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Der Kinderpapst

Der Kinderpapst

Titel: Der Kinderpapst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Prange
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Albano ein Pferd besorgt und war nach Trastevere geritten,
ohne auch nur ein einziges Mal abzusteigen. Er musste seinen Bruder zur Rede
stellen und ihn zur Herausgabe von Chiaras Kind zwingen! Doch Gregorio war
nicht im Stadthaus gewesen, und niemand hatte ihm verraten, wo er steckte.
Jetzt gab es nur noch einen Ort, wo Teofilo hoffte, seinen Bruder zu finden.
    Vor der Laterna Rossa sprang er aus dem Sattel und warf die Zügel
einem Stallburschen zu. Während er ein Stoßgebet zum Himmel schickte, dass
Chiaras Kind noch lebte, flog die Tür des Hurenhauses auf, und heraus trat
Gregorio.
    Â»Was machst du denn hier?«, fragte er und stierte ihn mit betrunkenen
Augen an. »Hast du schon die Nase voll vom heiligen Leben? Oder juckt dir der
Schwanz?«
    Grinsend wankte er auf Teofilo zu und wollte ihn umarmen. Doch der
stieß ihn mit beiden Händen von sich.
    Â»Wo ist Chiaras Sohn?«
    Â»Oh, das hast du schon mitgekriegt? Dass da jemand verschwunden
ist?« Gregorio rülpste. »Kein Wunder, du warst ja schon immer schlauer als alle
anderen. Aber täusch dich mal nicht. Vielleicht bin ich noch ein ganz kleines
bisschen schlauer als du!«
    Â»Du gibst es also zu?« Teofilo war fassungslos. Gleichzeitig fiel
ihm ein Stein vom Herzen.
    Gregorio zuckte nur mit den Schultern. Obwohl er wie ein Weinfass
stank, schien er plötzlich nüchtern. »Hast du wirklich geglaubt, ich würde mir
das gefallen lassen?«, fragte er. »Dass eine verzückte Nonne uns den
Peterspfennig stiehlt, den wir so dringend brauchen wie die Luft zum Atmen?
Fünfhundert Pfund Silber? Jahr für Jahr?«
    Â»Sag mir, wo das Kind ist!«
    Â»Einen Teufel werde ich tun! Der Balg ist an einem sicheren Ort!«
    Â»Dann bring mich da hin.«
    Â»Du brauchst meine Hilfe? Das ist ja was
ganz Neues! Nein, und wenn du mich auf Knien bittest! Erst das Geld, dann die Ware!«
    Â»Hier!«, sagte Teofilo und zog eine Dokumentenrolle aus dem Ärmel.
    Gregorios Augen glänzten vor Gier. »Was ist das?«
    Â»Der Peterspfennig. Chiara ist bereit, auf alles zu verzichten.«
    Â»Her damit!«
    Gregorio schnappte nach der Urkunde, doch Teofilo war schneller und
zog die Hand zurück.
    Â»Erst, wenn du mich zu ihrem Kind führst.«
    Â»Erst, wenn ich das Geld in Händen habe.«
    Â»Wer die Urkunde hat, dem gehört der Peterspfennig.«
    Â»Glaubst du, du kannst mich bescheißen?«
    Â»Ich warne dich«, sagte Teofilo. »Entweder, du tust, was ich sage,
oder …« Er sprach die Drohung nicht aus.
    Â»Oder was?«
    Er blickte seinem Bruder fest in die Augen. »Hast du vergessen, was
ich von dir weiß? Du hast versucht, mich umzubringen – den Papst, Gottes
Stellvertreter.«
    Gregorio wurde blass. »Na und?«, fragte er unsicher.
    Teofilo packte ihn am Kragen. »Du hast das Geständnis mit eigener Hand
unterschrieben. Wenn ich das einem Richter zeige …« Er machte mit der Handkante
eine Schnittbewegung vor seiner Kehle.
    Im selben Moment ertönte von Ferne ein Ruf.
    Â»Habemus papam! Habemus papam!«
    Gregorio zuckte zusammen.
    Â»Begreifst du?«, fragte Teofilo. »Jetzt geht es dir an den Kragen.
Wenn der neue Papst erfährt, dass du …«
    Â»Von wegen!«
    Schneller, als Teofilo ihn daran hindern konnte, riss Gregorio ihm
die Urkunde aus der Hand. Mit einem Satz sprang er auf sein Pferd und
galoppierte davon.
    8
    Â»Vorwärts!«, rief Gregorio. »Schlaft nicht ein, faules Pack!
Oder muss ich euch erst in den Arsch treten?«
    Ãœber Nacht hatte die Tuskulanerburg sich in eine riesige Baustelle
verwandelt. Aus allen Dörfern und Gemeinden der Grafschaft hatten Gegorio und
seine Brüder Handwerker zusammengetrommelt, Maurer und Steinmetze, Bauarbeiter
und Tischler, Zimmerleute und Schmiede, die mit einem hundertköpfigen Tross an
Tagelöhnern und Leibeigenen die Tore und Mauern befestigten, um das Kastell vor
einem Angriff zu schützen. Die Ernennung des neuen Papstes hatte die Tuskulaner
in höchste Alarmbereitschaft versetzt. Der Bischof von Toul galt als ein
streitbarer Gotteskrieger und Mann, der keine Gnade kannte, wenn es um die
Herrschaft der Kirche ging.
    Â»Und wie kommen wir an unser Geld?«, wollte Ottaviano wissen.
    Â»Wir haben alles, was wir brauchen.«
    Gregorio klopfte sich auf die Brust. Dort, auf der Höhe seines
Herzens, trug er die Urkunde, die ihm den Peterspfennig

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