Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Kinderfänger: Kriminalroman (German Edition)

Der Kinderfänger: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Kinderfänger: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Harvey
Vom Netzwerk:
Freunde, Nachbarn, Kollegen vor und widmen Sie besondere Aufmerksamkeit den Leuten, die sich auf die Zeichnung hin gemeldet haben. Irgendwie nicht ganz koscher, die Sache. Nach dem, was Charlie berichtet hat, scheint die Frau mehr zu wissen, als sie zugibt. Sprechen Sie mit ihr allein, vielleicht macht sie dann auf. Beuteln Sie sie, wenn es sein muss, beuteln Sie alle und jeden. Wir haben hier ein totes Kind und eines, das verschwunden ist. Tun wir, in Gottes Namen, wofür wir bezahlt werden, und klären wir diesen Fall.«
    Millington fing Resnick auf dem Rückweg in die Abteilung ab.
    »Wie war’s?«, erkundigte er sich, doch als er Resnicks Gesicht sah, wünschte er, er hätte nicht gefragt. »So schlimm?«, fragte er teilnahmsvoll.
    »Schlimmer noch.«
    Von Millington gefolgt trat Resnick in sein Büro.
    »Sie«, sagte er und tippte dem Sergeant mit dem Finger auf die Brust, »übernehmen fürs Erste Kilpatrick. Bis spätestens heute Abend wissen Sie alles über ihn, wo er Urlaub macht, wann er Urlaub macht, ob er sich die Zähnemit Zahnseide reinigt oder mit der Munddusche oder mit beidem. Verstanden?«
    »Ja, Sir.« Millington war schon unterwegs.
    »Und schicken Sie mir Lynn her.«
    »Ich weiß nicht, ob sie schon zurück ist, Sir.«
    »Dann sorgen Sie dafür, dass sie schnellstens zurückkommt.«
    Millington zufolge war Bernard Kilpatrick ein aalglatter Bursche. Ja, richtig, er hatte seinen Wagen am Sonntag in der Straße abgestellt. Um ehrlich zu sein, er hatte fast die ganze Mittagszeit im »Rose and Crown« gesessen, bei einer Alkoholkontrolle wäre er geliefert gewesen. Trotzdem war er in seinen Wagen gestiegen, um nach Hause zu fahren, war in diese Straße eingebogen und, schwupps, mit einem Rad auf dem Bordstein gelandet. Eine zweite Warnung brauchte er nicht. Er stieg sofort aus und ging zu Fuß nach Hause. Den Wagen holte er später ab. So wie er beieinander gewesen war, hatte er nur noch die Schuhe ausziehen und sich aufs Sofa fallen lassen können. Nein, er wusste nicht, wann er wieder aufgewacht war; nein, auch nicht, wann genau er den Wagen abgeholt hatte, aber er war ziemlich sicher, dass es schon dunkel gewesen war. Na ja, das war es ja um diese Jahreszeit fast ständig.
    Das »Rose and Crown« war ein ziemlich großes Pub. Sonntags war da sicher viel los, aber wenn Kilpatrick sich lange genug dort aufgehalten hatte, um sich ordentlich einen anzutrinken, war es durchaus möglich, dass er jemandem aufgefallen war.
    »Graham«, rief Resnick in den Dienstraum hinaus.
    »Sir?«
    »Haben wir Kilpatricks Mittagsbesäufnis überprüft?«
    »Divine ist gerade dabei, Sir.«
    Du lieber Gott, dachte Resnick, da hatten sie ja den Bock zum Gärtner gemacht.
    Acht Uhr, neun, zehn, elf. Immer wenn Stephen den elektrischen Hobel ausschaltete, konnte er Joan oben herumgehen hören, begleitet von der leichten Unterhaltungsmusik in seinem Radio. Einmal hatte sie die Treppe heruntergerufen und gefragt, ob er Kaffee wolle, aber er hatte nicht geantwortet. Kaffee bedeutete nur Fragen, und die würden noch früh genug kommen, da brauchte er ihnen nicht noch nachzulaufen.
    Kurz vor zwölf war es dann so weit.
    »Stephen«, rief seine Frau von oben herunter. »Du musst hochkommen. Die Polizei ist hier. Die wollen noch mal mit dir reden.«
    Der Inspector war diesmal allein, der korpulente, der mit dem ungewöhnlichen Namen.
    »Tut mir leid, wenn ich störe, Mr Shepperd, aber ich habe noch eine Frage. Gestern Abend sagten Sie, Sie seien am Sonntag, genauer: am Sonntagnachmittag, beim Schwimmen gewesen. Halten Sie an dieser Aussage fest, oder möchten Sie sie jetzt, wo Sie etwas Zeit zum Nachdenken hatten, ändern?«
    Stephen runzelte die Stirn. »Nein.«
    »Sie waren nicht beim Joggen?«, fragte Resnick.
    »Nein, ich hab Ihnen doch gesagt, dass …«
    »Sie waren nicht Laufen, sondern Schwimmen.«
    »Ganz recht.
    »Im Victoria-Bad?«
    »Ja.«
    »Es kann nicht ein anderes Schwimmbad gewesen sein? Sie haben nicht vielleicht …«
    Stephen schüttelte den Kopf. »Ich geh immer dahin. Warum fragen Sie die Leute dort nicht? Sie kennen mich.«
    »Danke, Mr Shepperd.« Resnick lächelte. »Das haben wir bereits getan.«
    Stephen wartete angespannt, was als Nächstes kommenwürde, aber offenbar war es das gewesen. Er wollte schon aufatmen, als Resnick sich an der Tür noch einmal umdrehte.
    »Wir möchten Sie bitten, heute Nachmittag an einer Gegenüberstellung teilzunehmen. Reine Formalität im Grunde genommen. Um die Sache ein

Weitere Kostenlose Bücher