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Der Kinderpapst

Der Kinderpapst

Titel: Der Kinderpapst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Prange
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Doch sie war noch keinen Schritt weit
gekommen, da traf sie ein Schlag am Kopf, und sie stürzte zu Boden.
    Wie betäubt fasste sie sich an die Schläfe und spürte etwas Warmes,
Klebriges an ihrer Hand.
    Â»Jesus Maria, Ihr blutet ja!«, rief Giulia.
    Als Chiara aufstand, wurde ihr schwindlig. Jetzt nur nicht ohnmächtig
werden! Während Anna ihr das Kopftuch vom Haar riss und auf die Wunde presste,
um die Blutung zu stillen, sah sie Teofilo. Wie ein Ertrinkender an eine
Schiffsplanke klammerte er sich an den kreisenden Thron.
    Â»Komm, Giulia, wir nehmen sie zwischen uns und bringen sie nach Hause«,
hörte sie Anna sagen.
    Â»Und unser Geld?«, fragte Giulia.
    Â»Herrgott, das hatte ich ganz vergessen!«
    Â»Keine Sorge, ich bleibe hier und suche weiter. – Los, geh schon!«,
drängte sie, als Anna zögerte. »Bring die Herrin nach Hause.«
    Da gellte ein Schrei über den Platz, und Teofilo wurde von dem
Throngestühl geschleudert, mitten unter seine Feinde. Im selben Moment erwachte
Chiara aus ihrer Betäubung. Voller Entsetzen sah sie, wie der Sabinergraf sich
auf Teofilo stürzte, die Streitaxt bereits zum Hieb erhoben.
    Â»Lieber Gott! Bitte nicht!«
    Anna breitete die Arme aus und hüllte Chiara mit ihrem Umhang ein.
»Schau nicht hin!«, sagte sie. »Schau einfach nicht hin!«
    12
    Teofilo sah blanken Stahl aufblitzen.
    Â»Zum Teufel mit dir!«, rief Severo und ließ die Axt auf ihn herabsausen.
    Mit einem Hechtsprung warf Teofilo sich zur Seite.
    Â»Hau ab!«, rief Gregorio.
    Teofilo rappelte sich auf. Mit gezücktem Schwert stürzte sein Bruder
sich zwischen ihn und den Sabiner.
    Â»Worauf wartest du? Hau endlich ab!«
    Teofilo brummte der Schädel, der Wein vernebelte sein Gehirn, kaum
konnte er einen Gedanken fassen. Nur einen Steinwurf entfernt sah er eine freie
Gasse. Doch überall waren Feinde, in solcher Überzahl, dass ihm der Fluchtweg
weiter weg schien als die Via Appia.
    Â»Du sollst dich verpissen!«
    Er saß in der Klemme. Was konnte er tun?
    Plötzlich hatte er eine Idee. Er warf den Weihwassersprengel in das
Getümmel. Als hätte er einer Herde Schweine Futter hingeworfen, stürzten seine
Verfolger sich auf das goldene Gerät. Der kurze Augenblick genügte. In ein paar
Sätzen war Teofilo in der Gasse.
    Wohin sollte er fliehen? Ihm fiel nur eine Möglichkeit ein – die
Laterna Rossa! Bei den Huren würde er sicher sein!
    So schnell er konnte, rannte er hinunter zum Tiber. Im Laufen streifte
er alles ab, was ihn verriet, die Dalmatika und die Tunicella und auch die
roten Pantoffeln. Nur die Alba behielt er an.
    Barfuß gelangte er an den Fluss. Als er die Engelsbrücke erreichte,
blieb er stehen, um Atem zu schöpfen.
    Â»Da! Da ist er!«
    Â»Lasst ihn nicht entkommen!«
    Â»Ja! Sperrt die Brücke!«
    Teofilo drehte sich um. Wie ein Bienenschwarm näherten sich seine
Verfolger. Er blickte nach links, nach rechts – aber nirgendwo war der Weg
frei.
    Da sah er am Ufer ein Fischerboot. Ohne zu überlegen, stolperte er
die Böschung hinunter, schlug den Fischer zu Boden und sprang in den Kahn.
    Er hatte Glück, die Strömung trieb ihn vom Ufer fort. Aber kaum nahm
er die Ruderblätter auf und legte sich in die Riemen, flogen ihm Steine um die
Ohren. Kopfüber sprang er in den Fluss und nahm Deckung hinter dem Boot. Wie
Hagel prasselten die Steine gegen die hölzerne Wandung. Eine Planke
zersplitterte, kurz darauf eine zweite … Gleich würde der Kahn untergehen.
    Es gab nur noch eine Möglichkeit. Teofilo ließ die Bootswand los,
hielt die Luft an und tauchte unter.
    Würde sein Atem bis zum Ufer reichen?
    Mit den Füßen stieß er sich an der Bootswand ab und schwamm unter
Wasser Richtung Land. Fünfzehn, sechzehn, siebzehn Züge – dann ging ihm die
Luft aus.
    Prustend tauchte er wieder auf. Gott sei Dank! Bis zum Ufer waren es
nur noch ein paar wenige Armlängen.
    Â»Da! Da drüben!«
    Schon hatten seine Verfolger ihn entdeckt, drei Boote waren ihm auf
den Fersen, und vor ihm erhob sich eine geschlossene Gebäudefront. Er wollte
wieder untertauchen, da entdeckte er zwischen zwei Häusern einen Spalt. Der
Durchschlupf war so eng, dass kaum ein Kind hindurchpasste. Egal! Er musste es
versuchen!
    Mit triefenden Kleidern watete er an Land. Die Schulter voran,
quetschte er sich in die Lücke. Sofort steckte er fest.

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