verlor sich in den immergleichen Übungsbewegungen. Er merkte kaum, wie die Zeit verstrich und wie viel Spaß es ihm machte. Für eine Weile vergaß Nick sogar die Turnschuhe im Nebel, die blauen Pixies und den goldäugigen

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