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Der Kinderpapst

Der Kinderpapst

Titel: Der Kinderpapst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Prange
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wiederfand, schlug Gregorio die Eisentür
hinter ihm zu. Triumphierend blickte er durch das Gitter.
    Â»Wer nicht hören will, muss fühlen«, lachte er und verriegelte das
Schloss. »Hier kannst du beten, bis du schwarz wirst.«
    11
    Petrus da Silva hatte noch den Staub von der Reise in der
Soutane, als er an sein Pult trat. Tausend Dinge gab es zu regeln, um dem
Bischof von Toul einen würdigen Empfang in der Stadt zu bereiten. Angeblich
hatte Bruno von Egisheim bereits die Alpen überquert, und Bonifacio war ihm
entgegengereist, um ihn nach Rom zu geleiten, wie es die Pflicht des Toskaners
war. Petrus da Silva rieb sich die Wange. Nach allem, was er über den Cousin
des Kaisers in Erfahrung gebracht hatte, schien dieser Mann, wie Heinrich
gesagt hatte, weniger von persönlichem Ehrgeiz als von ernsthaftem
Glaubenseifer beseelt.
    Hatte der Heilige Geist sich endlich für den richtigen Kandidaten
entschieden?
    Ein Hüsteln weckte ihn aus seinen Gedanken. Ein Diakon war in das
Kabinett getreten, ohne dass der Kanzler es bemerkt hatte.
    Â»Was gibt’s?«
    Â»Eine Dame verlangt Euch zu sprechen, Eminenz. Sie bittet um eine
Unterredung.«
    Â»Was für eine Dame?«, fragte Petrus da Silva. »Hat sie keinen
Namen?«
    Noch während er sprach, ging die Tür auf, und herein trat eine Frau,
die ihm seit Jahr und Tag nichts als Sorgen und Verdruss bereitete.
    Â»Edle Herrin Chiara«, begrüßte er sie. »Seid willkommen im Namen des
Herrn.«
    Er streckte ihr seine Hand entgegen. Doch statt sie zu küssen, wie
der Respekt vor seinem Amt es verlangte, sagte sie: »Ich will eine Anzeige
erstatten.«
    Â»Eine Anzeige?« Petrus da Silva hob überrascht die Brauen. »Gegen
wen?«
    Â»Gregorio di Tusculo.«
    Â»Den Kommandanten des Stadtregiments? Weshalb? Was werft Ihr ihm
vor?«
    Â»Mord«, erwiderte sie. »Gregorio di Tusculo hat seinen Vater
umgebracht.«
    Â»Was behauptet Ihr da?« Petrus da Silva schaute sie prüfend an. »Der
Fall ist geklärt, es hat einen Prozess gegeben. Einen Prozess und ein Urteil.
Der Sohn des Sabinergrafen, Ugolino, wurde für die Tat hingerichtet.«
    Â»Das war ein Fehlurteil!«
    Â»Es verwundert mich, das ausgerechnet aus Eurem Mund zu hören.
Immerhin erfolgte das Urteil aus einer Klage Eures Gemahls. Wusstet Ihr das
nicht?«
    Â»Doch«, entgegnete sie. »Trotzdem behaupte ich, dass Ugolino zu
Unrecht verurteilt wurde. Der wahre Mörder des Grafen von Tuskulum war sein
eigener Sohn – Gregorio.«
    Der Kanzler legte sein Schreibzeug auf das Pult. Was wusste diese
Frau? Er hatte immer geglaubt, dass außer ihm nur ein Mensch die Wahrheit über
den Mord in St. Peter kannte, und dieser Mensch war tot … Als er sah, dass
Chiara di Sasso seinem Blick standhielt, forderte er sie mit einer Handbewegung
auf, Platz zu nehmen.
    Â»Ihr seid Euch hoffentlich bewusst, wie schwerwiegend ein solcher
Vorwurf ist«, sagte er.
    Â»Das bin ich«, antwortete sie, ohne sich zu setzen. »Aber ich habe
mir diesen Schritt reiflich überlegt.«
    Â»Obwohl Ihr wisst, in welche Gefahr Ihr Euch mit einer voreiligen
Anschuldigung begebt?«
    Â»Ihr meint, dass das Urteil an mir vollstreckt werden könnte, wenn
das Gericht den Angeklagten von seiner Schuld freispricht?«
    Petrus da Silva nickte.
    Â»Dieser Rechtsbrauch ist mir bekannt. Aber ich habe keine Angst.
Gregorio di Tusculo ist der Mörder seines Vaters, und ich bin bereit, den
Beweis zu führen.«
    Â»Dann sagt mir bitte, was Euch zu einer solchen Klage berechtigt.«
    Chiara zögerte, dann sagte sie: »Mein Mann hat auf dem Totenbett
seine Aussage widerrufen. Er hat in Gregorios Hand das Messer gesehen, mit dem
der Tuskulaner seinen Vater getötet hat, in der Basilika, am Tag des Hochfests
der Apostel Peter und Paulus.«
    Â»Auf dem Totenbett?«, fragte Petrus. »War Euer Mann da überhaupt
noch klaren Sinnes?«
    Â»Bis zum letzten Atemzug.«
    Â»Aber diese Aussage steht im Widerspruch zu der Anklage, die er vor
Gericht erhoben hat.«
    Â»Dessen bin ich mir bewusst. Dennoch ist es die Wahrheit, so wahr
mir Gott helfe!«
    Petrus da Silva spürte das Pochen seines Zahns. Was führte diese
Frau im Schilde? Hatte Domenico ihr verraten, wer ihn damals zu seiner Klage
genötigt hatte? Wollte sie ihm drohen, um sich den Peterspfennig zu sichern?
    Â»Ich nehme Eure Worte zur Kenntnis«,

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