Der Kinderpapst
Geständnis«, erklärte Teofilo. »Darin bekennst du dich zu der
Absicht, deinen päpstlichen Bruder umzubringen. Ich will, dass du das
unterschreibst.«
»Wes ⦠weshalb soll ich das tun?«
»Damit ich mir Deiner sicher sein kann. Für immer.«
»Das ist Erpressung!«
»Mir ist es gleich, wie du das nennst.« Teofilo hielt ihm das
Pergament unter die Nase. »Sobald du unterschrieben hast, vergebe ich dir deine
Sünden.«
Gregorio kniff sein linkes Auge zusammen. »Und wenn ich mich
weigere?«
»Dann verweigere ich dir die Absolution, und du wirst für alle Zeit
in der Hölle schmoren.«
Eine schwarze Katze huschte durch den Raum und sprang auf eine
Fensterbank. Gregorio starrte sie an wie zuvor seinen Bruder.
»Erst muss das verdammte Vieh weg!«, zischte er.
Teofilo gab einem Gardisten ein Zeichen, und während die Katze
hinausgetragen wurde, stand sein Bruder auf und nahm endlich das Schreiben.
»Wirst du mir wirklich vergeben, wenn ich tue, was du willst?«,
fragte er mit erstickter Stimme.
»Ja. Wenn du unterschreibst, spreche ich dich von allen deinen
Sünden frei. Im Namen des dreifaltigen Gottes.«
Gregorio zögerte noch immer. »Von allen meinen Sünden?«, wiederholte
er dann. »Wirklich ALLEN ?«
Teofilo nickte.
»Also gut.« Sein Bruder zog ein Gesicht, als würde eine Zentnerlast
von seinen Schultern fallen. »Gib her!«, sagte er zu dem Pagen, der schon eine
Gänsefeder für ihn bereithielt.
Mit angehaltenem Atem sah Teofilo zu, wie Gregorio mit ungelenker
Hand seinen Namen unter das Geständnis setzte, das einzige Wort, das sein
Bruder schreiben konnte. Was für ein berauschendes Gefühl! Noch nie hatte er
seine Macht so sehr empfunden wie in diesem Moment. Als hätten die Heiligen und
Kirchenväter an den Wänden ihn endlich für würdig befunden, sein Amt anzutreten.
» In deo te absolvo «, sagte er, als
Gregorio ihm das unterschriebene Pergament zurückgab.
»Und damit du siehst, dass nicht nur Gott dir verzeiht, sondern auch
ich, werde ich dich zum Patronus erheben, zum Schutzherrn Roms. Als sichtbares
Zeichen, dass wir Seite an Seite stehen. Die Vereinigung der weltlichen und
geistlichen Macht. Wie unser Vater es gewollt hat.«
Sein Bruder kniete vor ihm nieder und küsste seinen Ring. »Ich danke
Euch, Heiliger Vater.«
»Bedank dich nicht mit Worten, sondern mit Taten«, erwiderte
Teofilo. »Ich habe einen Auftrag für dich.«
»Welchen?«
»Du musst eine Botschaft überbringen, ohne dass Petrus da Silva
davon erfährt.«
»Wer ist der Empfänger?«
»Der Kaiser«, antwortete Teofilo. »Richte ihm aus, unsere Synode
soll in Neapel stattfinden. Rom ist eine Schlangengrube, und ich habe Sorge,
dass hier â¦Â«
»Aber der Kaiser ist in Apulien, und dort herrscht das Sumpffieber!
Kann nicht jemand anders �«
»Nein«, entschied Teofilo. »Du bist der einzige Mensch, dem ich
traue. Gott wird dich schützen!«
Er hob seine Rechte zum Segen. Gregorio blickte auf sein Geständnis
in Teofilos Hand und beugte sein Haupt.
»Ihr seid der Papst«, sagte er. »Ich werde tun, was Ihr befehlt.«
16
»Ich liebe dich«, flüsterte Domenico. »Ich liebe dich â¦Â«
Sein Haar klebte in Strähnen an seiner Stirn, und in seinem
Oberlippenbart perlten kleine SchweiÃtropfen, während er wieder und wieder in
Chiaras Schoà drang und ihr dabei mit rauer Stimme seine Liebe beteuerte. Wie
sehr wünschte sie sich, seine Gefühle zu erwidern. Doch sie konnte ihr Herz
nicht täuschen. Statt Lust empfand sie nur Schmerz, und ihr Leib empfing seine
Liebkosungen so reglos, als wäre er ein Stück Holz. Hoffentlich war es bald
vorbei.
»Ja, ich liebe dich â¦Â«
Mit einem Seufzer erstarb Domenico in ihren Armen. Chiara drehte sich
zur Seite. Früher hatte er manchmal gefragt, ob auch sie die Umarmung genossen
habe, doch zum Glück hatte er das aufgegeben â sie war eine so schlechte
Lügnerin, dass sie jedes Mal rot geworden war. Ohne sich zu rühren, wartete sie
ab, dass er das Bett verlieà und seine Kleider anzog.
»Ich gebe in der Küche Bescheid, dass wir frühstücken wollen«, sagte
er.
»Das ist lieb«, erwiderte sie. »Aber fangt schon ohne mich an. Ich
brauche noch eine Weile.«
Als sie allein war, wartete sie,
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